Wolfenbüttel
Von besuchung der kranken,
Demnach hoch und viel daran gelegen ist, das
ein kranker mensch in seiner krankheit wol
unterrichtet und getröstet werde und solchs
für allen dingen auch ins predigampt gehöret
und den pfarherrn als den seelsorgern zustehet,
so sollen auch alle pastorn aus obligendem ampt
sich sonderlichen zum höchsten beflessigen zu
wissen, wie sie sich bey kranken halten sollen,
nemlich sie erst underrichten, da es die zeit
erleiden wil, wie ein Christ seine krankheit an-
sehen soll, warumb ihm dieselbige von Gott
zugeschicket werde, was Gott darinne suche
und wie man sich in solcher krankheit christ-
lich halten solle.
Zum andern die kranken auch nicht allein
gegen die schmerzen und schwacheit des leibs,
sondern auch allerley inwendige anfechtung des
herzen trösten; denn die zwey stück sein beider-
ley nötig bey kranken leuten, damit sie sich
in ihrer krankheit guts zu Gott versehen 1er-
nen und desto besser zu friede und gedult be-
geben mögen.
Und wiewol vor unnötig geachtet, von diesen
stücken an diesem ort weitleuftig zu handeln,
weil sonst von vielen gottfürchtigen, hochgelar-
ten leuten davon geschrieben ist, als nemlich
4 „Etliche Trostschrifften vnd predigten, fur die
so in itods vnd ander not vnd anfechtung sind.
Doct. Mar. Luth.“ Gedruckt zu Wittenberg
1545. Vgl. WA 7, S. 779 ff. — Vermutlich auch:
Tröstlicher Unterricht, wie man in Leibes-
schwachheit der Kleinmüthigkeit und andern
Anfechtungen des Teufels begegnen und steu-
ern möge. 1534. Eine Nachschrift von Veit
Dietrich, die Ludwig Rabus im 4. Teil seiner
Historie der heil. auserwählten Gotteszeugen
drucken ließ, und die dann in die Bammlungen
der Schriften Luthers aufgenommen wurde
Vgl. EA 64, S. 300 ff. Vgl. auch WA 41, S. XXIV f.
u. 301 ff. — Urbanus Rhegius: Seelen Ertzney
für die gesunden vnd krancken in todes
nöten. 1529 (Urbani Regii, Deutsche Bücher
vnnd Schrifften. 1562. 3. Theyl, III, S. XI ff.)
Lat. Uebersetz. v. J. Freder 1537. Vgl. dazu
H. Beck, Die Erbauungsliteratur der ev. Kir-
che Deutschlands. 1883, S. 72 f., auch RE 316,
S. 739. — Joh. Pfeffinger: vermutlich „Trost-
D. Martino Luthero, Urbano Regio, Pfeffingero,
Huberino, Wellero 4 und andern mehr, so wöl-
ten wir doch umb der einfeltigen pastorn willen
ein kleine anleitung vermelden.
Wenn ein pfarherr von einem kranken ge-
fordert wird, ihne zu underrichten, zu trösten,
zxi absolviren und das heilige sacrament des
altars zu reichen, so soll er sich mit sonder-
lichem vleiß erstlich erkünden bey den, so umb
den kranken sein, auch von ihm selbs, ob er
uber die leibliche schwacheit auch innerliche be-
schwerung und anfechtung habe, als ob er
mit befindung seines schwachen glaubens und
unwirdigkeit angefochten werde oder sonst eine
besondere anfechtung und anligen habe.
Ob er mit betrachtung seiner grossen mannig-
faltigen sünden beschweret, ob er mit den
schrecken des zorns Gottes, des ewigen todes
und ewigen verdamnuß beengstiget, ob er uber
den abschied von dieser welt und den seinen
bekümmert oder andere dergleichen anfechtung
in seiner conscientien habe.
Wenn er nun also nach solcher vleissiger
erforschung erfahren, worinne der kranke zum
höchsten angefochten wird, so soll er auch
seine underrichtung und trost dagegen stellen,
damit er dem patienten solche anligende be-
büchlein aus Gottes Wort inn mannicherley
vnd schweren fellen.“ 15 (51?). Lat. Ausgabe
15? Vgl. H. Beck, a. a. O. S. 1041, F. Seifert
i. Beitr. z. Sächs. KG, 4. H. 1888, S. 159 Anm. 1.
— Caspar Huberinus: Vom Zorn vnd Gütte
Gottes. 1529; 1534 mit einer Vorrede Luthers
versehen, vgl. WA 38, S. 315 ff. Ueber die
Schrift selbst vgl. H. Beck, a. a. O. S. 1731,
auch RE 38, S. 415. Beck, S. 180, erwähnt noch
eine kleinere Schrift von Huberinus: Anlei-
tung, wie man die Kranken trösten soll und
wie die von der Obrigkeit zum Tode ver-
urteilten Gefangenen zu trösten sind. Nürn-
berg 1542. — Hieronymus Weller: Auslegung
des 27. und 121. Psalms sammt einen schönen
Unterricht, wie auch andere Psalmen nütz-
lich mögen gelesen werden. it. Auslegung des
tröstlichen Spruchs Matth. 11. it. Trost in
langwierigen schweren Kranckheiten. Nürn-
berg 1559 (Vgl. Teutsche Schrifften, 1702, 2.
Einth. S. 92 b ff.).
