Kirchenordnung 1569
reichlich mitteilen wölle, das es im glauben zu-
nehme und wachsse, wieder den teufel, die
welt und sein eigen fleisch streite und fechte,
in rechtem glauben verharre und entlich nach
diesem leben die ewigen seligkeit uberkomen
möge. Wöllen auch derhalben von grund des
herzen ein andechtig Vater unser sprechen.
Vater unser, der du bist im himel etc.
Es mag auch diese vermanung vor oder
nach dem exorcismo, darnach es an jedem
ort hergebracht, geschehen.
Andechtigen lieben freunde in Christo, dem
Herrn, demnach diß gegenwertige liebe kind-
lein (oder diese) gleich wie andere menschen
in sünden empfangen und geborn ist und also
von wegen der sünde auch stecket under dem
ewigen todt, vermag sich auch derowegen von
solchem grossen schaden nicht zu helfen noch
zu entledigen, besonder ihme ist hoch von nöten,
das es nach der lehre und auf den bevelch Jhesu
Christi zum andern mahl durch das wasser und
den heiligen Geist geborn werde und also sei-
nem erlöser und heiland Jhesu Christo einge-
leibet werde, so wöllen wir seinethalben Gott
im himel anruffen und bitten, er wölle ja selbs
alhie teufer sein und diesem kindelein (oder
diesen) seinen heiligen Geist reichlich mittei-
len, der in seinem herzen anzünde, bekreftige
und auch erhalte einen vesten glauben und
gewisse zuversicht auf das einige verdienst
Jhesu Christi, durch welchen glauben diß liebe
kindlein jetzund möge werden, hernachmals sein
und ewiglich bleiben ein kind Gottes und erbe
aller himlischen güter und also entlichen er-
88 Von hier ab folgt die Ordnung wieder Luthers
Taufbüchlein. Bek. Schr. S. 540.
89 Der sich an diese interrogatio fidei knüp-
fende „Mythus“, daß es sich bei der angeb-
lichen Verkürzung des 2. Artikels um einen
Druckfehler handele, der auch von Tschak-
kert, S. 605, wieder aufgenommen ist, ist be-
reits von Koldewey widerlegt worden. Die
Ausgabe dieser KO von 1615 hat den voll-
ständigen Wortlaut des 2. Artikels in die
entsprechende Glaubensfrage aufgenommen
langen und uberkommen die ewige seligkeit und
das ewige leben. Wöllen derhalben samptlich
bitten das heilige Vater unser 88 etc.
Darnach bringet man das kindelein zu der
taufe, und der priester spreche:
Der Herr behüte deinen eingang und ausgang
von nun an biss zu ewigen zeiten [Ps 121,8]. Amen.
Darnach lasse der priester das kind durch
seinen paten dem teufel absagen und spreche:
N., entsagestu dem teufel?
Antwort: Ja.
Und allen seinen werken?
Antwort: Ja.
Und alle seinem wesen?
Antwort: Ja.
Darnach frage er:
Gleubestu an Gott den allmechtigen Vater,
schöpfer himels und der erden?
Antwort: Ja.
Gleubestu 89 an Jhesum Christum, seinen eini-
gen Son, unsern Herrn, geboren 90 von Maria der
jungfrauen, gekreuziget, gestorben und begra-
ben, niedergestiegen zu der hellen, am dritten
tage auferstanden von den todten, aufgefahren
gen himel, sitzend zur rechten Gottes, zukünf-
tig zu richten die lebendigen und die todten?
Antwort: Ja.
Gleubestu an den heiligen Geist, eine heilige
christliche kirchen, gemeine der heiligen, ver-
gebung der sünden, auferstehung des fleisches
und nach dem tode ein ewiges leben?
Antwort: Ja.
Wiltu getauft sein?
Antwort: Ja.
(S. 58), nicht um einen Druckfehler zu korri-
gieren, sondern der veränderten Sitte gemäß.
— Vgl. P. Koldewey, Beiträge, S. 25 — 42, bes.
S. 33 u. 38. Ders., Die verschiedenen Ausgaben,
S. 263 — 265, 267.
90 Im Taufbüchlein schließt diese Glaubensfrage:
geporn und gelitten? (ebenso im Rit. Rom.
P. I, Tit. II, Cap II,17. S. 22: natum et passum?,
auch ibid. Cap. IV,38. S. 55), vgl. dazu aber
die Variante im Apparat: Bek. Schr. S. 540,
32/33.
