Wolfenbüttel
Hiernach 87‘ mag eine kurze vermanung
geschehen, ungefehrlich auf die meinung,
wie folget.
Lieben freunde in Christo, wir hören alle
tage aus Gottes wort, erfahren es auch, beide,
an unserm leben und sterben, das wir von
Adam her allesampt in sünden empfangen und
geborn werden, darinnen wir denn unter Got-
tes zorn in ewigkeit verdammet und verlorn
sein müsten, wo uns nicht durch den eingebor-
nen Gottesson, unsern lieben Herrn Jhesum Chri-
stum, darauß geholfen were.
Weil denn dieses gegenwertige kindlein in
seiner natur mit gleichen sünden, in massen
wie wir auch, vergiftet und verunreiniget ist,
derowegen es auch des ewigen todts und ver-
damniß sein und bleiben müste, und aber Gott,
der Vater aller gnad und barmherzigkeiten, sei-
nen Sohn Christum der ganzen welt und also
demnach auch dem kindlein nichts wenigers
als den alten verheissen und gesandt hat, wel-
cher auch der ganzen welt sünde getragen und
die armen kindlein nichts wenigers, sondern
ebensowoll als die alten von sünden, todt und
verdamniß erlöset und selig gemacht hat und
befohlen, man solte sie zu ihm bringen, das sie
gesegnet werden, die er aufs allergnediglichst
annimpt und ihnen das himelreich verheisset,
derhalben wöllet auß christlicher liebe dieses
gegenwertigen armen kindleins gegen Gott dem
Herrn euch mit ernst auch annemen, dasselbige
dem Herrn Christo fürtragen, umb vergebung
der sünden und das es ins reich der gnaden und
seligkeit auch aufgenommen werden möge, ver-
bitten helfen, ungezweifelter zuversicht, unser
lieber Herr Jhesus Christus werde solchs euer
werk der liebe, gegen den armen kindelein
erzeiget, in allen gnaden von euch annehmen
und euer gebet auch gewißlich erhören, sinte-
mal er die kindelein zu ihm zu bringen selbs
befohlen und sie in sein reich aufzunehmen
verheissen hat.
Oder es mag nachfolgende form der
vermanung gebrauchet werden.
Andechtigen lieben Christen, es haben die
eitern dieses kindes dasselbige hieher gesant,
darumb das sie Christen sind und von Christo
einen bevelch haben, das man sich teufen las-
sen soll im namen des Vaters, des Sohns und
des heiligen Geistes [Mt 28,19], und das sie
wissen, das Gott auch eine gnedige zusage dabey
gesetzt hat und gesagt: Wer da gleubet und
getauft wird, der wird selig werden [Mk 16,16].
So wissen auch gedachte eltern aus der heiligen
schrift, das auch diß kind in sünden empfangen
und geborn ist, wie wir armen sünder leider
allzusamen, und derhalben nötig, das wir durch
diß heilsam sacrament der heiligen taufe aufs
neu geboren werden, wie Christus saget Johan.
am dritten capitel [Joh. 3,5]: Wo ein mensch
nicht neugeborn wird durch das wasser und
heiligen Geist, so kan er ins reich Gottes nicht
kommen.
Dieweil es dann ein groß herlich ding ist
umb die taufe, in welcher Gott Vater, Sohn und
heiliger Geist ein verbund mit uns machet, also,
das Gott Vater unser gnediger lieber Vater sein
wölle, uns für seine kinder annemen und aus
grosser liebe schenken seinen Sohn Jhesum
Christum mit allem seinem verdienste, leiden,
blutvergiessen und sterben und in ihm und
durch ihn vergebung der sünde, erlösung vom
tode, teufel und ewigen verdamniß, item, das
er uns die kindschaft und erbschaft aller him-
lichen güter und seinen heiligen Geist schenke,
der unser herze mit einem warhaftigen glau-
ben begabe, erleuchte und reinige etc., so ist
der eltern an euch ganz christliche bitte, das
ihr vor diß kindlein bitten wöllet, das ihme der
allmechtige Gott alle seine sünde vergeben wol
te, sein herz mit dem heiligen Geist erleuchten
und einen rechten glauben verleihen, auf das
es in die zall der Christen möge eingeleibet
werden, item, das er ihme hernach seine gnade
87 Die hier folgenden Vermahnungen sind in die
im Uebrigen Luthers Taufbüchlein folgende
Taufordnung eingeschoben.
