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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0173
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Kirchenordnung 1569

lassen und denselbigen tag den krug und alles,
was sie an dem gottesdienste auf solchen tag
verhindern möchte, wo es die noth oder liebe
des nechsten nicht benimpt, meiden.

An werktagen.

In den grössesten und fürnemsten stetten und
da drey predicanten sein, soll alle werktage
eine predigt geschehen, aber in den andern klei-
nen stetten sollen aufs wenigste zwo oder drey,
als am Montag, Mitwochen und Freytag, ge-
schehen und also gehalten werden, das im
sommer umb sieben und des winters zu acht
uhren oder nach eines jeden orts gelegenheit die
glocke geleutet werde.

Und darnach die schüler auf den chor gehen
und einen oder zween lateinische psalmen sin-
gen.

Darnach einen deudschen psalm, darnach soll
man predigen und also anstellen, das die predigt
sampt dem gesang und gebet auf das höchst
sich nicht uber ein stund erstrecke, damit der
gottesdienst befürdert, das volk uber die zeit
nicht aufgehalten, auch an ihrer arbeit unver-
hindert bleiben. Nach der predigt singet man
einen kurzen deudschen psalm, darnach eine
collect.

Die prediger sollen sich befleissigen, gute,
nutzliche materien dem volke fürzutragen, als
zu zeiten einen evangelisten, den catechismum
ördentlich, etliche epistolas Pauli, etliche für-
nemliche psalmen, und sollen die kappelan mit
rath ihrer pastorn solche materien fürnehmen.

Es soll auch in der wochen auf den Mitwochen
oder Freytag, nicht allein in den stetten, sondern

56 Ev. Kgb. Nr. 138.

57 25. Jan.

58 22. Juli.

59 29. Aug.

60 Vermutlich: „Das leiden vnd Aufferstehung
vnsers HERRN Jhesu Christi aus den vier
Euangelisten durch Johan. Bugenhagen Po-
mern vleissig zusamen gebracht. Auch die
Verstörung Jerusalem vnd der Jüden kurtz
gefasset. Wittenberg“ 1534. — Vgl. G. Geisen-
hof, Bbl. Bugenhag. 1908, Nr. 78—82. Eine

auch in den dörfern, ein gebettag gehalten wer-
den, an welchem die litania 56 gesungen und von
der ganzen gemein Gott dem Herrn alle noth
und anligen der christenheit fürgetragen. Und
soll das volk durch die pastorn ernstlich ver-
manet werden, das sie sich mit allem vleiß
zu solchem gemeinem gebet verfügen und sich
ihr arbeit daran nicht verhindern lassen, welche
durch solch gebet gesegnet und gefürdert wird,
sich auch befleissigen, das sie mit der predigt
die zuhörer nicht allzu lang aufhalten, sondern,
wie oben vermeldet, also anschicken, das sich
die predigt sampt der litania und gesang auf
das lengst nicht uber ein stund verziehe.

Wenn aber solche heilige tage fallen, die
man nicht pflegt zu feiren und doch ihre histo-
rien im evangelio beschrieben sind, als da ist
der tag conversionis Pauli 57, Mariae Magda-
lenae 58, S. Johannis entheuptung 59, mögen die
prediger denselben text und historien auf den
volgenden Sontag in der predigt lesen und
handeln.

In der fasten soll man die historien des lei-
dens Christi an solchen werktagen predigen und
wird vor gutt angesehen, das man bald nach
Letare, jedoch nach gelegenheit der kirchen
und als ein superintendens des orts dasselbige
am besten erkennen wird, oder auf den dörfern
am Sontag Estomihi anfahen, das büchlein vom
leiden Christi, auß den vier evangelisten zusa-
mengezogen 60, ördentlich zu lesen, damit man
zeit habe, alle stück vleissig zu handlen und
zu betrachten.

Nachdem auch biß anhero die quatember 61
auf bepstisch gehalten, sollen hinfuro alle pfar-

frühere Fassung von Bugenhagens Passions-
harmonie vgl. ibid. Nr. 76 f.

61 Das viermalige jährliche Fasten am Mitt-
woch, Freitag u. Sonnabend nach dem 3.
Adventssonntag, nach dem 1. Sonntag in der
Fastenzeit vor Ostern, nach Pfingsten und
nach dem Fest der Kreuzerhöhung am. 14.
Sept. — Vgl. die Quatembermessen: Röm.
Meßbuch, S. 18 ff„ 160 ff„ 168 ff„ 591 ff„ 681 ff„
dazu L. Eisenhofer, Hdb. d. kath. Liturgik,
Bd. I, 1932, S. 482 — 485.

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