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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0148
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Wolfenbüttel

immer und in ewigkeit wehret, Heb. 9 [25 f.]
und 10 [14]. Und desselbigen kraft und ver-
dienst wird uns im wort und sacramenten für-
getragen, gereichet und zugeeignet. Und wenn
wirs durch einen rechten glauben zu uns neh-
men, so werden wir also teilhaftig alles des,
was Christus durch sein opfer am kreuz ver-
dienet und erworben hat. Und diß ist der rech-
te, einige weg, wie wir bey Gott dem Vater
durch Christum gnad, vergebung der sünden,
seligkeit und alle himlische schetze uberkom-
men, bedürfen also darzu kein ander eusser-
lich opfer im neuwen testament. Sonst aber hat
die christenheit im neuen testament viel geist-
licher opfer, so von Gott befohlen, die ihm
auch durch Christum angenehm sein, 1. Pet. 2
[5], als lobopfer und dankopfer, Heb. 13 [15 f.];
Psalm. 50 [14], bettopfer, Psalm. 143 [6], das
opfer eines bußfertigen, betrübten herzens,
Psalm. 51 [19], das opfer des glaubens und
höffnung, Psalm. 4 [6], das opfer der wolthe-
tigkeit, Phil. 4 [18], und summa das opfer des
ganzen neuen lebens, Rom. 12 [1], das aber sind
nicht eusserliche opferwerk, sondern geistliche
opfer, 1. Pet. 2 [5], die da geschehen im Geist
und in der warheit, nicht vergebung der sünde
damit zu verdienen, sondern Gott zu lobe und
ehren. Von solchen geistlichen opfern reden die
veter, welches hernach der bapst auf seine
opfermeß gezogen hat.

Von dem abendmal des Herrn.

Zum gedechtnuß des einigen versönopfers, so
einmal am kreuz verrichtet, hat Christus ein-
gesetzt [Mt 26,26 — 28; Mk 14,22 — 24; Luk 22,19
— 20; 1. K 11,23 — 26] sein heiliges abendmal,
in welchem seiner gedacht und sein todt ver-
kündiget soll werden, biß er wieder wird kom-
men, zu richten die lebendigen und die tod-
ten. Und dasselbige hat er eingesetzt in der
nacht, do er verrathen ward, gleichwie sein
testament, darin er seine güter und himlische
schetze, so er durch aufopferung seines leibes

und durch vergiessung seines bludts erworben,
seinen jüngern bescheidet, also das er die-
selbige allen gleubigen reichen, zueignen, ver-
gwissen und versigeln will, darmit das er uns
in seinem abendmal zu essen gibt mit dem
eusserlichem brodt denselbigen seinen leib, der
für uns gegeben ist, und mit dem eusserli-
chem wein zu drinken eben dasselbige sein
blutt, das für uns zur vergebung der sünden
am kreuz vergossen ist. Und weil wir also in
des Herrn abendmal haben die grosse, herliche,
reiche, himlische schetze und güter, soll das-
selbige in der christlichen kirchen mit höchster
reverenz gehalten und gebraucht werden, also
und keinesweges anders, denn wie es der Sone
Gottes in seinem testament verordnet und be-
fohlen hat; denn endert man doch eines men-
schen testament nicht, wans bestetiget ist, Gal.
3 [15], sondern man helt den für einen sacrile-
gum, wer etwas darvon oder darzu thut. Viel-
mehr soll solches in aller furcht Gottes gehalten
werden mit dem testament des Sohns Gottes,
darin er uns die güter unserer seligkeit be-
scheiden hat. Derhalben soll hinfüro in diesen
kirchen das abendmal des Herrn gereicht und
gebraucht werden also, wie es der Herr Chri-
stus in seinem testament verordnet und be-
fohlen hat, nemlich unter beyder gestalt, das
mit dem brodte gereichet und entfangen werde
der leib Christi und mit dem wein das blutt
Christi. Und soll in keinem wege gestattet
werden, das es anders, nemlich unter einer
gestalt allein, gereichet oder gebrauchet werde,
weil solchs dem außgedrucktem befehl des testa-
ments Christi zuwieder und entgegen ist, son-
dern das die kirche wissen möge, was ihr
da gereichet und gegeben werde, sollen die wort
der einsetzung in bekanter sprach mit auß-
drucklicher lauter, klarer stimm gesprochen wer-
den unterscheidlich ubers brott und darnach
uber den wein. Und sollen die leute auß Gottes
wort berichtet werden, welch ein greulicher
kirchenraub und gottesdieberey es sey, das der

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