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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0281
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Kirchenordnung 1569

collect deudsch oder lateinisch singen und letz-
lich mit dem Benedicamus 91 oder Danksagen
wir alle etc. beschliessen.

Vor dem morgenmahl sollen die jungfrauen
abermals zu chor gehen und einen psalmen
oder zween deudsch oder lateinisch, ein verß
umb den andern beten oder singen, darauf aber-
mals ein capittel aus dem alten testament sampt
dem summario gelesen, nach dem Vater unser
aber eine reine collect gesungen und mit dem
Benedicamus beschlossen werden.

Zur vesper, ehe man zu tisch gehet, sollen
anfangs abermals ein deudscher oder lateini-
scher psalmen oder zween gesungen, darauf
ein capittel aus dem neuen testament gelesen,
nach dem capittel das Magnificat oder Nunc
dimittis 92 deudsch oder lateinisch, darnach ein
reine collect gesungen, das Vater unser gebetet
und mit dem Benedicamus deudsch oder latei-
nisch 93 beschlossen werden.

Damit aber in dem lesen gute ordnung ge-
halten und nicht eine jungfrau vor der andern
damit beschweret werde, so sol die jungfrau,
so am Sontag angefangen zu lesen, dieselbige
ganze wochen solchs verrichten, welcher die
andern nachvolgen sollen, biß die ordnung die
erste wiederumb treffen würde.

Es sollen auch die capittel, wie sie im alten
und neuen testament beschrieben, ördentlich
nacheinander gelesen, damit die jungfrauen die
geschichten und lehr derselben ganz eigentlich
und ördentlich fassen und nachmals ihnen selbst
und andern zum trost und lehr ntitzlich ge-
brauchen könden. Desgleichen sollen auch die
psalmen ördentlich nacheinander gesungen, und
wenn der psalter zu ende gebracht, allweg
gleich wiederumb angefangen werden.

Auf die hohen feste sol anstat des ördentlichen
capittels die geschicht desselben fests gelesen
werden, als auf Weinacht das 9. capittel Esaiae

91 Benedictus u. Benedicamus vgl. im Brev. Rom.,
Ordinarium divini Officii ad Laudes P. Vern.
S. 12 f. u. 15; P. Aestiv. S. 8 f. u. 11; P.
Autumn. S. 8 f. u. 11; P. Hiem. S. 10 u. 13. —
Deutsch: Ev. Kgb. Lit. 25 u. 20 — 23.

[1—6] oder das 2. capittel im evangelisten Luca
[1—20], auf Ostern das 16. capittel auß dem
evangelisten Marco [9—11], am tag der himel-
fart Christi das 1. capittel in der Apostel-
geschicht [1—12], am Pfingstag das 1. capittel
in der Apostelgeschicht [2, 1—13], Desgleichen
mögen sie auch andere schöne geseng und hym-
nos, so durchs jar auf die hohen fest ver-
ordnet und heiliger schrift gemeß sind, singen.
An Son und feirtagen sol es mit singen und
lesen gehalten werden, wie in unser kirchenord-
nung begriffen. Es mögen auch die jungfrauen
auf jede zeit die christlichen, reine verordente
hymnos neben den psalmen singen, dardurch sie
nicht wenig zur danksagung für die gnad Gottes,
uns durch Christum erwiesen, und dann auch
zu aller gottseligkeit gereizet und erwecket
werden.

Durch diesen gottesdienst, welcher durch die
jungfrauen in deudscher und bekanter mutter-
sprach verrichtet, werden nicht alleine die jung-
frauen in ihrem glauben und gottseligkeit ihres
lebens gesterket, sondern auch die zuhörer ge-
bessert, so nicht weniger als sie selbst frucht
und nützen darvon empfangen werden.

Die stunde aber, da die jungfrauen nicht zu
chor gehen, sol ein jede ihrer arbeit und dem
beruff, darzu sie jederzeit von der domina be-
scheiden, als lesen, schreiben, catechismus 1er-
nen, neyen, spinnen, weben und dergleichen mit
gehorsam und allem treuen vleiß außwarten.

Vor und nach dem essen sol allwegen das
Benedicte und Gratias 94 mit aller zucht nnd an-
dacht gesprochen, und dieweil man isset, auch
ein capitel aus der h. schrift gelesen und die
ordnung, wie im chor, damit gehalten werden.

Damit aber die klöster nicht ubersetzt und
nicht allein, das die jetzt darinnen nottürftig-
lich underhalten, sonder auch zum almusen und
befürderung der armen schüler, so künftiglich

92 Vgl. S. 249, Anm. 72 u. 73. — Die dtsch. Texte:
Ev. Kgb. Lit. 26 u. 27.

93 Vgl. Brev. Rom., Ordinarium divini Officii
ad Vesperas. P. Vern. S. 34; P. Aestiv. S. 23;
P. Autumn. S. 24; P. Hiem. S. 29.

94 Vgl. Kl. Katechismus. Bek. Schr. S. 522 f. Ev.

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