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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0152
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Wolfenbüttel

der mein leib, der für euch gegeben wird, es
ist das mein blut, das zur vergebung eurer
sünden vergossen ist. Und Paulus 1. Corinth. 10
[16]: Das brodt, das wir brechen, ist participatio
corporis Christi, eine gemeine außtheilung und
niessung des leibs Christi —, das ist doch ja
deutlich und klar gnug, den text mit der glossa
gegeben, was das sey, das im abendmal mit
hande und munde gereicht und entfangen wird,
ob der leib und blut Christi allein geistlicher
weise durch den glauben entfangen, item ob
wir müssen hinauf gegen himel steigen, wenn
wir den leib und das blut Christi entfangen
wöllen, oder ob Christus zu uns kömpt und
alhie auf erden in seinem abendmal uns seinen
leib und blut reiche und gebe; denn auf diese
fragen alle gibt Christus richtige, klare antwort:
Das euch im abendmal hier auf erden gereichet
wird, das ihr mit eurem munde entfanget, das
ist mein leib, der für euch gegeben wird, das
ist mein blut, das für euch vergossen wird zur
vergebung der sünden, nicht aber essen wir
den leib Christi also natürlicher weiß wie ein
stück rindfleisch 64, das mit den zehnen zer-
kauet, eingeschlungen, im magen verdauet wird
etc., sondern weil Christus spricht: Nemet, esset,
das ist mein leib, so gleuben wir, obs gleich
nicht natürlicher weise geschicht, das es den-
noch gleichwoll warhaftig geschehe auf uber-
natürliche, himlische weise, welche dem stifter
dieses abendmals allein bekant ist. Wir gleu-
ben, was er sagt, modum aber, wie es geschehe,
befehlen wir dem, ders gesagt hat.

Und hie soll uns nicht irren, das solches
unser vernunft wünderlich, seltzam und unge-
reimpt dünket sein; denn die ist in Gottes
sachen eine nerrin, 1. Corinth. 1 [19 ff.] und 2
[1 — 5], und muß gefangen genommen werden
under dem gehorsam Christi, 2. Corinth. 10 [5].
So ist auch wieder keinen artickel des glau-

Vgl. Luther, Daß diese Wort Christi „Das ist
mein leib” noch fest stehen. 1527, WA 23, S.
242, 243, 258, 259.

65 Vgl. Calvin, Instit. IV,17, 12. 17. 29 f. CR XXX,
1011. 1015 f. 1028 — 1032.

bens; denn das die Calvinischen 65 mit hohen,
prechtigen worten fürgeben, weil es nicht ist
eine natürliche eigenschaft eines wahren,
menschlichen körpers, das er auf eine zeit zu-
gleich mehr dann an einem orte wesentlich sein
könne, und aber Christus einen wahren mensch-
lichen leib mit allen wesentlichen eigentschaften,
uns allenthalben gleich, nur allein die sünde
außgeschlossen, an sich genommen, Hebr. 2 [17]
und 4 [15], so vermöge er nicht salva humani-
tatis suae veritate mit seinem leibe und blute
zugleich im himel und an allen den örtern auf
erden, da sein abendmal nach seiner einsatzung
gehalten wird, wesentlich gegenwertig zu sein,
obgleich die wort seines testaments also lauten.
Darauf gibt unser glaube 66 ein richtige, gründ-
liche, klare antwort, nemlich das nicht allein
das wahr ist, welches wir gerne zugeben und
bekennen, das Christus nach seiner mensch-
licher natur uns, seinen brüdern, allenthalben
gleich ist, außgenommen die sünde, sondern das
auch diß feste stehe und wahr sey, weil die
menschliche natur in Christo mit der göttlichen
persönlich vereiniget und erhaben ist uber alles,
was genennet kan werden, nicht allein in dieser,
sondern auch in der künftigen welt, Ephes. 1
[20 — 23], das Christus mit seiner menschlichen
natur und durch dieselbige viel könne, vermöge
und außrichte, das sonst den wesentlichen, na-
türlichen eigenschaften eines schlechten mensch-
lichen körpers ganz und gar unmüglich were;
denn sein blut reiniget uns von sünden, 1. Johan.
1 [7], in seinem blut haben wir die erlösung und
vergebung der sünden, Col. 1 [14], in seinem blut
sind wir gerecht, Rom. 5 [9], sein fleisch ist ge-
geben für der welt leben, Johan. 6 [51], er gehet
mit seinem körper durch verschlossene thüren 67,
Johann. 20 [26], wandelt auf dem wasser, Matth.
14 [25], ihm ist nach seiner menschlichen natur
alles in seine hende gegeben, Johan. 13 [3];

66 Vgl. FC,SD VIII, bes. 12,23,25 — 30. Bek Schr.
S. 1021, 1024 ff.

67 Vgl. FC,SD VII,100. Bek. Schr. S. 1007.

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