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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0150
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Wolfenbüttel

vergossen. Wenn du aber gern woltest gewiß
und versichert sein, ob Gott auch dich für deine
person insonderheit damit meine, ob du auch
teilhaftig seist und für Gotts gericht zu deiner
seligkeit zu genissen und dich zu trösten sollst
haben, was Christus mit aufopferung seines
leibs und mit vergiessung seines bluts verdienet
und erworben hat, so verspricht dir Christus
solches nicht allein in der gemeinen verheissung
des evangelii, auch nicht allein durchs blosse
wort in der absolution insonderheit, sondern
bestettigt, versigelt und vergwisset dir solches
mit dem allerhöchsten pfand, nemlich eben mit
dem leibe, der für dich gegeben und eben mit
dem blute, das für dich vergossen ist, da im
abendmal mit dir insonderheit handelt nicht
ein schlechter mensch, sonder Christus, dein
heiland selber, durch seinen diener und spricht:
Nim hin und iß, das ist mein leib, der für dich
gegeben wird; nim und drink, das ist mein
blutt, das für dich zu vergebung deiner sünde
vergossen ist etc. Also auch in unserm fleische
wohnet nichts guts, sondern die sünde, welche
viel böser lüste in uns erreget, das gute hindert
und oft uns zu falle bringet; Christus aber in
seinem abendmal macht mit uns den seligen
wechssel, das er durch sein heiliges fleisch
und blutt sich mit uns vereiniget, das er also
durch seine kraft den alten Adam immer mehr
und mehr kreuzigen und tödten möge, und also
werden wir alle ein leib in Christo, do ein
gliedmaß das andere lieben, ehren und für-
deren soll, und summa, wer sich in seinem
glauben schwach befindet, der hat im abendmal
des Herrn ein seliges, kreftiges antidotum, den
glauben dardurch zu sterken etc. Wenn dieser
grund mit vleiß getrieben wird, so werden from-
me Christen sich oft mit grosser andacht zum
gebrauch des abendmals des Herrn finden. Und
eben auß diesem grunde können sie sich auch
selbs berichten, was für nutz, frucht und trost
arme, bekümmerte gewissen im rechtem ge-
brauch des abendmals des Herrn finden. Wer

60 Zum Folgenden vgl. FC,SD VII,2 —11. Eek.
Schr. S. 973 — 976.

aber damit und dadurch sich nicht bewegen
lassen will, den kan man eben daran kennen,
was er für ein Christ sey. Aber hiebey muß
auch die erinnerung geschehen contra opinionem
operis operati, das die leute nicht gedenken,
das sie umb solches ihres werks willen, wenn
sie zum abendmal des Herrn gehen, solche
grosse schetze und güter uberkommen, sondern
sie sollen vleissig vermanet werden, das sie
sich vorhin prüfen, auf das sie nicht im abend-
mal das gericht essen und schüldig werden an
dem leibe und blute des Herren, 1. Corinth. 11
[27 f.]. Das prüfen aber stehet darin, ob der
mensch auch ein recht bußfertiges herze habe,
das seine sünde erkennet und ihme die lest
leid sein; denn wo noch ein böser vorsatz ist
und bleibet, in den sünden zu verharren und
vortzufahren, do ist ein böse proba. Fürnem-
lich aber stehet das rechte prüfen darin, daß
das herze durch wahren glauben in dem ge-
horsam, leiden und sterben des Herrn Christi
suche, bitte, ergreife und zu sich neme Gottes
gnade, vergebung der sünden und die seligkeit;
denn wer also geschickt ist, der entfehet das
sacrament wirdiglich, nicht zum gerichte, son-
dern zu sterkung seines glaubens. Und sollen
die gewissen berichtet werden, das sie sich dar-
umb nicht sollen vom abendmal der Herrn ab-
schrecken lassen, wenn sie befinden, das ihre
buß gering und kalt, der glaube schwach sey,
ob sie gleich gerne wolten, das die buß hitziger
und der glaube sterker were, sondern sollen
wissen, das eben darumb sie das abendmal des
Herrn brauchen sollen, auf das solches durch
den Herrn Christum in ihnen gesterket und ge-
mehret werden möge.

Dieweil aber diß alles auf dem grunde stehet,
das im abendmal des Herrn gegenwertig ist,
gereichet und entfangen wird nicht nur allein
schlecht brodt und wein, sondern zugleich auch
der wahre, wesentliche leib und bluth des Herrn
Jhesu Christi, so soll und muß auch der sacra-
mentschwermerey 60 mit allem vleiß und emst

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