'Kirchenordnung 1569
praeceptoribus oder oberkeit, darunder er sich
zuvor mit dienst, lehr und leben gehalten,
unsern kirchenrethen fürbringen.
Wo dann solchs also richtig geschehen, als-
dann er in unser schul zu Wulffenbüttel vor
unsern verordenten theologen und dann der-
selbigen schul pedagogarcha ein lection oder
zwo, die ihme angezeigt werden, thun. Wann
dann er und sonderlich in der grammatic taug-
lich erfunden, so sol er darauf von unsern
kirchenrethen seiner pietet halben auf unsern
catechismum, in unsern kirchenordnungen be-
griffen, ördentlich und mit sonderm vleiß exa-
miniert werden. So er nu also in der pietet
der augßpürgischen confession nach rein, gott-
selig und zu solcher administration tauglich
erkennt, so sol er in unserm namen mit be-
velch von unsern kirchenrethen an den pfarr-
herrn, amptman, bürgermeister, gericht und ge-
ordenten superintendenten, dahin er nominiert
und approbiert, geschickt und allda ihme vom
pfarrherr in gegenwertigkeit der andern, erst
angeregten personen unser schulordnung vor-
gelesen, uberantwortet und dann darauf vol-
gende artickel fürgehalten werden.
Nemlich, das er sich aus solcher ordnung
teglich erinnern, die zu herzen fassen und be-
denken wölle, das sein dienst ein hoch, theur
und von Gott geordnet ampt und mittel sey,
die kinder mit der lehr und gottsfurcht zu er-
haltung des predigampts und guten regiments
anzunehmen.
Darnach wölle und sol er vermittelst gött-
licher gnaden die schul, so ihme bevohlen, mit
treuem vleiß regieren und der jugent mit einem
züchtigen, erbarn, nüchtern leben vorstehen und
sie in jeder classe durch decurias von den
ersten elementis an mit ihren assignierten insti-
tutionibus, praeceptis und authoribus zu allen
stunden dieser unser schulordnung nach treu-
lich underrichten und lehren, das man jederzeit
bey der jugent seinen vleiß scheinbarlich befinde,
ßob = zwicken, kneifen; Fischer, Schwäb. Wör-
terb. I, S. 1040 f.
und mit gemelten assignierten authoribus in
keiner classe enderung thun, sondern dieselbige
keinswegs underlassen und fürnemlich die gram-
matic als das nötigste stück für und für treiben
und uben, damit die knaben gute und gewisse
grammatici werden.
Das er auch mit den schülern, so etwas in
der grammatic bericht, lateinisch rede und sie
dasselb also zu reden gewehne.
Die jungen, so unfleiß und bößheit halben
strefflich befunden, wie oben gemelt, mit kei-
nem giftigen zorn oder unbescheidenheit oder
poldern, sonder gebürlich und bescheidenlich
mit glimpflichen worten, und do die nicht ver-
fenglich oder erschießlich, mit der ruten straf-
fen, dieselbige gebürlicher weiß gebrauchen und
dabey alle ungebürliche streich, als zu dem
haupt, auf die nasen oder backen schlahen,
in die ohren pfetzen 65b oder dieselbigen umb-
drehen, bey dem haar ziehen oder raufen, tholle 65c
geben oder anders dergleichen genzlich ver-
meiden, fürnemlich aber sich in allweg be-
fleissigen, das sie diejenigen, so gute ingenia
haben, nicht poldern, sonder sanft und mild
mit ihnen handeln, auch die, so etwas unlernig
und nicht mit so scharfen ingeniis begabt, ob-
gelauter massen mit worten und bescheidener
gebürlicher straff ermanen. Do aber ein knab so
gar unlernig und also eines harten kopfs, das
kein vleiß noch arbeit bey ihme wolte erschies-
sen, desselben eltern anzeigen, das er bey der
schul verderbe, damit sie, die eltern, ihne zu hand-
werkern oder anderm beyzeit richten und helfen
mögen, jedoch hierin nicht eilen, dann es begibt
sich, das in dem fall die letzten die ersten
werden, darumb allwegen das alter und mores
der knaben vleissig seind zu bedenken.
Und damit der kirchen und schul halben
gleichheit gehalten werde, den catechismum, so
in unser kirchenordnung begriffen, gebrauchen,
auch kein ander gesang oder psalmen, dann
deren die kirch desselbigen orts gewont ist
65c = Schläge, Fischer, a. a. O. II, S. 252.
