Wolfenbüttel
sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem pecca-
torum. Et expecto resurrectionem mortuorum
et vitam venturi seculi. Amen. [Ende der Noten].
Darauf volget die predigt.
Und sol das evangelium des Sontags oder
festes dem volk abermal furgelesen und her-
nach durch christliche außlegung, die zu er-
bauung der kirchen und zu trost und besserung
der zuhörer dienstlich sey, erkleret werden eine
stunde lang ungeferlich. Und damit die zu-
hörer etwas gewisses auß den predigten lehrnen
und fassen mögen, so sollen die prediger ihre
predigten im anfang in etliche capita, darvon
sie reden und handeln wöllen, theilen, die dar-
nach repetiren und erkleren und im beschluß
der predigt dieselbige kurzlich erinnern und den
zuhörern zu gemüth führen. Das dienet nicht
allein darzu, das die zuhörer etwas gewisses
auß der predigt fassen und lehrnen mögen,
sondern auch darzu, das die prediger zuvor
desto vleissiger studiren und sich zur tractation
gewisser materien verbinden und nicht in hau-
fen hineinreden, wie es ihnen in den sinn felt.
Aber vor der predigt hat der priester das
volk zum christlichen gebet zu vermanen, das
der liebe Gott ihnen seinen heiligen Geist geben
wölle, sein heiliges wort nutzbarlich zu han-
deln und in das herze zu fassen, das sie ihr
sündlich lehen bessern, trost und sterkung ihres
glaubens erlangen und hinfuro christlich und
seliglich leben mögen.
Darauf soll man ein Vater unser sprechen
oder singen: Nu bitten wir den heiligen Geist 10.
Umb die Weihnachten: Ein kindelein so löbe-
lich * 11 etc.
Umb die Ostern: Christ ist erstanden 12 etc.
Zum ende der predigt sollen die kirchdiener
allewegen das volk kurzlich erinnern, das sie
die gehörte predigt Gottes worts nicht in wind
schlagen, sondern dieselbige alßbald ein jeder
ihme selbst zur busse, warhaftigem glauben und
10 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr.99.
11 Wackernagel III, Nr. 573. Ev. Kgb. Nr. 18.
bekerung zueigne, darauf er den die nachvol-
gende gemeine beicht dem volk fürsprechen
und gleicher gestalt die bußfertigen absolviren,
den unbußfertigen aber Gottes ernstlichen zorn
verkündigen soll.
Die öffentliche beicht. 13
Ich armer sünder bekenne mich Gott, meinem
himlischen Vater, das ich (leider) schwerlich
und mennigfaltig gesündiget habe, nicht allein
mit eusserlichen, groben sünden, sonder viel
mehr mit innerlicher, angeborner blindheit, un-
glauben, zweyflung, kleinmütigkeit, ungedult,
hoffart, bösen lusten, geiz, heimlichen neid, haß
und mißvergunst, auch andern sünden, das ich
auf mannicherley weise mit gedanken, mit ge-
berden, worten und werken die allerheiligste
gebott Gottes ubertreten habe, wie das mein
Herr und Gott an mich erkennet und ich leider
so volnkömlich nicht erkennen kan, also reuen
sie mich und seind mir leid und beger von
herzen gnade von Gott durch seinen lieben Sohn
Jhesum Christum und bitte, das er mir seinen
heiligen Geist zur besserung meines lebens mit-
theilen wölle. Darauf soll alsbald volgen die
absolution.
Form der absolution. 14
Der allmechtiger Gott hat sich eurer erbarmet
und durch den verdienst des allerheiligsten
leidens, sterbens und auferstehens unsers Herrn
Jhesu Christi, seines geliebten Sohns, vergibt
er euch alle eure sünde, und ich als ein ver-
ordneter diener der christlichen kirchen ver-
kündige allen denen, so warhaftige buß thun
und durch den glauben all ihr vertrauen auf
den einigen verdienst Jhesu Christi setzen und
gedenken, ihr leben nach dem gebott und willen
Gottes anzustellen, solche vergebung aller ihrer
sünde im namen Gottes des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes. Amen. Dar-
gegen aber sag ich allen unbußfertigen und
12 Wackernagel II, Nr. 935, Ev. Kgb. Nr. 75.
Höfling, S. 237 ff.