170
Von besuchung der kranken,
Demnach hoch und viel daran gelegen ist, das
ein kranker mensch in seiner krankheit wol
unterrichtet und getröstet werde und solchs
für allen dingen auch ins predigampt gehöret
und den pfarherrn als den seelsorgern zustehet,
so sollen auch alle pastorn aus obligendem ampt
sich sonderlichen zum höchsten beflessigen zu
wissen, wie sie sich bey kranken halten sollen,
nemlich sie erst underrichten, da es die zeit
erleiden wil, wie ein Christ seine krankheit an-
sehen soll, warumb ihm dieselbige von Gott
zugeschicket werde, was Gott darinne suche
und wie man sich in solcher krankheit christ-
lich halten solle.
Zum andern die kranken auch nicht allein
gegen die schmerzen und schwacheit des leibs,
sondern auch allerley inwendige anfechtung des
herzen trösten; denn die zwey stück sein beider-
ley nötig bey kranken leuten, damit sie sich
in ihrer krankheit guts zu Gott versehen 1er-
nen und desto besser zu friede und gedult be-
geben mögen.
Und wiewol vor unnötig geachtet, von diesen
stücken an diesem ort weitleuftig zu handeln,
weil sonst von vielen gottfürchtigen, hochgelar-
ten leuten davon geschrieben ist, als nemlich
4 „Etliche Trostschrifften vnd predigten, fur die
so in itods vnd ander not vnd anfechtung sind.
Doct. Mar. Luth.“ Gedruckt zu Wittenberg
1545. Vgl. WA 7, S. 779 ff. — Vermutlich auch:
Tröstlicher Unterricht, wie man in Leibes-
schwachheit der Kleinmüthigkeit und andern
Anfechtungen des Teufels begegnen und steu-
ern möge. 1534. Eine Nachschrift von Veit
Dietrich, die Ludwig Rabus im 4. Teil seiner
Historie der heil. auserwählten Gotteszeugen
drucken ließ, und die dann in die Bammlungen
der Schriften Luthers aufgenommen wurde
Vgl. EA 64, S. 300 ff. Vgl. auch WA 41, S. XXIV f.
u. 301 ff. — Urbanus Rhegius: Seelen Ertzney
für die gesunden vnd krancken in todes
nöten. 1529 (Urbani Regii, Deutsche Bücher
vnnd Schrifften. 1562. 3. Theyl, III, S. XI ff.)
Lat. Uebersetz. v. J. Freder 1537. Vgl. dazu
H. Beck, Die Erbauungsliteratur der ev. Kir-
che Deutschlands. 1883, S. 72 f., auch RE 316,
S. 739. — Joh. Pfeffinger: vermutlich „Trost-
D. Martino Luthero, Urbano Regio, Pfeffingero,
Huberino, Wellero 4 und andern mehr, so wöl-
ten wir doch umb der einfeltigen pastorn willen
ein kleine anleitung vermelden.
Wenn ein pfarherr von einem kranken ge-
fordert wird, ihne zu underrichten, zu trösten,
zxi absolviren und das heilige sacrament des
altars zu reichen, so soll er sich mit sonder-
lichem vleiß erstlich erkünden bey den, so umb
den kranken sein, auch von ihm selbs, ob er
uber die leibliche schwacheit auch innerliche be-
schwerung und anfechtung habe, als ob er
mit befindung seines schwachen glaubens und
unwirdigkeit angefochten werde oder sonst eine
besondere anfechtung und anligen habe.
Ob er mit betrachtung seiner grossen mannig-
faltigen sünden beschweret, ob er mit den
schrecken des zorns Gottes, des ewigen todes
und ewigen verdamnuß beengstiget, ob er uber
den abschied von dieser welt und den seinen
bekümmert oder andere dergleichen anfechtung
in seiner conscientien habe.
Wenn er nun also nach solcher vleissiger
erforschung erfahren, worinne der kranke zum
höchsten angefochten wird, so soll er auch
seine underrichtung und trost dagegen stellen,
damit er dem patienten solche anligende be-
büchlein aus Gottes Wort inn mannicherley
vnd schweren fellen.“ 15 (51?). Lat. Ausgabe
15? Vgl. H. Beck, a. a. O. S. 1041, F. Seifert
i. Beitr. z. Sächs. KG, 4. H. 1888, S. 159 Anm. 1.
— Caspar Huberinus: Vom Zorn vnd Gütte
Gottes. 1529; 1534 mit einer Vorrede Luthers
versehen, vgl. WA 38, S. 315 ff. Ueber die
Schrift selbst vgl. H. Beck, a. a. O. S. 1731,
auch RE 38, S. 415. Beck, S. 180, erwähnt noch
eine kleinere Schrift von Huberinus: Anlei-
tung, wie man die Kranken trösten soll und
wie die von der Obrigkeit zum Tode ver-
urteilten Gefangenen zu trösten sind. Nürn-
berg 1542. — Hieronymus Weller: Auslegung
des 27. und 121. Psalms sammt einen schönen
Unterricht, wie auch andere Psalmen nütz-
lich mögen gelesen werden. it. Auslegung des
tröstlichen Spruchs Matth. 11. it. Trost in
langwierigen schweren Kranckheiten. Nürn-
berg 1559 (Vgl. Teutsche Schrifften, 1702, 2.
Einth. S. 92 b ff.).
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