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praeceptoribus oder oberkeit, darunder er sich
zuvor mit dienst, lehr und leben gehalten,
unsern kirchenrethen fürbringen.
Wo dann solchs also richtig geschehen, als-
dann er in unser schul zu Wulffenbüttel vor
unsern verordenten theologen und dann der-
selbigen schul pedagogarcha ein lection oder
zwo, die ihme angezeigt werden, thun. Wann
dann er und sonderlich in der grammatic taug-
lich erfunden, so sol er darauf von unsern
kirchenrethen seiner pietet halben auf unsern
catechismum, in unsern kirchenordnungen be-
griffen, ördentlich und mit sonderm vleiß exa-
miniert werden. So er nu also in der pietet
der augßpürgischen confession nach rein, gott-
selig und zu solcher administration tauglich
erkennt, so sol er in unserm namen mit be-
velch von unsern kirchenrethen an den pfarr-
herrn, amptman, bürgermeister, gericht und ge-
ordenten superintendenten, dahin er nominiert
und approbiert, geschickt und allda ihme vom
pfarrherr in gegenwertigkeit der andern, erst
angeregten personen unser schulordnung vor-
gelesen, uberantwortet und dann darauf vol-
gende artickel fürgehalten werden.
Nemlich, das er sich aus solcher ordnung
teglich erinnern, die zu herzen fassen und be-
denken wölle, das sein dienst ein hoch, theur
und von Gott geordnet ampt und mittel sey,
die kinder mit der lehr und gottsfurcht zu er-
haltung des predigampts und guten regiments
anzunehmen.
Darnach wölle und sol er vermittelst gött-
licher gnaden die schul, so ihme bevohlen, mit
treuem vleiß regieren und der jugent mit einem
züchtigen, erbarn, nüchtern leben vorstehen und
sie in jeder classe durch decurias von den
ersten elementis an mit ihren assignierten insti-
tutionibus, praeceptis und authoribus zu allen
stunden dieser unser schulordnung nach treu-
lich underrichten und lehren, das man jederzeit
bey der jugent seinen vleiß scheinbarlich befinde,
ßob = zwicken, kneifen; Fischer, Schwäb. Wör-
terb. I, S. 1040 f.
und mit gemelten assignierten authoribus in
keiner classe enderung thun, sondern dieselbige
keinswegs underlassen und fürnemlich die gram-
matic als das nötigste stück für und für treiben
und uben, damit die knaben gute und gewisse
grammatici werden.
Das er auch mit den schülern, so etwas in
der grammatic bericht, lateinisch rede und sie
dasselb also zu reden gewehne.
Die jungen, so unfleiß und bößheit halben
strefflich befunden, wie oben gemelt, mit kei-
nem giftigen zorn oder unbescheidenheit oder
poldern, sonder gebürlich und bescheidenlich
mit glimpflichen worten, und do die nicht ver-
fenglich oder erschießlich, mit der ruten straf-
fen, dieselbige gebürlicher weiß gebrauchen und
dabey alle ungebürliche streich, als zu dem
haupt, auf die nasen oder backen schlahen,
in die ohren pfetzen 65b oder dieselbigen umb-
drehen, bey dem haar ziehen oder raufen, tholle 65c
geben oder anders dergleichen genzlich ver-
meiden, fürnemlich aber sich in allweg be-
fleissigen, das sie diejenigen, so gute ingenia
haben, nicht poldern, sonder sanft und mild
mit ihnen handeln, auch die, so etwas unlernig
und nicht mit so scharfen ingeniis begabt, ob-
gelauter massen mit worten und bescheidener
gebürlicher straff ermanen. Do aber ein knab so
gar unlernig und also eines harten kopfs, das
kein vleiß noch arbeit bey ihme wolte erschies-
sen, desselben eltern anzeigen, das er bey der
schul verderbe, damit sie, die eltern, ihne zu hand-
werkern oder anderm beyzeit richten und helfen
mögen, jedoch hierin nicht eilen, dann es begibt
sich, das in dem fall die letzten die ersten
werden, darumb allwegen das alter und mores
der knaben vleissig seind zu bedenken.
Und damit der kirchen und schul halben
gleichheit gehalten werde, den catechismum, so
in unser kirchenordnung begriffen, gebrauchen,
auch kein ander gesang oder psalmen, dann
deren die kirch desselbigen orts gewont ist
65c = Schläge, Fischer, a. a. O. II, S. 252.
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