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reichlich mitteilen wölle, das es im glauben zu-
nehme und wachsse, wieder den teufel, die
welt und sein eigen fleisch streite und fechte,
in rechtem glauben verharre und entlich nach
diesem leben die ewigen seligkeit uberkomen
möge. Wöllen auch derhalben von grund des
herzen ein andechtig Vater unser sprechen.
Vater unser, der du bist im himel etc.
Es mag auch diese vermanung vor oder
nach dem exorcismo, darnach es an jedem
ort hergebracht, geschehen.
Andechtigen lieben freunde in Christo, dem
Herrn, demnach diß gegenwertige liebe kind-
lein (oder diese) gleich wie andere menschen
in sünden empfangen und geborn ist und also
von wegen der sünde auch stecket under dem
ewigen todt, vermag sich auch derowegen von
solchem grossen schaden nicht zu helfen noch
zu entledigen, besonder ihme ist hoch von nöten,
das es nach der lehre und auf den bevelch Jhesu
Christi zum andern mahl durch das wasser und
den heiligen Geist geborn werde und also sei-
nem erlöser und heiland Jhesu Christo einge-
leibet werde, so wöllen wir seinethalben Gott
im himel anruffen und bitten, er wölle ja selbs
alhie teufer sein und diesem kindelein (oder
diesen) seinen heiligen Geist reichlich mittei-
len, der in seinem herzen anzünde, bekreftige
und auch erhalte einen vesten glauben und
gewisse zuversicht auf das einige verdienst
Jhesu Christi, durch welchen glauben diß liebe
kindlein jetzund möge werden, hernachmals sein
und ewiglich bleiben ein kind Gottes und erbe
aller himlischen güter und also entlichen er-
88 Von hier ab folgt die Ordnung wieder Luthers
Taufbüchlein. Bek. Schr. S. 540.
89 Der sich an diese interrogatio fidei knüp-
fende „Mythus“, daß es sich bei der angeb-
lichen Verkürzung des 2. Artikels um einen
Druckfehler handele, der auch von Tschak-
kert, S. 605, wieder aufgenommen ist, ist be-
reits von Koldewey widerlegt worden. Die
Ausgabe dieser KO von 1615 hat den voll-
ständigen Wortlaut des 2. Artikels in die
entsprechende Glaubensfrage aufgenommen
langen und uberkommen die ewige seligkeit und
das ewige leben. Wöllen derhalben samptlich
bitten das heilige Vater unser 88 etc.
Darnach bringet man das kindelein zu der
taufe, und der priester spreche:
Der Herr behüte deinen eingang und ausgang
von nun an biss zu ewigen zeiten [Ps 121,8]. Amen.
Darnach lasse der priester das kind durch
seinen paten dem teufel absagen und spreche:
N., entsagestu dem teufel?
Antwort: Ja.
Und allen seinen werken?
Antwort: Ja.
Und alle seinem wesen?
Antwort: Ja.
Darnach frage er:
Gleubestu an Gott den allmechtigen Vater,
schöpfer himels und der erden?
Antwort: Ja.
Gleubestu 89 an Jhesum Christum, seinen eini-
gen Son, unsern Herrn, geboren 90 von Maria der
jungfrauen, gekreuziget, gestorben und begra-
ben, niedergestiegen zu der hellen, am dritten
tage auferstanden von den todten, aufgefahren
gen himel, sitzend zur rechten Gottes, zukünf-
tig zu richten die lebendigen und die todten?
Antwort: Ja.
Gleubestu an den heiligen Geist, eine heilige
christliche kirchen, gemeine der heiligen, ver-
gebung der sünden, auferstehung des fleisches
und nach dem tode ein ewiges leben?
Antwort: Ja.
Wiltu getauft sein?
Antwort: Ja.
(S. 58), nicht um einen Druckfehler zu korri-
gieren, sondern der veränderten Sitte gemäß.
— Vgl. P. Koldewey, Beiträge, S. 25 — 42, bes.
S. 33 u. 38. Ders., Die verschiedenen Ausgaben,
S. 263 — 265, 267.
90 Im Taufbüchlein schließt diese Glaubensfrage:
geporn und gelitten? (ebenso im Rit. Rom.
P. I, Tit. II, Cap II,17. S. 22: natum et passum?,
auch ibid. Cap. IV,38. S. 55), vgl. dazu aber
die Variante im Apparat: Bek. Schr. S. 540,
32/33.
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