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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0282
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Wolfenbüttel

der kirchen Gottes nützlichen dienen mögen,
könde geholfen werden, so wöllen wir, das hin-
furt keine jungfrau one unser vorwissen und
gnedigs verwilligen in einig kloster angenom-
men, sonder dasselbig jederzeit zuvor an uns
gelanget werden sol. Do auch uber die be-
stimpte anzal der jungfrauen etliche ihre kinder
in unsern klöstern zur gottesfurcht, zucht und
lehr wolten aufziehen lassen, die sollen jer-
lich dem kloster für den tisch und nottürftige
underhaltung ein gewisse summa gelts der bil-
licheit gemeß geben, welche dem kloster zum
besten widerumb angelegt und verordnet wer-

den sol. Und nachdem, was zu den klöstern
gestiftet, ein gottesgab und nicht zum uber-
fluß unnützlich durch ubermessige gastungen
oder in ander weg verschwendet, sonder allein
zur befürderung der ehrn Gottes, christlicher
lehr und zucht angewendt werden sol, wöllen
wir künftiglich auch, was die haußhaltung be-
langt, die gnedige fürsehung und verordnung
thun, damit ein nützliche haußhaltung angestelt,
und was einmal zum gottesdienst ergeben, bey
demselben erhalten und zum nützlichsten wider-
umb angewendet und gebraucht werden möge.

Kastenordnung. 95

Auf das auch die armen, welche uns in hei-
liger schrift sonderlich bevohlen, nach notturft
versorget, dagegen aber die faulenzer, böse
streifer, landfehrer und leichtfertige buben,
denen dann, neben dem sie den dürftigen das
notwendig almusen vor dem mund abstricken,
keine büberey und ubels zu viel, abgeschafft und
gegen ihnen mit gebürender straff volnfahren
würde, haben wir nachvolgende ordnung für-
genommen.

Darumb weil neben andern christlichen wer-
ken almusen geben und das wir umb seines
göttlichen namens willen unserm nechsten mit
werken der barmherzigkeit und miltem erzeigen,
dem allmechtigen sonder gefellig und darinnen
die rechte brüderliche liebe ergriffen und er-
zeigt wird,

und damit die spittal und armenkasten in
guter christlicher zucht und ordnung zu not-
turft und underhaltung der rechten armen und
bedürftigen erhalten werden,
und uns derhalben von Gott empfangenen und
tragenden ampts und also von der oberkeit

Kgb. Anh. S. 50.

95 Ueber den Ursprung dieser Kastenordnung
über die württemberg. Quelle hinaus vgl.
E. Martens, S. 134, Anm. 3. — Martens stellt

wegen gebürt und zustehet, mit allem ernst
und vleiß einsehens zu haben, demnach so be-
vehlen wir hiemit ernstlich, das alle unsere
ober und underamptleute, schultheissen, gericht,
rath, underthanen, diacon und kastenpfleger ob
solcher ordnung in allen punkten und artickeln
gehorsamlich mit allem vleiß und ernst halten,
die uberfahrer nach außweisung derselben
strenglich und unnachlessig straffen thun, als
lieb einem jeden sey, unser ungnad und straff
zu vermeiden.

Das erste capittel.

Durch welche weg ein gemeiner kaste auf-
gericht mag werden und was darin gefallen
soll etc.

Erstlichs von bestendigem und gewissem ein-
kommen sol zusamengeschlagen und in eine
kasten eingezogen werden alles, was biß anher
auf vigilien, ewige liecht, wachß und ol ge-
wendet ist worden, item, was der heilig, die
fabrick, presenz, salve 95a, spende, brüder und
pflegschaft und dergleichen fallen haben.

es außer jeden Zweifel, daß es jedenfalls all-
gemein zur Einführung solcher Armenkästen
nicht gekommen wäre, vgl. S. 138.

95a Stiftung, vgl. S. 15, Anm. 17.

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