Kirchenordnung 1569
welches rechtschaffene, gute und Gott wollge-
fellige werke sind; denn die meisten guten werk,
davon man im bapsthumb geleret und darauf
man die leute geweiset hat, sind entweder auß
menschensatzungen oder auß eigener selbser-
welte heiligkeit hergeflossen, als underscheid der
speise, heiligen anruffen, walfarten, rosenkrenz
beten und in summa das ganze klosterleben.
Was aber die schrift von solchen werken halte
und urtheile, zeugen die sprüche Deuteron. 12
[30 f.]; Jsai. 1 [10 — 17] und 29 [13]; Col. 2 [8],
Derhalben sollen nun die leute auf den grund
geführet werden, das rechtschaffene, gute, Gott
wollgefellige werke alleine die sind, welche
Gott in seinem wort vorgeschrieben und befoh-
len hat, Deuteronom. 12 [1]; Ezechiel. 20 [11];
Psalm. 119 [4],und sollen sonderlich die leute des
berichtet werden, das man Gott dienen könne
nicht allein in kirchen, klausen, klöstern etc.,
sondern wenn ein gleubiger, der umb Christus
willen mit Gott versönet ist, den vorsatz hat,
das er Gott wölle gehorsam sein und darauf
in den gemeinen werken der zehen gebotten,
ja in teglicher arbeit seines beruffs sich ubet, so
sey es ein rechter, wahrer gottesdienst, welcher
ihm umb Christus willen angenehm und gefellig
ist, Ephea. 6 [5 — 8]; Philipp. 3 [15]; 1. Petri 2 [5].
Und weil nun auß und nach Gottes wort ge-
lehret muß werden, das uns Gott gerecht und
selig mache nicht auß unsern werken, sondern
auß gnaden umb Christus willen durch den
glauben ohne zuthun der werke, so werden ohne
zweifel ihrer viel solche lehre darzu mißbrau-
chen wöllen, als solte und dürfte man nun
nichts guts thun 3. Derhalben muß diß fleissig
und woll verwahret werden durch solche er-
klerung, das ein rechtschaffener glaube als ein
guter baum nicht ohne gute früchte sey, viel
weniger böse früchte bringe, Matth. 7 [18];
2. Pet. 1 [5 — 8], und da keine früchte in guten
werken folgen, da sey kein rechtschaffener, le-
bendiger, sondern ein geferbter, todter glaube,
3 Vgl. FC,SD IV,3. Bek. Schr. S. 938 f.
4 VI,1. Bek. Schr. S. 58 f. XX.27 f. Bek. Schr.
S. 77 f.
1. Tim. 1 [19 f.]; Jacobi 2 [17]; denn ein wahrer
glaube ergreift auf einer seite im wort und
sacramenten Christum und Gottes gnade in
Christo, auf der ander seite ist er durch die
liebe und andere gute werk thetig, Galat. 5 [6].
Es machet aber der glaube gerecht und selig
nicht darumb und daher, das er durch gute werk
thetig ist, sondern allein darumb und daher,
weil er Christum ergreift und annimpt. Die
proba aber, das es nicht ein geferbter, todter
glaube sey, stehet in dem, wenn er durch gute
werk thetig ist, Galat. 5 [6], Soll derhalben
erstlich gestrafft werden, das etliche gedenken
und auch woll sagen dürfen: Wer gute werke
thut, der ist ein papist, die evangelischen dürfen
keiner gute werk, item, die da ohne under-
scheid und notwendiger erklerung schreyen, das
gute werk sollen zur seligkeit schedtlich sein.
Wahr ists, wer gute werk der meinung thut,
die seligkeit dadurch zu verdienen, der ist ein
phariseer, und in solchem fall nennet Paulus
die werk nicht allein dreck und unflath, sondern
auch schaden, Philip. 3 [8]; denn darzu dürfen
wir unserer werk nicht, sondern Christus mit
seinem gehorsam und leiden hat uns solchs
verdienet. Aber darauß folget in keinem wege
nicht, das wir darumb nichts guts thun dürfen
oder sollen; denn Christus hat uns mit seinem
todt erlöset nicht darzu, das wir ein sonderlich
privilegium solten haben, in sünden und schan-
den zu leben, sondern, wie die schrift saget, auf
das er ihm reinigte ein volk, das da fleissig
sey zu guten werken, Tit. 2 [14], und auf das
wir ihm dienen sollen in heiligkeit und gerech-
tigkeit, die ihm gefellig ist, Luc. 1 [75], Der-
halben sollen in diesen kirchen nicht gedüldet
werden, die da anfechten und verwerfen die
gemeine reden, so in augustana confessione 4
et apologia 5 gebreuchlich seind, das gute werk
von nöten und dem glauben gewißlich und noth-
wendig folgen sollen, item, das wir sollen und
müssen thun solche werk, die da Gott gebotten
5 IV,189. Bek. Schr. S. 197.
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welches rechtschaffene, gute und Gott wollge-
fellige werke sind; denn die meisten guten werk,
davon man im bapsthumb geleret und darauf
man die leute geweiset hat, sind entweder auß
menschensatzungen oder auß eigener selbser-
welte heiligkeit hergeflossen, als underscheid der
speise, heiligen anruffen, walfarten, rosenkrenz
beten und in summa das ganze klosterleben.