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Hiernach 87‘ mag eine kurze vermanung
geschehen, ungefehrlich auf die meinung,
wie folget.
Lieben freunde in Christo, wir hören alle
tage aus Gottes wort, erfahren es auch, beide,
an unserm leben und sterben, das wir von
Adam her allesampt in sünden empfangen und
geborn werden, darinnen wir denn unter Got-
tes zorn in ewigkeit verdammet und verlorn
sein müsten, wo uns nicht durch den eingebor-
nen Gottesson, unsern lieben Herrn Jhesum Chri-
stum, darauß geholfen were.
Weil denn dieses gegenwertige kindlein in
seiner natur mit gleichen sünden, in massen
wie wir auch, vergiftet und verunreiniget ist,
derowegen es auch des ewigen todts und ver-
damniß sein und bleiben müste, und aber Gott,
der Vater aller gnad und barmherzigkeiten, sei-
nen Sohn Christum der ganzen welt und also
demnach auch dem kindlein nichts wenigers
als den alten verheissen und gesandt hat, wel-
cher auch der ganzen welt sünde getragen und
die armen kindlein nichts wenigers, sondern
ebensowoll als die alten von sünden, todt und
verdamniß erlöset und selig gemacht hat und
befohlen, man solte sie zu ihm bringen, das sie
gesegnet werden, die er aufs allergnediglichst
annimpt und ihnen das himelreich verheisset,
derhalben wöllet auß christlicher liebe dieses
gegenwertigen armen kindleins gegen Gott dem
Herrn euch mit ernst auch annemen, dasselbige
dem Herrn Christo fürtragen, umb vergebung
der sünden und das es ins reich der gnaden und
seligkeit auch aufgenommen werden möge, ver-
bitten helfen, ungezweifelter zuversicht, unser
lieber Herr Jhesus Christus werde solchs euer
werk der liebe, gegen den armen kindelein
erzeiget, in allen gnaden von euch annehmen
und euer gebet auch gewißlich erhören, sinte-
mal er die kindelein zu ihm zu bringen selbs
befohlen und sie in sein reich aufzunehmen
verheissen hat.
Oder es mag nachfolgende form der
vermanung gebrauchet werden.
Andechtigen lieben Christen, es haben die
eitern dieses kindes dasselbige hieher gesant,
darumb das sie Christen sind und von Christo
einen bevelch haben, das man sich teufen las-
sen soll im namen des Vaters, des Sohns und
des heiligen Geistes [Mt 28,19], und das sie
wissen, das Gott auch eine gnedige zusage dabey
gesetzt hat und gesagt: Wer da gleubet und
getauft wird, der wird selig werden [Mk 16,16].
So wissen auch gedachte eltern aus der heiligen
schrift, das auch diß kind in sünden empfangen
und geborn ist, wie wir armen sünder leider
allzusamen, und derhalben nötig, das wir durch
diß heilsam sacrament der heiligen taufe aufs
neu geboren werden, wie Christus saget Johan.
am dritten capitel [Joh. 3,5]: Wo ein mensch
nicht neugeborn wird durch das wasser und
heiligen Geist, so kan er ins reich Gottes nicht
kommen.
Dieweil es dann ein groß herlich ding ist
umb die taufe, in welcher Gott Vater, Sohn und
heiliger Geist ein verbund mit uns machet, also,
das Gott Vater unser gnediger lieber Vater sein
wölle, uns für seine kinder annemen und aus
grosser liebe schenken seinen Sohn Jhesum
Christum mit allem seinem verdienste, leiden,
blutvergiessen und sterben und in ihm und
durch ihn vergebung der sünde, erlösung vom
tode, teufel und ewigen verdamniß, item, das
er uns die kindschaft und erbschaft aller him-
lichen güter und seinen heiligen Geist schenke,
der unser herze mit einem warhaftigen glau-
ben begabe, erleuchte und reinige etc., so ist
der eltern an euch ganz christliche bitte, das
ihr vor diß kindlein bitten wöllet, das ihme der
allmechtige Gott alle seine sünde vergeben wol
te, sein herz mit dem heiligen Geist erleuchten
und einen rechten glauben verleihen, auf das
es in die zall der Christen möge eingeleibet
werden, item, das er ihme hernach seine gnade
87 Die hier folgenden Vermahnungen sind in die
im Uebrigen Luthers Taufbüchlein folgende
Taufordnung eingeschoben.
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