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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0177
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Kirchenordnung 1569

Und wiewoll die forma der taufe mennig-
lichen bekant und im catechismo Lutheri 84 ge-
fast ist, so wöllen wir sie doch hieher von wor-
ten zu worten setzen lassen, damit sich ein
jeder pastor soviel desto baß darnach zu
richten.

Auf nachfolgende weise sol der teufer die
leute, so kinder zur taufe tragen, anreden und
vermahnen:

Der priester sol erstlich fragen:

Wie soll das kind heissen?

Antworten die paten: N. oder N.

Darnach spreche er 85:

Fahr aus, du unreiner geist, und gib raum
dem heiligen Geist.

Darnach mache er ihm ein kreuz an die stirn
und brust und spreche:

Nim das zeichen des heiligen kreuzes, beide,
an der stirn und an der brust.

Lasset uns beten.

O allmechtiger, ewiger Gott, Vater unsers
Herrn Jhesu Christi, ich ruffe dich an uber
diesen N., deinen diener, der deiner taufe gabe
bittet und deine ewige gnad durch die geist-
liche wiedergeburt begeret, nim ihn auf, Herr,
wie du gesaget hast: Bittet, so werdet ihr
nehmen, suchet, so werdet ihr finden, klopfet
an, so wird euch aufgethan [Mt 7,7]. — So reiche
nun das gut dem, der da bittet, und öffne die
thür dem, der da anklopfet, das er den ewigen
segen dieses himlischen bades erlange und das
verheissen reich deiner gabe empfahe durch
Christum, unsern Herrn. Amen.

Lasset unß beten.

Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast durch
die sindflut nach deinem gestrengen gericht
die ungleubige welt verdammet und den gleubi-
gen Noah selbacht [2. Petr 2, 5] nach deiner gros-

84 Das Taufbüchlein verdeutschet und aufs neu
zugericht, dem Kl. Katech. beigegeben seit
dessen 3. Wittenberger Buchausgabe von 1529:
vgl. Bek. Schr. S. XXX f. — Das Taufbüchlein:
Bek. Schr. S. 535 ff.

sen barmherzigkeit erhalten und den verstock-
ten pharao mit allen seinen im Roten Meer
erseufet und dein volk Israel trucken durchhin-
gefüret, damit diss badt deiner heiligen taufe
zukünftig bezeichnet und durch die taufe dei-
nes lieben Sons, unsers Herren Jhesu Christi,
den Jordan und alle wasser zur seligen sindflut
und reichlichen abwasschung der sünden ge-
heiliget und eingesetzet, wir bitten durch die-
selbe deine grundlose barmherzigkeit, du wöllest
diesen N. gnediglich ansehen und mit rechtem
glauben im geist begaben, das durch diese heil-
same sindflut an ihm erseufe und untergehe
alles, was ihm von Adam angeboren ist (und
er selb darzu gethan hat), und er aus der
ungleubigen zall gesundert, in der heiligen arca
der christenheit trocken und sicher behalten,
allezeit brünstig im geist, frölich in hoffnung
deinem namen diene, auf das er mit allen gleu-
bigen deiner verheissung, ewiges leben zu er-
langen, wirdig werde durch Jhesum Christum,
unsern Herrn. Amen.

Ich beschwere 86 dich, du unreiner geist, bey
dem namen des Vaters und des Sohns und des
heiligen Geistes, das du ausfahrest und wei-
chest von diesem diener Jhesu Christi N. Amen.

Lasset uns hören das heilige evangelium S.
Marcus am 10. capitel [Mk 10,13 —16]. Und sie
brachten die kindlein zu Jhesu, das er sie an-
rürte. Die jünger aber fuhren die an, die sie
trügen. Da es aber Jhesus sahe, ward er un-
willig und sprach zu ihnen: Lasset die kindlein
zu mir komen und wehret ihnen nicht; denn
solcher ist das reich Gottes. Warlich, ich sage
euch, wer das reich Gottes nicht empfehet als
ein kindlein, der wird nicht hineinkomen. Und
herzet sie und leget die hende auf sie und
segnet sie.

85 Vgl. zum Folgenden: Taufbüchlein, Bek. Schr.
S. 538 — 541.

86 Zur Beibehaltung des Exorzismus vgl. F. Kol-
dewey, Der Exorzismus i. Herzogtum Braun-
schweig seit den Tagen der Reformation. 1893.

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