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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0308
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Wolfenbüttel

Von christlicher reformation der klöster im
fürstenthumb Braunschweig, Wulffenbütli-
schen theils, anno 1568 im October angestelt.

Es ist kein zweifel, nachdem durch besondere
gnad des allmechtigen Gottes und Vaters unsers
Herrn Jhesu Christi auch in diesem löblichen
fürstenthumb Braunschweig eine christliche re-
formation der kirchen und klöster fürgenomen,
das viel und mancherley von derselben hin und
wider, sonderlich aber bey unserm gegentheil
ausgeben werde 32, als solte hierdurch der recht,
warhaftig gottesdienst sampt dem alten aposto-
lischen, catholischen, christlichen glauben ab-
gethan, ein neuer glaub eingebracht und dar-
durch endlich anders nichts denn allein die
geistliche güter gesucht, die klöster zerstöret
und derselben ein und uffkomen in eigen und
weltlich nutz und gebrauch verordnet werden,
weichs do es sich im werk also befinden solt,
nicht allein vor der welt und allen Christen
ergerlich, sondern auch vor Gott keinswegs ver-
antwortlich sein würde.

Denn wie nur ein einiger glaub 33 ist, dar-
innen man kan selig werden, welchs ist der alt
catholisch, apostolisch, christlich glaube, darin
von anfang der welt her alle heiligen patri-
archen, propheten, könig, apostel und marterer
seind selig worden [Heb. 11], also mus unwider-
sprechlich volgen, wer von diesem alten aposto-
lischen, catholischen, christlichen glauben ab-
weichet und sich zum neuen glauben bekennet,
das derselbig gewislich nicht selig werden
könne.

Der ursach sich meniglich vor einen neuen
glauben anderst nicht, als vor dem leidigen sathan
selbst, auf das allervleissigst hüten sol, so lieb
ihm seiner seelen ewig heil und seligkeit ist.

Also auch, wer die güter 34, so einmal zu der
ehr Gottes ergeben sind, der kirchen Gottes

32 a. R.: Mancherley reden und urteil von der
klöster reformation

33 a. R.: Man sol kein neuen glauben annemen.
3i a. R.: Geistliche güter sollen der kirchen nicht

entzogen werden.

entzeucht und in sein eigen nutz verwendet, der
wird gewislich ein nagenden wurm und bös
gewissen, darzu keinen segen Gottes haben und
mus am jüngsten tag deshalben einen schweren
stand thun.

Derhalben die xmvermeidenliche nodturft erfor-
dert, das meniglich dieser fürgenomenen christ-
lichen reformation ein warhaftigen, gründlichen
und bestendigen bericht habe, welcher gestalt
dieselbige fürgenomen, was darinnen gesucht,
was auch darmit abgethan oder erhalten, damit
alle einwohner dieses löblichen fürstenthumbs,
besonders aber, so in herrn und jungfrauen-
klöstern 35 bis daher gelebet und solche christ-
liche ordnung gutwillig, gehorsam und zum gu-
ten theil mit grosser danksagung angenomen,
sich beides, vor dem angesicht Gottes wider
die anfechtung des leidigen sathans trösten, :und
auch in dieser welt gegen meniglich wissen
nach aller nodturft mit bestendigem grund ihres
glaubens und Gottes worts beides, gegen den
freunden und feinden, zu verantworten und aus-
fürlich zu berichten hetten, das sie hiermit von
dem rechten, alten, catholischen, christlichen
glauben nicht abgetretten, kein neuen glauben
angenomen, sondern in dem alten, warhaftigen,
catholischen, christlichen glauben standhaft und
bestendig geblieben und bis in ihr gruben durch
Gottes gnad zu verharren gesinnet sein.

Da wir dann mit allem vleis besehen und
lesen, was beides, die propheten und apostel
im alten und neuen testament, beschrieben und
der christlichen kirchen hinderlassen haben 36,
darnach sie ihren glauben, leben und sterben
richten sollen, so finden wir, das solchs auf
dreyen fürnemen haubtpunkten besthet, welche
der einfeltig gemein leye gleich so wol als
die gelerten und der heiligen schrift vor-
stendigen wissen und sein ganzes leben darnach
richten kan.

35 a. R.: Klosterjungfrauen sollen gefasst sein,
ihres glaubens rechenschaft zu geben.

36 a. R.: Summa und inhalt des alten, catholi-
schen, christlichen glaubens und christlicher
lehr.

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