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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0253
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Kirchenordnung 1569

regel standen, auch andern mehr, so von dem
praeceptore fingiert, wol erklert und ad regulam
appliciert werden, doch sol zuvor, ehe die regel
gelesen wird, allwegen superioris diei lectio
von d-en knaben exigiert und alsdann erst ein
neue lection fiirgegeben werden.

De exercitio styli.

Hierauf sol nun auch das -exercitium styli an-
gefangen und alle Mitwoch ein kurz leicht argu-
ment auß den negstgehörten lectionibus und,
soviel müglich, eben dieselben wort, doch ver-
deutscht und als hernach volget, geendert, ge-
nommen, den knaben deutsch fiirgeben und
dictiert und ihnen angezeigt werden, an wel-
chem ort sie solch argum-ent finden, damit sie
ein anleitung hab-en, die phrases authorum auß
gehörten lectionibus dest leichter zu imitieren.
Doch sol der praeceptor die genera, numeros,
personas, casus, modos et tempora endern.

Volgends am negsten Freytag darnach sollen
die praeceptores von allen knaben exigieren
und ihr jedem die vitia und mengel in generi-
bus, numeris, casibus, temporibus, modis und
andern accidentibus, auch in syntaxi, freundlich
und deutlich anzeigen, das es die andern auch
hören. Darumb gehört hi-eher gedult, dieweile
die knaben oftmals feelen, sonst, wo man un-
gedültig mit ihnen ist, besonder in exercitio
styli, werden sie kleinmütig, verzagt und ver-
drossen.

Fürnemlich auch darauf acht haben, das
keiner des andern scriptum allein abschreibe
und, als hette ers selbs gemacht, dargebe.

Die knaben sollen auch zu solchem eigene
besondere bücher haben, darin sie die scripta
von quatember zu quatember einschreiben und
emendieren lassen, damit man in der super-
intendenz der knaben und preceptorn vleiß und
unfleiß sehen möge.

46 b. Umpfenbach S. 1 — 86.

47 b. Umpfenbach S. 87 — 182.

Secunda classis.

Die erste stund vor mittag.

Zu dieser stmid sol integrum opus Epistolarum
familiarium Ciceronis gel-esen und mit der ex-
plication, exercitio grammatices und repetiti-
onibus gehalten, wie in den vorigen lectionibus
verzeichn-et ist, besonder in dieser classe von
dem praeceptore inter legendum figurae con-
structionis und species metaplasmi demonstriert
werden.

Die andern zwey stund vor mittag.

Zu der ersten stund sollen die Quaestiones
grammatices, zu dieser classe verordnet, alle tag
g-eles-en und r-epetiert werden, doch -etwas gründ-
licher, dann in tertia classe geschehen ist.

Die ubrigen zeit sol der praeceptor die lection
Epistolarum familiarium, so zur ersten stund
gehalten, repetiren und ad usum grammatices
transferieren, wie oft gemelt ist.

Auf zwölf uhr biß zwey in secunda classe.

Zu dieser stund nach der music sollen die
praeceptores die erst comoediam Terentii An-
driam 46, und so solche absolviert, libellum Cice-
ronis De amicitia lesen. Nach demselben die
andern comoediam Terentii Eunuchum 47 und
auf volendung derselben libellum Ciceronis De
senectute, und also durchauss alternatim für-
nemen und halten.

Di-e ubrige z-eit sol der praeceptor den ganzen
syntaxim ördentlich nacheinander repetieren, wie
er in tertia classe zu dieser stund gelesen ist
worden.

Nachdem er aber den syntaxim einmal vol-
endet, sol er ihn lassen anstehen und anstatt
desselbigen die principia prosodiae 48, wie sie
per Quaestiones gestelt, für sich nehmen und
nach volendung ders-elbigen den syntaxim wieder-
umb davornen anfahen.

48 Vgl. Mel., Gramm. Lat. CR XX,245: „Pro-
sodia, quae docet accentus ...“

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