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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0045
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Kirchenordnung 1543

sette hebben, alse de leve, dardörch ein ider
na syner esschinge 2a denet anderen lüden und is
des gewisse, wat he also andern deit, dat he
dat Christo sülvest gedan hefft, Matth. 25 [40].
Wolde Godt, dat wy sölcke gude früchte als
gude böme edder de leven kinder Gades könden
bequemelick tho syner tydt hervorbringen, Gade
tho eheren, de solcks van uns mit synen tein
gebaden fordert und unsem negsten tho denste,
de solcks wol bedarf.

DUERBAR 3] Solcke gude werke, von Gade
gebaden, gefallen sehr wol unsem leven Heren
Gade, unsem hemmelschen Vadere, und unsem
leven Heren Jesu Christo, dem Söne Gades, und
so wol, dat he se ok tydtlick und ewichlick be-
lonen wil, alse he gnedichlick vakene thoge-
secht und vorheten hefft in der hilligen schrift.
Nicht dat unse werke solcker belöninge werd
sind und wy solckes vordenet hebben, sunder
umme syner thosage willen, an welcker Gade
mehr gelegen is, den an hemmel und erde.

UNVULKAMEN UND UNREIN] Overst solcke
gude werke, de Godt in der ersten und anderen
tafelen gebaden hefft (welckere heten: Godt
leven und unsen negesten leven) sind nicht
by uns vullenkamen, ja, dat alderringeste dohn
wy van reynen herten, welck dörch den ge-
loven (vorhen ehr wy gude werke dohn konnen)
gereiniget is, Act. 15 [9]. Und dat grötteste
blifft nach dar hinder, wente yd is unmögelick
(alse ok Augustinus plecht tho seggende 4 und
de erfarenheit brenget yd mit by uns, wen wy
nicht mit hüchelye vorblendet sind), dat ein
mynsche in dyssem levende könne mit synen
kreften und werken inwendich und uthwendich
dit gesette Gades vullenbringen: Du schalt leven
den Heren, dynen Godt, van ganzem herten,
van ganzer seelen, van alle dynen kreften, und
dynen negesten alse dy sülvest [Luk 10,27],
dat is uns armen sundern vyle tho vele, van
ganzem herten etc. und alse dy sülvest. Item,
wy sind noch ok hyr im sterfliken und sund-

2a Beruf, vgl. Schiller u. Lübben, 1. Bd., S. 796 f.

3 = teuer, kostbar.

4 Vgl. z. B. De grat. et lib. arb., XVII —XVIII,

liken lyve und de böse lust wedder Godt und
unsen negesten röget sick ane underlaht, wedder
welcke wy mit dem Geiste, den uns Godt gege-
ven hefft, striden möthen, dat wy nicht dohn
allent, wat wy willen, Gal. 5 [17]. Darumme
kant uns ock noch wol feilen, alse yd groten
hilgen gefeilet hefft, de sere groff vilen. Lat
uns nicht seker syn, gelick efft id nu nein noth
mit uns hebbe, Paulus secht thon Galatern: Wol
dar steit, de seh tho, dat he nicht valle [1. Kor
10,12]. Dardörch werden denne alle unse guden
werke nicht allene unvulkamen, sunder ock, so
vele by uns is, unreine. Wen wy wat gudes dohn.
so kömpt unse ydel ehre, unse vordeil und nüt-
ticheit unde ander düvelsdreck unser bösen lüste
dartho, dat wy unser guden werke uns nicht
römen können, efft wy wol vele gude werke
dohn.

AFFGOEDESCHE WERKE] Unde dat wy uns
so erkennen, dat is uns guth, wy wörden uns
anders up unse guden werke vorlathen unde
wörden mit ungeloven dörch hüchelye uth unsen
guden werken böse werke vor Gade unde rechte
affgöderie maken, alse de phariseyer, de da vor
Gade dorfte seggen: Ick danke dy, Godt, dat
ick nicht bin alse de andern, de ungerechten,
rövere, ehebreckere etc. [Luk 18,11], Sölcke pha-
riseyr menen, se holden alle gebade Gades so
vulkamen, dat se ock mehr dohn, wenn en ge-
baden is, alse disse secht: Ick faste twemal in
der weken [Luk 18,12], dat hadde Godt nicht
gebaden, alse ock unse mönneke hebben opera
supererogationis. Overst Lucas scheld se int
erste, dat se sick up sick sülvest verlathen,
dat is, up ere gude schynende levend unde guden
werke [Luk 18,9]. Dat het so vele: Se sind un-
gelövige gotlose hüchelere, de van der ersten
tafele des gesettes nicht enen bockstaff holden.
Wente: Vorlathen se sick up sick sülvest, so
vorlathen se sick jo nicht up Godt unde Gades
gnade unde barmherticheit. Wor sind hyr de
ersten gebade: Du schalt nicht andere gödere

36 — 37; MSL 44,903 f. De spir. et lit. XXVIII,

49; MSL 44,231; CSEL 60,204. Contra duas ep.

Pelag. III, 2,2; MSL 44,588; CSEL 60,486 f.

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