Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0143
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1569

und nach solchem befehl und verheissung mit
den worten die taufe gehandelt wird, so ist
da Gott Vater, der uns selig macht durch das
badt der wiedergeburt, Tit. 3 [5], Gott der Sohn,
der seine gemeine reiniget durch das wasser-
badt im wort, Ephes. 5 [26], der heilige Geist,
der uns durch solch wasserbadt im wort neu
geberet und verneuert, Johann. 3 [5]; Tit. 3 [5],
Und daher hats die taufe, das sie ist ein selig
badt, zu waschen uns von sünden. Der bapst
aber hat durch sein weihen 46 die leute von
solchem wort Gottes und grunde abgeführet
und sie dahin geweiset, wenn das wasser be-
schworen, die taufkerze 47 dareingesteckt, der
cresam 48 hineingegossen, viel kreuz darüber
gemachet werden, das also dadurch und daher
die taufe ihre kraft habe zur vergebung der
sünden und seligkeit, so doch davon wedder
befehl noch verheissung in Gottes wort ist. Und
ist ein greulich ding, das man Gottes wort
hindansetzen und menschenfündlein solche gros-
se dinge zuschreiben darf, welches fürwahr ein
rechte abgötterey ist, wie dann auch das be-
schweren des wassers, weil es geschicht ohne
befehl und verheissung Gottes, ein rechte zau-
berey ist. Auch wird dabey die anruffung der
heiligen gebraucht und außdrucklich gebeten,
das Johannes Baptista die taufe heiligen wölle,
auf das dadurch die sünde mögen gereiniget
werden.

Solches sollen die prediger auß der bepsti-
schen agenda nehmen und dem volk erkleren,
was es für ein grosser greuel sey, und dargegen
sie weisen auf die rechte heiligung der taufe,
wie gemeldt ist.

Soll derhalben hinfüro solch papistisch tauf-
weihen in diesen kirchen genzlich underlassen

46 Vgl. die Weihe des Taufwassers am Karsams-
tag: Röm. Meßbuch, S. 439 — 444, in der
Pfingstvigil: ibid. S. 576; Benedictio fontis
et aquae baptismalis extra pervigilium Pa-
schae et Pentecostes cum aqua consecrata
non habetur: Rit. Rom. I, Tit. II, Cap. VIII,
S. 94 — 97.

47 Zur Bedeutung der Taufkerze vgl. A. Franz,
Die kirchl. Benediktionen i. Mittelalter. 1909,

werden. Denn wir die taufe nicht besser können
noch sollen machen, denn wie Christus getauft
ist und wie die aposteln getauft haben. Die
haben kein sonderlich wasser, das vorhin be-
schworen und geweihet were, darzu genommen,
sonder wenn sie gemein wasser genommen und
dasselbig in der handlung der tauf in das wort
des befehls und der verheissung der taufe ge-
fasset, so haben sie es dafür gehalten, das dar-
durch die taufe rechtschaffen und reichlich gnug
geheiliget sey.

Es soll auch das volk berichtet werden, das
die substanz und das wesen der heiligen taufe
darin stehe, das es sey ein wasserbadt im
wort, Ephes. 5 [26], also das es ein rechtschaf-
fene, volnkommene taufe ist, wenn jemand mit
wasser getauft wird im namen des Vaters, des
Sohns und des heiligen Geistes, wenn gleich
keine andere ceremonien darzukommen. Und
derhalben muß ein grosser underscheid gehalten
werden zwischen dem, darin die rechte sub-
stanz der taufe stehet, und zwischen gebetten,
lectionen und andern ceremonien, so sonst dabey
gebrauchet werden. Und weil under denselbigen
ceremonien etliche seind, an welchen öffent-
licher aberglaube henget, als wie man im baps-
thumb handelt mit geweiheten salz, mit dem
speichel, mit dem Ave Maria, mit dem oly, cre-
sam und brennenden liechte, also das die kraft
und wirkung, so eigentlich der heiligen taufe
gehöret, gegeben und zugeschrieben wird dem
geweihetem salz, dem oly und cresam, wie sol-
ches ihre agenda außweiset 49, sollen dieselbi-
gen ceremonien bey der taufe underlassen und
weggethan werden, aber andere nutzliche lecti-
ones, gebet, fragen etc., dardurch die lehre von
der taufe, von der erbsünde, vom glauben, von

Bd. I, S. 549 ff. — Vgl. die Segnung der Oster-
kerze am Karsamstag: Röm. Meßbuch, S.
406 — 411.

48 Vgl. die Benedictio chrismatis in coena Do-
mini: Pontif. Rom. III, S. 55 — 65.

49 Vgl. den „Ordo baptismi parvulorum“: Rit.
Rom. I, Tit. II, Cap. II, S. 15 — 23, den „Ordo
baptismi adultorum“: ibid. I, Tit. II, Cap. IV.
S. 27 — 58.

15*

123
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften