Kirchenordnung 1569
Das 16 wir aber alle samptlich nach jetzt ge-
hörter lehre und vermanung in rechtem, war-
haftigem glauben und bußfertigkeit das heilige
sacrament wirdiglich empfahen mögen, so wöl-
len wir Gott den Vater im namen Christi an-
ruffen und von grund des herzen ein andechtig
Vater unser sprechen.
Ein ander exhortation. 17
Mein allerliebsten, uns wird stets durch die
predigt des evangelii Christi fürgehalten, das wir
von uns selbs unwissen, arme sünders und ver-
loren sein, und dieweil wir nicht mehr von
uns selbs sein denn fleisch und blut, derwegen
wir uns auch mit unserm verstande und vermö-
gen nicht können loß machen auß dem gestren-
gen gericht Gottes und von der gewalt des teu-
fels, darin wir gefallen sind durch die uber-
trettunge der gebott und des willen Gottes, so
hat Gott unser unvermögen baß erkant denn
wir und hat vor uns gegeben als ein gnediger
Vater seinen eingebornen Son Jhesum Christum,
das wir durch sein evangelium erleuchtet und
durch seinen todt erlöset würden von unsern
sünden und durch ihne kinder Gottes wörden,
ewig selig, so wir das gleubten. Solches lest er
uns stets predigen, wer das gleubet, der hat
gewiß das ewige leben. Auf solchen glauben und
zu solcher seligkeit werden wir auch getauft,
da sollen wir stets in bleiben, so bleiben wir
in Christo und Christus in uns, so essen wir
stets ohne underlaß geistlich mit dem glauben
den leib Christi und trinken sein blut, das ist,
wir werden Christo eingeleibet, das wir eins
mit ihme werden, damit das wir gleuben, das
er sein leib fur uns in den todt gegeben hat
und sein blut vor uns am kreuze vergossen.
Darauf verlassen wir uns zur seligkeit wider
alle falsche lehre, alle sünde, anfechtung und
noth, aus welcher wolthat Christi wir auch ler-
nen, welche liebe und gedult wir uben sollen
gegen unsern nechsten, auch gegen unsern fein-
den. Was wolten wir mehr? Doch das wir nicht
16 Höfling, S. 85, Anm. lc.
17 Höfling, S. 77 — 79.
vergessen oder trag würden, als wir leider
werden, zu solchem glauben der menschwerdung
und des todes Christi, hat er uns auch ein be-
sonder gedechtnis oder verkündigung seines
todes [1. K 11, 26], so oft wir wollen, befohlen,
das wir auch im auswendigen sacrament, der
vernunft verborgen, alleine dem glauben aus
dem worte Christi bekant, essen sollen und trin-
ken sein leib und blut, das wir jha nicht zwei-
feln sollen, sein todt und blutvergiessung am
kreuze sey unser gewisse seligkeit. Davon sol-
len wir singen, lesen, predigen, hören, gleich
wie wir in dieser messe thun, und nachmals
auch davon reden und untereinander verkün-
digen, uns zu trost und vielen zur seligkeit, nach
dem bevelch Christi: Solches thut zu meinem
gedechtnis [1. K 11, 25].
Wer nun wirdig wil essen und trinken diß
sacrament, der soll zwey ding thun: Er soll
gleuben, was Christus saget, und thun, was er
gebeut. Er saget: Das ist mein leib, der für
euch gegeben wird, das ist mein blut, das für
euch außgegossen wird zur vergebung der sün-
den, solches sollet ihr gleuben. Er gebeut aber:
Nemet hin, esset und trinket alle daraus und
gedenket meiner. — Solches sollet ihr thun
nach seiner gnaden wort und bevelch. Das
uns aber der allmechtige Gott und barmher-
ziger Vater seinen heiligen Geist reichlich mit-
theilen wölle, auf das wir durch desselbigen
gnade uns dieser zweyer stücke von grund des
herzen befleissigen mögen und also das heilige
sacrament wirdiglich empfahen zu sterkung un-
sers schwachen glaubens und besserung unsers
sündlichen lebens, so wöllen wir ihnen dar-
umb anruffen und in dem namen Christi beten
von grund des herzen ein andechtig Vater un-
ser etc.
Alia forma exhortationis. 18
Nachdem wir durch den fall und ubertretung
unser aller eltern, Adam und Eva, sein in
sünde gefallen und des ewigen todes schüldig
18 Höfling, S. 79 — 82.
18'
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Das 16 wir aber alle samptlich nach jetzt ge-
hörter lehre und vermanung in rechtem, war-
haftigem glauben und bußfertigkeit das heilige
sacrament wirdiglich empfahen mögen, so wöl-
len wir Gott den Vater im namen Christi an-
ruffen und von grund des herzen ein andechtig
Vater unser sprechen.
Ein ander exhortation. 17
Mein allerliebsten, uns wird stets durch die
predigt des evangelii Christi fürgehalten, das wir
von uns selbs unwissen, arme sünders und ver-
loren sein, und dieweil wir nicht mehr von
uns selbs sein denn fleisch und blut, derwegen
wir uns auch mit unserm verstande und vermö-
gen nicht können loß machen auß dem gestren-
gen gericht Gottes und von der gewalt des teu-
fels, darin wir gefallen sind durch die uber-
trettunge der gebott und des willen Gottes, so
hat Gott unser unvermögen baß erkant denn
wir und hat vor uns gegeben als ein gnediger
Vater seinen eingebornen Son Jhesum Christum,
das wir durch sein evangelium erleuchtet und
durch seinen todt erlöset würden von unsern
sünden und durch ihne kinder Gottes wörden,
ewig selig, so wir das gleubten. Solches lest er
uns stets predigen, wer das gleubet, der hat
gewiß das ewige leben. Auf solchen glauben und
zu solcher seligkeit werden wir auch getauft,
da sollen wir stets in bleiben, so bleiben wir
in Christo und Christus in uns, so essen wir
stets ohne underlaß geistlich mit dem glauben
den leib Christi und trinken sein blut, das ist,
wir werden Christo eingeleibet, das wir eins
mit ihme werden, damit das wir gleuben, das
er sein leib fur uns in den todt gegeben hat
und sein blut vor uns am kreuze vergossen.
Darauf verlassen wir uns zur seligkeit wider
alle falsche lehre, alle sünde, anfechtung und
noth, aus welcher wolthat Christi wir auch ler-
nen, welche liebe und gedult wir uben sollen
gegen unsern nechsten, auch gegen unsern fein-
den. Was wolten wir mehr? Doch das wir nicht
16 Höfling, S. 85, Anm. lc.
17 Höfling, S. 77 — 79.
vergessen oder trag würden, als wir leider
werden, zu solchem glauben der menschwerdung
und des todes Christi, hat er uns auch ein be-
sonder gedechtnis oder verkündigung seines
todes [1. K 11, 26], so oft wir wollen, befohlen,
das wir auch im auswendigen sacrament, der
vernunft verborgen, alleine dem glauben aus
dem worte Christi bekant, essen sollen und trin-
ken sein leib und blut, das wir jha nicht zwei-
feln sollen, sein todt und blutvergiessung am
kreuze sey unser gewisse seligkeit. Davon sol-
len wir singen, lesen, predigen, hören, gleich
wie wir in dieser messe thun, und nachmals
auch davon reden und untereinander verkün-
digen, uns zu trost und vielen zur seligkeit, nach
dem bevelch Christi: Solches thut zu meinem
gedechtnis [1. K 11, 25].
Wer nun wirdig wil essen und trinken diß
sacrament, der soll zwey ding thun: Er soll
gleuben, was Christus saget, und thun, was er
gebeut. Er saget: Das ist mein leib, der für
euch gegeben wird, das ist mein blut, das für
euch außgegossen wird zur vergebung der sün-
den, solches sollet ihr gleuben. Er gebeut aber:
Nemet hin, esset und trinket alle daraus und
gedenket meiner. — Solches sollet ihr thun
nach seiner gnaden wort und bevelch. Das
uns aber der allmechtige Gott und barmher-
ziger Vater seinen heiligen Geist reichlich mit-
theilen wölle, auf das wir durch desselbigen
gnade uns dieser zweyer stücke von grund des
herzen befleissigen mögen und also das heilige
sacrament wirdiglich empfahen zu sterkung un-
sers schwachen glaubens und besserung unsers
sündlichen lebens, so wöllen wir ihnen dar-
umb anruffen und in dem namen Christi beten
von grund des herzen ein andechtig Vater un-
ser etc.
Alia forma exhortationis. 18
Nachdem wir durch den fall und ubertretung
unser aller eltern, Adam und Eva, sein in
sünde gefallen und des ewigen todes schüldig
18 Höfling, S. 79 — 82.
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