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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0248
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Wolfenbüttel

Von den decuriis.

Und dieweil sich begibt, das in den classibus,
besonder den dreyen ersten, vielmalen, fürnem-
lichen, wa der knaben viel sein, wann sie zu
ungleichen zeiten darin kommen, ob sie schon
einerley lectiones haben, jedoch einander mit
ihrem studiren und profectu etwas ungleich,
und je einer sich mehr dann der ander darin
fürdert, sol der praeceptor die fürsehung thun,
das in diesen fellen bey solchen classibus decu-
riae angericht und die knaben zusammengesetzt
werden, so sich im studieren am meisten mit-
einander vergleichen, damit er ihre ingenia dest
leichter erkennen möge und die knaben durch
sein promotion ad aemulationem, eyfer und vleiß
gereizet werden.

Es sol auch in einer jeden decuria auß den
knaben alle wochen ein neuer decurio und
rottmeister gewehlet werden, welcher seinen
rottgesellen ihre gemeine lection lauth für-
sprechen sol und sonst acht auf sie haben, das
sie sich wol halten, und ihr unzucht dem prae-
ceptori vor der lection anzeige.

Welche bücher in der schul gelesen sollen
werden.

Auf das nun die knaben mit andern büchern
nicht beladen, noch ihre eltern mit viel bücher
zu kaufen beschwert werden, darzu die schul-
meister mit den examinibus und progressioni-
bus, so jerlich in allen schulen gehalten, ihres
thuns desto richtiger mögen antwort geben,
oder so die knaben von einer schul in die
andern gefürdert, mit ungleicheit der bücher
nicht irre gemacht, so sollen hinfurt in allen
schulen nun einerley bücher und kein anders,
dann die in dieser ordnung hernach verzeichnet,
gelesen, die auch keinswegs verendert, sonder
zu bestimpter zeit außgelesen und nachmals
vornen wieder angefangen werden.

Von den stunden in der schul.

Auf das die schulknaben und ihre eltern,
item die paedagogi wissen, zu welcher zeit
sie sich zu der schul schicken sollen, so ordnen
und wöllen wir, das hinfurt, wann kein feyer-

tag ist, in allen schulen teglich drey stund vor
mittag, nemlich sommers zeiten von der gechsten
uhr biß auf die siebende und dann von der
achten uhr biß ungefehrlich auf die zehende,
aber winters zeiten von der siebenden uhr biß
ungefehrlich auf die achten und dann von der
neunden uhr biß auf die zehenden.

Und nach mittag auch drey stund, beyde,
sommers und winters zeiten gleich, nemlich
von zwölf uhr biß umb zwey und dann von
drey uhr biß umb viere schul gehalten sol
werden.

Doch mögen die eltern und schulmeister mit
den gar jungen kindern und legisten in infima
classe uber der morgenstund wol dispensieren,
sonderlich winters zeiten dieselben etwas spa-
ters zu der schul schicken und kommen lassen.

Es sollen auch die praeceptores und ihre
collaboratores schüldig sein, selber anfangs auf
die verordente stund entgegen zu sein und
mit vleiß dahin sehen, das die knaben zu
jeder verordenten stund in die schul kommen,
damit ein jede stund nutzlich und wol angelegt
werde.

Und auf das solche ordnung erhalten und
denen, so gern neben die schul gehn, geweret
werde, sol der schulmeister (so oft es ihn für
gut und notwendig ansicht) den catalogum selbs
lesen oder die collaboratores thun lassen und
nachmals die absentes rechtfertigen, und wo die
absentia bey ihnen oder mehr unnötig oder muth-
willig befunden, darumb bescheidenlich straffen.

Was und auf welche weiß zu jeder stunde
in einer jeden classe gelesen und geübet
werden soll.

Infima classis.

In infima classe sollen die lectiones nicht,
wie in den andern nachvolgenden classibus ge-
schicht, geendert, sonder die praeceptores mit
den legisten die 6 stunde des tags und die
6 tage durch die wochen das ganz jar mit nach-
volgender ordnung furtfaren, so lang und viel,
biß sie, die knaben, in dieser classe des lesens
und schreibens ganz fertig werden.

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