Kirchenordnung 1569
sol dem examinirten zuvor auferlegt werden
von dem argumento, so ihme von unsern theo-
logis proponirt, ein predigt zu thun, damit man
nicht allein sein erudition, sonder auch sein
prommciation und action der predigt vernemen
und, was daran strefflich, ihne berichten möge.
So ist auch ferner unser will und meinung, das
keiner kirchen wider ihren willen ohne sonder-
lich billich und beweglich ursach ein kirchen-
diener aufgedrungen werde. Darumb nachdem ein
solcher, so des kirchendiensts begeret, sein ge-
wisse testimonia, beide, der rechten lehr und
des erbarn wandels, dargethan hat und er
also zu lehren geschickt erfunden wird, so sol
dennoch zuvor und ehe er zu derselbigen kir-
chen geordnet wird, dem superintendenten sel-
bigen gezirks und dem amptman mit bevelch
zugeschicket werden, ihne der kirchen, deren
er vorstehen und verordnet werden sol, zuvor
in sein superintendentenbeysein etliche öffent-
liche predigen thun zu lassen. So dann der
superintendens vermerket, das die kirch des-
selben orts ab dem fürgestelten kirchendiener
kein abscheuen tregt, sonder ihne im kirchen-
ampt wol leiden mag, sol er superintendens
sampt dem amptman solches schriftlich un-
sere kirchenrethe berichten, damit was fer-
ner hierin zu handeln sein, von denselben un-
sern kirchenrethen ördentlich verrichtet werde,
das also die kirch ihr vocation auch ordentlich
haben und behalten mög.
Darauf und sobald der kirchendiener seine
testimonia von dem superintendenten und ampt-
man unserm consistorio also zugestelt und von
der kirchen, dahin er bedacht, bewilliget, sol
er ungefehrlich auf volgende weiß vermanet
werden:
Das er anfangs mit höchstem vleiß bedenke
und zu herzen fasse, mit was grosser sorge,
mühe, vleiß und arbeit er das regiment der
kirchen annehmen und verrichten sol.
Dann die kirch ist ein gesponß Christi,
des Sohns Gottes, welche Christus so herzlich
liebet, das er ihr heil und ewiges leben zu er-
langen, vom himel herabgestiegen und sich mit
allerley menschlicher blöde beladen, auch sein
eigen bluth vergossen und den schmelichsten
todt auf sich genommen hat, damit er sie
von dem todt errettet. Darumb sol der kir-
chendiener sein besten müglichen vleiß anke-
ren, das er die kirch nicht mit menschentraum,
sondern mit göttlicher himlischer lehr under-
richte, damit sie durch den heiligen Geist er-
wecket werde, dem Herrn Christo, ihrem breu-
tigam treue und glauben zu halten und darin
unverrücket und unbeflecket zu verharren nach
dem exemplo Pauli [2. K 11,2], der da saget:
Ich habe euch vertrauet einem manne, das
ich ein reine jungfrau Christo zubrechte.
Und sol der kirchendiener allwege mit höch-
stem ernst bedenken, da etwas an der kirchen
durch sein faulkeit, nachlessigkeit, versaumb-
nuß, verkerung und ergernuß versaumbt oder
gehindert werde, so wölle unser Herr und Gott,
der himlisch Vater, ihr blut von seiner des
kirchendieners hand erfordern.
Hierauf soll er predigen und lehren die hei-
lige prophetische und apostolische schrift, wel-
che mit göttlichen himlischen wunderzeichen be-
stetiget, ein lucern unserer füß (wie der psalm
sagt [Ps 119,105]) und ein liecht auf unserm
weg seind.
Und nachdem die erklerung solcher artickel,
darin man in glaubenssachen zu dieser zeit
streitig, in der augspürgischen confession und
unserer theologen angehefter declaration kurz
und klar nach anweisung des rechten wahren
catholischen verstands der prophetischen und
apostolischen schrift begriffen und verfasset
seind, so erfordert die noturft des kirchenampts,
das der kirchendiener in solchen articuln sein
lehr nach der erklerung und inhalt bemelter
confession getreulich verrichte.
Dieweil auch dem ampt und vocation des
kirchendieners gebüret, das er der kirchen nicht
allein mit reiner göttlicher lehre, sonder auch
mit gutem exempel und vorbild diene, auch die
lehre, soviel an ihm, mit seinem ehrlichen wan-
del ziere, so erfordert abermals die notturft,
das ein jeglicher, so sich die kirchen zu re-
gieren underfahen, sein leben dieser gestalt
durch Gottes gnad anschicke, das nicht allein
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sol dem examinirten zuvor auferlegt werden
von dem argumento, so ihme von unsern theo-
logis proponirt, ein predigt zu thun, damit man
nicht allein sein erudition, sonder auch sein
prommciation und action der predigt vernemen
und, was daran strefflich, ihne berichten möge.
