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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0107
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Kirchenordnung 1569

ein anfang der weissheit fürgeschrieben, ein
verdienlich werk gemacht, dardurch ihr selbst
eigene, auch deren, so sich in ihre brüderschaft
begeben, sünde zu büssen und vor Gott gnad
erwerben.

Demnach haben wir nach gehaltener visitation
der klöster, auch unserer lieben und getreuen
prelaten und personen darauf erfolgten decla-
ration 11 (so zur befürderung unserer ihnen vor-
gehalten und in Gottes wort gegründter refor-
mation, neben undertheniger danksagung dem
almechtigen und uns, als dem landsfürsten, ge-
schehen, mit allem gehorsam sich ganz gut-
willig erbotten und bewiesen), anfangs eine
verbesserung des gottesdiensts anstellen und
allein abschaffen lassen, was dem offenbaren,
reinen und unverfelschten wort Gottes, mit ver-
trauen auf den verdienst des ordens, messopfer
für die sünd der lebendigen und der todten, den
missbrauch einer gestalt des sacraments für
die leyen, anruffung der heiligen, vigilien, seel-
messen für die abgestorbenen und was derglei-
chen unsern algemeinen, catholischen, aposto-
lischen, christlichen glauben, durch welchen wir
zu dem einigen verdienst des gehorsambs unsers
Herrn Jhesu Christi gewiesen werden, genzlich
entgegen und zuwieder; dargegen aber den rech-
ten gottesdienst und die alte geseng de tempore
und kirchenubung im lesen und singen also an-
stellen lassen, das es neben dem gebet, anruf-
fung und danksagung für Gottes gnaden ein
studium der heiligen schrift sey, dadurch die
jungen knaben die geschicht und lehr der hei-
ligen schrift eigentlich und wol in gedechtniss
bringen, deren sie sich nachmals in der lehr
und predigten (darzu sie fürnemlich auferzogen)
der kirchen Gottes zu aufbauung hetten nützlich
zu gebrauchen.

Dessgleichen in allen und jeden unsers für-
stenthumbs mansklöstern gelerte und versten-
dige praeceptores verordnen lassen, welche ne-
ben verrichtunge der verordneten gottesdienst

11 Die Aebte und Pröpste mußten die Augsburg.
Konf. unterschreiben oder wurden entlassen,
vgl. Beste, S. 68.

in der kirchen den jungen knaben teglich (nach
derselben verstand) lectiones halten, sie under-
weisen und lehren, damit sie fürderlich zur
kirchen Gottes nützlich zu gebrauchen, in mas-
sen solches alles dieser unser ordnung einver-
leibet.

Nachdem auch neben den mansklöstern in
unserm fürstenthumb jungfrauenklöster gestif-
tet, welche anfangs anders nicht, denn christ-
liche zuchtheuser gewesen, darinnen die jung-
frauen zur warhaftigen erkentnuss Gottes, auch
aller christlicher zucht und erbarkeit aufer-
zogen, und da sie ihre jhar erreicht, durch der-
selben eltern widerumb daraus genommen und
versorget worden, haben wir dieselbige gleicher
gestalt auch nicht einreissen, noch abthun,
sonder (in massen auch in den mansklöstern ge-
schehen) allein den angestelten gottesdienst
nach anleitung heiliger göttlicher schrift und
unsers allgemeinen christlichen glaubens refor-
mirn und also anstellen lassen, darmit die jung-
frauen denselben auch verstehen, Gott nicht
darmit erzürnet, sie aber dadurch sampt allen
denen, so ihnen zuhören, gebessert werden
mögen.

Demnach wir vor dem allmechtigen wol mit
reinem gewissen sagen können, auch vor seiner
ganzen christenheit dessen öffentlich wieder
das lestern der wiederwertigen uns bezeuget
haben wöllen, das wir hiemit der klöster oder
andere geistliche güter in dem wenigsten nicht
gesucht, auch solches alles niemand weder zu
liebe noch zu leide, sonder allein dem allmech-
tigen zu lob und ehr, den klosterpersonen, auch
unsern getreuen und lieben underthanen zu
zeitlicher und ewiger wolfart vermög unsers
tragenden ampts und gewissens angestellet,
welcher mit besonderm ernst der oberkeit auf-
erleget, Deut. 17 [14 — 20], die abgötterey und
falschen gottesdienst abzuschaffen und die herr-
schaften, so wieder die warnung seiner pro-
pheten abgötterey geschützet und geschirmet,

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