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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0103
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3. Kirchenordnung unser,

von Gottes genaden Julii, herzogen zu Braunschweig und Lüneburg etc.

Wie es mit lehr und ceremonien unsers fürstenthumbs Braunschweig, Wulffenbütlischen
theils, auch derselben kirchen anhangenden sachen und verrichtungen hinfurt (vermittelst

göttlicher gnaden) gehalten werden sol.

Gedruckt zu Wulffenbüttel durch Cunradt Horn 1569 1

Vorrede.

Von Gottes gnaden Wir Julius, herzog zu
Braunschweig und Lüneburg etc., empieten allen
und jeden unsern und unsers fürstenthumbs
praelaten, grafen, herrn, denen von der ritter-
schaft, haupt und amptleuten, superintenden-
ten, pfarrherrn, predigern, kirchendienern, bür-
germeistern, richtern und rethen der stedte und
allen unsern underthanen, angehörigen und ver-
wandten, wie die namen haben mögen, unsern
gruss, gnad und alles guts zuvor und fügen euch
hiemit zu wissen:

Nachdem der allmechtig weiland den hoch-
gbornen fürsten, herrn Heinrichen, den jüngern,
herzogen zu Braunschweig und Lüneburg etc.,
unserm vielgeliebten herrn und vatter, christ-
milter und seliger gedechtnuss, in der warhafti-
gen und seligmachenden erkantnuss seines lie-
ben Sohns Jhesu Christi zu seinen göttlichen

1 Druckvorlage: Druck von 1569, Wolfenbüttel
bei Conrad Horn. Expl. der Nieders. St. und
U. B. Göttingen (Jus statut. V 7637); Hand-

expl. des Herzogs Julius, über der „Vorrede“
mit seiner Hand geschrieben: „1569 GVMGI
HZBVL“= 1569. Gott verleihe Mir Gnade.

Julius, Herzog zu Braunschweig und Lüne-
burg. — Auf der Vorderseite des Lederein-
bandes finden sich Wappen und Titel des
Herzogs, auf der Rückseite ein Bild der hl.
Dreieinigkeit, darunter ein Licht auf einem
Leuchter, umgeben von einem fliegenden Band
mit der Aufschrift: „ALIIS IN SERVIO ME
IPSUM CONSVMO. 1567“. Zu beiden Seiten des
Lichtes stehen die Buchstaben: „I. D. B.E.L“.
Umrahmt wird das Ganze von dem Spruch
„O HER. BEHVETE MIR NIT MER DAN SEL.
LEIB VNT EHR. V. G. G. IVLIVS. HERZOGZV
B. V. L.“ — Quart, 69 Bll. u. 231 Bll. Auf der
Rückseite des Titelblatts Bildnis des Herzogs.
Bl. 1 u. Bll. 69. 91 u. 230 V. leer.

gnaden erfordert 2 und also auf uns als s. l. 2a
einigen natürlichen sohn und erben 3 dero für-
stenthumb gestammet und geerbet, haben wir
uns zu angehender unser regierung unsers ampts
mit besonderm vleiss erinnert und erwogen, das
wir unsern getreuen und lieben underthanen
nicht alleine umb zeitlichs friedens, ruhe und
einigkeit willen, sonder anuch darumb, von sei-
ner göttlichen allmacht fürgesetzt, das wir bey
denselben vor allem anderm, was die rechte
erkantnuss, anruffung und dienst Gottes belan-
get, vermöge unsers tragenden und von Gott
bevohlenen ampts befürderten und alsdann auch
der weltlichen regierung underfangen, damit
jederzeit allen und jeden unsern getreuen und
lieben underthanen recht und gerechtigkeit
wiederfahren und der gebür nach bey ihren
habenden gerechtigkeiten gehandhabt, geschüt-
zet und beschirmet werden mögen.

2 Herzog Heinrich der Jüng. war am 11. Juni
1568 gestorben.

2a = seines Leibes.

3 Nachdem die beiden ältesten Söhne Herzog
Heinrichs, Karl Viktor und Philipp Magnus,
am 9. Juli 1553 in der Schlacht bei Sievershau-
sen gefallen waren, war der dem Vater
wegen seines evangelischen Glaubens ver-
haßte Julius der einzige legitime Sohn. Eine
zweite, im Jahr 1556 geschlossene Ehe des
verwitweten Herzogs mit Sophie von Polen,
aus der Heinrich sich einen Sohn und Erben
erhoffte, blieb kinderlos, und Heinrichs un-
ehelicher Sohn, Eitel Heinrich von Kirchberg,
den Heinrich legitimieren lassen wollte, lehn-
te die Regierungsnachfolge mit Genehmigung
des Papstes aus Rücksicht auf Julius ab. So
mußte schließlich auch der Herzog seinen
Sohn Julius als Erben anerkennen. — Vgl.
Rehtmeyer III, S. 318 f.; Havemann II, S.379—
382; Beste, S. 51,65.

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