14 Zum Ganzen s. Höfling, S. 238 f.
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sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem pecca-
torum. Et expecto resurrectionem mortuorum
et vitam venturi seculi. Amen. [Ende der Noten].
Darauf volget die predigt.
Und sol das evangelium des Sontags oder
festes dem volk abermal furgelesen und her-
nach durch christliche außlegung, die zu er-
bauung der kirchen und zu trost und besserung
der zuhörer dienstlich sey, erkleret werden eine
stunde lang ungeferlich. Und damit die zu-
hörer etwas gewisses auß den predigten lehrnen
und fassen mögen, so sollen die prediger ihre
predigten im anfang in etliche capita, darvon
sie reden und handeln wöllen, theilen, die dar-
nach repetiren und erkleren und im beschluß
der predigt dieselbige kurzlich erinnern und den
zuhörern zu gemüth führen. Das dienet nicht
allein darzu, das die zuhörer etwas gewisses
auß der predigt fassen und lehrnen mögen,
sondern auch darzu, das die prediger zuvor
desto vleissiger studiren und sich zur tractation
gewisser materien verbinden und nicht in hau-
fen hineinreden, wie es ihnen in den sinn felt.
Aber vor der predigt hat der priester das
volk zum christlichen gebet zu vermanen, das
der liebe Gott ihnen seinen heiligen Geist geben
wölle, sein heiliges wort nutzbarlich zu han-
deln und in das herze zu fassen, das sie ihr
sündlich lehen bessern, trost und sterkung ihres
glaubens erlangen und hinfuro christlich und
seliglich leben mögen.
Darauf soll man ein Vater unser sprechen
oder singen: Nu bitten wir den heiligen Geist 10.
Umb die Weihnachten: Ein kindelein so löbe-
lich * 11 etc.
Umb die Ostern: Christ ist erstanden 12 etc.
Zum ende der predigt sollen die kirchdiener
allewegen das volk kurzlich erinnern, das sie
die gehörte predigt Gottes worts nicht in wind
schlagen, sondern dieselbige alßbald ein jeder
ihme selbst zur busse, warhaftigem glauben und
10 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr.99.
11 Wackernagel III, Nr. 573. Ev. Kgb. Nr. 18.
bekerung zueigne, darauf er den die nachvol-
gende gemeine beicht dem volk fürsprechen
und gleicher gestalt die bußfertigen absolviren,
den unbußfertigen aber Gottes ernstlichen zorn
verkündigen soll.
Die öffentliche beicht. 13
Ich armer sünder bekenne mich Gott, meinem
himlischen Vater, das ich (leider) schwerlich
und mennigfaltig gesündiget habe, nicht allein
mit eusserlichen, groben sünden, sonder viel
mehr mit innerlicher, angeborner blindheit, un-
glauben, zweyflung, kleinmütigkeit, ungedult,
hoffart, bösen lusten, geiz, heimlichen neid, haß
und mißvergunst, auch andern sünden, das ich
auf mannicherley weise mit gedanken, mit ge-
berden, worten und werken die allerheiligste
gebott Gottes ubertreten habe, wie das mein
Herr und Gott an mich erkennet und ich leider
so volnkömlich nicht erkennen kan, also reuen
sie mich und seind mir leid und beger von
herzen gnade von Gott durch seinen lieben Sohn
Jhesum Christum und bitte, das er mir seinen
heiligen Geist zur besserung meines lebens mit-
theilen wölle. Darauf soll alsbald volgen die
absolution.
Form der absolution. 14
Der allmechtiger Gott hat sich eurer erbarmet
und durch den verdienst des allerheiligsten
leidens, sterbens und auferstehens unsers Herrn
Jhesu Christi, seines geliebten Sohns, vergibt
er euch alle eure sünde, und ich als ein ver-
ordneter diener der christlichen kirchen ver-
kündige allen denen, so warhaftige buß thun
und durch den glauben all ihr vertrauen auf
den einigen verdienst Jhesu Christi setzen und
gedenken, ihr leben nach dem gebott und willen
Gottes anzustellen, solche vergebung aller ihrer
sünde im namen Gottes des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes. Amen. Dar-
gegen aber sag ich allen unbußfertigen und
12 Wackernagel II, Nr. 935, Ev. Kgb. Nr. 75.
Höfling, S. 237 ff.
14 Zum Ganzen s. Höfling, S. 238 f.
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