Kirchenordnung 1543
doch leider ane uthleginge. Se könen mit einem
Deo gratias darvan kamen. Darvan heten se
canonici, a canonica scriptura, alse de olden
doctores de hilge schrift nömen. Dat sind ock
horae canonicae, de stunden, in welcken werd
gelesen und tracteret canonica scriptura. Overst
in dissen lesten tyden hefft de antichrist mit
synen gotlosen bisschoppen und dömpapen sül-
■cke götlike namen in einen schendigen und
spöttischen misbruck gebracht und lose papen
und vule büke daruht gemaket.
De predicator mit den beiden theologen scho-
len de översten superintendenten syn, de rich-
ten scholen de lere, so etlike predicanten ver-
klaget werden, der valschen leren edder unwe-
'tenheit halven. Tho den schal men senden alle
erwelede predicanten, dat se de examineren
und christlick ordineren. Nen predicante edder
scholemeister schal angenamen werden, de nicht
schriftlike tüchnisse hefft van en. Disse scholen
macht hebben, tho citeren und tho vorderen de-
jennen, de umme der lere willen verklaget wer-
den und de schuldigen und ungehorsamen, so
se sick nicht beteren willen, vam ampte afftho-
settende, fürder schal sick ere jurisdiction nicht
strecken.
Over dit alle schal ock under den canoniken
upgerichtet werden ein gemein consistorium ec-
clesiasticum vor dit ganze land, darhen scholen
gewyset werden (und anders nergende hen) alle
hadersaken van kercken und kerckengüdern, van
kerckendenern und scholendenern und eren sola-
68 So spricht Bugenhagen auch in seiner in
Anm. 69 angeführten Schrift von „vnwider-
komlichem Weglauffen.“
69 M. Luther, Von Ehesachen, 1530. WA 30 III,
S. 205 --- 248. J Bugenhagen, Vom Ehebruch
vnd weglauffen, 1539. Beide Schriften erschie-
nen 1540 in einem Band zusammen mit einer
Schrift Melanchthons unter dem Titel „Von
Ehesachen. D. Mart. Luth. Item Vom Ehe-
bruch vnd weglauffen. D. Johan Bugenhagen
Pomer an Königliche Maiestat zu Denemarcken
etc. De Arbore Consanguinitatis et Affinitatis
siue Gradibus. Philip. Melanth. Wittemberg
MDXL“, vgl. G. Geisenhof, Bibl. Bugenhagi-
ana. 1908, Nr. 302—305. — Johann Brenz, Wie
yn Ehesachen, vnd jn den fellen, so sich der-
rien. Darhen schal men ock wysen alle ehesaken,
wenn se hadersaken werden, alse thovorne ge-
secht is. Darumme scholen se ock macht hebben,
tho citeren und tho straffen na Christus regel,
Matth. 18 [17], Völt överst de sake der werlt-
liken overicheit tho straffende, so scholen se
yd darhen wysen. Und der overicheit scholen
se antögen, dat se straffen schal offentlike hore-
rye, ehebrekerye, woker etc. Twe canonici in
consistorio principales scholen juristen syn, so
geleret, dat se de ehesaken richten könen und
andere geltsaken van den kerckengüdern etc.
Doch dat se nicht volgen des pawestes unrechte
rechte in dissen twen ehesaken, im unvorsön-
likem ehebroke und im unwedderkamelikem 68
wechlopen, darvan gude bokesschen 69 geschre-
ven sind uth Gades worde na dem natürliken
rechte 70. Sind de beiden so geschicket, dat se
ock mit gudem rade dissen landen und lüden
nütte könen syn, so is yd noch vele bether und
sülcke schal men in dem consistorio gerne we-
ten. Twe canonici scholen dar notarii syn, schri-
ven alle hendele und sententien, examineren,
testes etc. De anderen canonici scholen im con-
sistorio mitradt und bysittere und richtere syn
und also leren im consistorio, in den prediken
und in den theologiae lectionibus, dat se na-
mals tho grötern ampten mögen gebruket werden.
Sülck alles moth jo heten eine christlike scho-
le, dar de canonici billick den sold edder ere pre-
benden nemen, wat scholden se anders nütte
syn?
halben zu tragen, nach Götlichen billichen
Rechten, Christenlich zu handeln sey. Mit
einer Vorrhede Mart. Luthers, 1531. Erst-
druck der Schrift ohne Luthers Vorrede schon
vor dem 27.7.1529, vgl. WA 30 III, S. 479.
Luthers Vorrede WA 30 III, S. 481 — 486.