Was aber die schrift von solchen werken halte
und urtheile, zeugen die sprüche Deuteron. 12
[30 f.]; Jsai. 1 [10 — 17] und 29 [13]; Col. 2 [8],
Derhalben sollen nun die leute auf den grund
geführet werden, das rechtschaffene, gute, Gott
wollgefellige werke alleine die sind, welche
Gott in seinem wort vorgeschrieben und befoh-
len hat, Deuteronom. 12 [1]; Ezechiel. 20 [11];
Psalm. 119 [4],und sollen sonderlich die leute des
berichtet werden, das man Gott dienen könne
nicht allein in kirchen, klausen, klöstern etc.,
sondern wenn ein gleubiger, der umb Christus
willen mit Gott versönet ist, den vorsatz hat,
das er Gott wölle gehorsam sein und darauf
in den gemeinen werken der zehen gebotten,
ja in teglicher arbeit seines beruffs sich ubet, so
sey es ein rechter, wahrer gottesdienst, welcher
ihm umb Christus willen angenehm und gefellig
ist, Ephea. 6 [5 — 8]; Philipp. 3 [15]; 1. Petri 2 [5].
Und weil nun auß und nach Gottes wort ge-
lehret muß werden, das uns Gott gerecht und
selig mache nicht auß unsern werken, sondern
auß gnaden umb Christus willen durch den
glauben ohne zuthun der werke, so werden ohne
zweifel ihrer viel solche lehre darzu mißbrau-
chen wöllen, als solte und dürfte man nun
nichts guts thun 3. Derhalben muß diß fleissig
und woll verwahret werden durch solche er-
klerung, das ein rechtschaffener glaube als ein
guter baum nicht ohne gute früchte sey, viel
weniger böse früchte bringe, Matth. 7 [18];
2. Pet. 1 [5 — 8], und da keine früchte in guten
werken folgen, da sey kein rechtschaffener, le-
bendiger, sondern ein geferbter, todter glaube,
3 Vgl. FC,SD IV,3. Bek. Schr. S. 938 f.
4 VI,1. Bek. Schr. S. 58 f. XX.27 f. Bek. Schr.
S. 77 f.
1. Tim. 1 [19 f.]; Jacobi 2 [17]; denn ein wahrer
glaube ergreift auf einer seite im wort und
sacramenten Christum und Gottes gnade in
Christo, auf der ander seite ist er durch die
liebe und andere gute werk thetig, Galat. 5 [6].
Es machet aber der glaube gerecht und selig
nicht darumb und daher, das er durch gute werk
thetig ist, sondern allein darumb und daher,
weil er Christum ergreift und annimpt. Die
proba aber, das es nicht ein geferbter, todter
glaube sey, stehet in dem, wenn er durch gute
werk thetig ist, Galat. 5 [6], Soll derhalben
erstlich gestrafft werden, das etliche gedenken
und auch woll sagen dürfen: Wer gute werke
thut, der ist ein papist, die evangelischen dürfen
keiner gute werk, item, die da ohne under-
scheid und notwendiger erklerung schreyen, das
gute werk sollen zur seligkeit schedtlich sein.
Wahr ists, wer gute werk der meinung thut,
die seligkeit dadurch zu verdienen, der ist ein
phariseer, und in solchem fall nennet Paulus
die werk nicht allein dreck und unflath, sondern
auch schaden, Philip. 3 [8]; denn darzu dürfen
wir unserer werk nicht, sondern Christus mit
seinem gehorsam und leiden hat uns solchs
verdienet. Aber darauß folget in keinem wege
nicht, das wir darumb nichts guts thun dürfen
oder sollen; denn Christus hat uns mit seinem
todt erlöset nicht darzu, das wir ein sonderlich
privilegium solten haben, in sünden und schan-
den zu leben, sondern, wie die schrift saget, auf
das er ihm reinigte ein volk, das da fleissig
sey zu guten werken, Tit. 2 [14], und auf das
wir ihm dienen sollen in heiligkeit und gerech-
tigkeit, die ihm gefellig ist, Luc. 1 [75], Der-
halben sollen in diesen kirchen nicht gedüldet
werden, die da anfechten und verwerfen die
gemeine reden, so in augustana confessione 4
et apologia 5 gebreuchlich seind, das gute werk
von nöten und dem glauben gewißlich und noth-
wendig folgen sollen, item, das wir sollen und
müssen thun solche werk, die da Gott gebotten
5 IV,189. Bek. Schr. S. 197.
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