So ist auch ferner unser will und meinung, das
keiner kirchen wider ihren willen ohne sonder-
lich billich und beweglich ursach ein kirchen-
diener aufgedrungen werde. Darumb nachdem ein
solcher, so des kirchendiensts begeret, sein ge-
wisse testimonia, beide, der rechten lehr und
des erbarn wandels, dargethan hat und er
also zu lehren geschickt erfunden wird, so sol
dennoch zuvor und ehe er zu derselbigen kir-
chen geordnet wird, dem superintendenten sel-
bigen gezirks und dem amptman mit bevelch
zugeschicket werden, ihne der kirchen, deren
er vorstehen und verordnet werden sol, zuvor
in sein superintendentenbeysein etliche öffent-
liche predigen thun zu lassen. So dann der
superintendens vermerket, das die kirch des-
selben orts ab dem fürgestelten kirchendiener
kein abscheuen tregt, sonder ihne im kirchen-
ampt wol leiden mag, sol er superintendens
sampt dem amptman solches schriftlich un-
sere kirchenrethe berichten, damit was fer-
ner hierin zu handeln sein, von denselben un-
sern kirchenrethen ördentlich verrichtet werde,
das also die kirch ihr vocation auch ordentlich
haben und behalten mög.
Darauf und sobald der kirchendiener seine
testimonia von dem superintendenten und ampt-
man unserm consistorio also zugestelt und von
der kirchen, dahin er bedacht, bewilliget, sol
er ungefehrlich auf volgende weiß vermanet
werden:
Das er anfangs mit höchstem vleiß bedenke
und zu herzen fasse, mit was grosser sorge,
mühe, vleiß und arbeit er das regiment der
kirchen annehmen und verrichten sol.
Dann die kirch ist ein gesponß Christi,
des Sohns Gottes, welche Christus so herzlich
liebet, das er ihr heil und ewiges leben zu er-
langen, vom himel herabgestiegen und sich mit
allerley menschlicher blöde beladen, auch sein
eigen bluth vergossen und den schmelichsten
todt auf sich genommen hat, damit er sie
von dem todt errettet. Darumb sol der kir-
chendiener sein besten müglichen vleiß anke-
ren, das er die kirch nicht mit menschentraum,
sondern mit göttlicher himlischer lehr under-
richte, damit sie durch den heiligen Geist er-
wecket werde, dem Herrn Christo, ihrem breu-
tigam treue und glauben zu halten und darin
unverrücket und unbeflecket zu verharren nach
dem exemplo Pauli [2. K 11,2], der da saget:
Ich habe euch vertrauet einem manne, das
ich ein reine jungfrau Christo zubrechte.
Und sol der kirchendiener allwege mit höch-
stem ernst bedenken, da etwas an der kirchen
durch sein faulkeit, nachlessigkeit, versaumb-
nuß, verkerung und ergernuß versaumbt oder
gehindert werde, so wölle unser Herr und Gott,
der himlisch Vater, ihr blut von seiner des
kirchendieners hand erfordern.
Hierauf soll er predigen und lehren die hei-
lige prophetische und apostolische schrift, wel-
che mit göttlichen himlischen wunderzeichen be-
stetiget, ein lucern unserer füß (wie der psalm
sagt [Ps 119,105]) und ein liecht auf unserm
weg seind.
Und nachdem die erklerung solcher artickel,
darin man in glaubenssachen zu dieser zeit
streitig, in der augspürgischen confession und
unserer theologen angehefter declaration kurz
und klar nach anweisung des rechten wahren
catholischen verstands der prophetischen und
apostolischen schrift begriffen und verfasset
seind, so erfordert die noturft des kirchenampts,
das der kirchendiener in solchen articuln sein
lehr nach der erklerung und inhalt bemelter
confession getreulich verrichte.
Dieweil auch dem ampt und vocation des
kirchendieners gebüret, das er der kirchen nicht
allein mit reiner göttlicher lehre, sonder auch
mit gutem exempel und vorbild diene, auch die
lehre, soviel an ihm, mit seinem ehrlichen wan-
del ziere, so erfordert abermals die notturft,
das ein jeglicher, so sich die kirchen zu re-
gieren underfahen, sein leben dieser gestalt
durch Gottes gnad anschicke, das nicht allein
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