70 Vgl. Bugenhagen, Vom Ehebruch ...: „vnan-
gesehen die vngerechten Bapstrechte, die da
wider sind, das man dem vnschuldigen Teile
nicht helffen sol, welches doch auch ist wider
das natürliche Recht, da alle Keiserliche
Rechte aus komen sind, vnd die Juristen
bekennen, wenn leges oder Gesetze oder
Rechte werden eigentlich befunden, das sie
sind wieder das natürliche Gesetz, so sollen
vnd müssen sie nicht recht sein...“
6
49
doch leider ane uthleginge. Se könen mit einem
Deo gratias darvan kamen. Darvan heten se
canonici, a canonica scriptura, alse de olden
doctores de hilge schrift nömen. Dat sind ock
horae canonicae, de stunden, in welcken werd
gelesen und tracteret canonica scriptura. Overst
in dissen lesten tyden hefft de antichrist mit
synen gotlosen bisschoppen und dömpapen sül-
■cke götlike namen in einen schendigen und
spöttischen misbruck gebracht und lose papen
und vule büke daruht gemaket.
De predicator mit den beiden theologen scho-
len de översten superintendenten syn, de rich-
ten scholen de lere, so etlike predicanten ver-
klaget werden, der valschen leren edder unwe-
'tenheit halven. Tho den schal men senden alle
erwelede predicanten, dat se de examineren
und christlick ordineren. Nen predicante edder
scholemeister schal angenamen werden, de nicht
schriftlike tüchnisse hefft van en. Disse scholen
macht hebben, tho citeren und tho vorderen de-
jennen, de umme der lere willen verklaget wer-
den und de schuldigen und ungehorsamen, so
se sick nicht beteren willen, vam ampte afftho-
settende, fürder schal sick ere jurisdiction nicht
strecken.
Over dit alle schal ock under den canoniken
upgerichtet werden ein gemein consistorium ec-
clesiasticum vor dit ganze land, darhen scholen
gewyset werden (und anders nergende hen) alle
hadersaken van kercken und kerckengüdern, van
kerckendenern und scholendenern und eren sola-
68 So spricht Bugenhagen auch in seiner in
Anm. 69 angeführten Schrift von „vnwider-
komlichem Weglauffen.“
69 M. Luther, Von Ehesachen, 1530. WA 30 III,
S. 205 --- 248. J Bugenhagen, Vom Ehebruch
vnd weglauffen, 1539. Beide Schriften erschie-
nen 1540 in einem Band zusammen mit einer
Schrift Melanchthons unter dem Titel „Von
Ehesachen. D. Mart. Luth. Item Vom Ehe-
bruch vnd weglauffen. D. Johan Bugenhagen
Pomer an Königliche Maiestat zu Denemarcken
etc. De Arbore Consanguinitatis et Affinitatis
siue Gradibus. Philip. Melanth. Wittemberg
MDXL“, vgl. G. Geisenhof, Bibl. Bugenhagi-
ana. 1908, Nr. 302—305. — Johann Brenz, Wie
yn Ehesachen, vnd jn den fellen, so sich der-
rien. Darhen schal men ock wysen alle ehesaken,
wenn se hadersaken werden, alse thovorne ge-
secht is. Darumme scholen se ock macht hebben,
tho citeren und tho straffen na Christus regel,
Matth. 18 [17], Völt överst de sake der werlt-
liken overicheit tho straffende, so scholen se
yd darhen wysen. Und der overicheit scholen
se antögen, dat se straffen schal offentlike hore-
rye, ehebrekerye, woker etc. Twe canonici in
consistorio principales scholen juristen syn, so
geleret, dat se de ehesaken richten könen und
andere geltsaken van den kerckengüdern etc.
Doch dat se nicht volgen des pawestes unrechte
rechte in dissen twen ehesaken, im unvorsön-
likem ehebroke und im unwedderkamelikem 68
wechlopen, darvan gude bokesschen 69 geschre-
ven sind uth Gades worde na dem natürliken
rechte 70. Sind de beiden so geschicket, dat se
ock mit gudem rade dissen landen und lüden
nütte könen syn, so is yd noch vele bether und
sülcke schal men in dem consistorio gerne we-
ten. Twe canonici scholen dar notarii syn, schri-
ven alle hendele und sententien, examineren,
testes etc. De anderen canonici scholen im con-
sistorio mitradt und bysittere und richtere syn
und also leren im consistorio, in den prediken
und in den theologiae lectionibus, dat se na-
mals tho grötern ampten mögen gebruket werden.
Sülck alles moth jo heten eine christlike scho-
le, dar de canonici billick den sold edder ere pre-
benden nemen, wat scholden se anders nütte
syn?
halben zu tragen, nach Götlichen billichen
Rechten, Christenlich zu handeln sey. Mit
einer Vorrhede Mart. Luthers, 1531. Erst-
druck der Schrift ohne Luthers Vorrede schon
vor dem 27.7.1529, vgl. WA 30 III, S. 479.
Luthers Vorrede WA 30 III, S. 481 — 486.
70 Vgl. Bugenhagen, Vom Ehebruch ...: „vnan-
gesehen die vngerechten Bapstrechte, die da
wider sind, das man dem vnschuldigen Teile
nicht helffen sol, welches doch auch ist wider
das natürliche Recht, da alle Keiserliche
Rechte aus komen sind, vnd die Juristen
bekennen, wenn leges oder Gesetze oder
Rechte werden eigentlich befunden, das sie
sind wieder das natürliche Gesetz, so sollen
vnd müssen sie nicht recht sein...“
6
49