Klosterordnung 1569
ist, wir setzen all unser vertrauen allein auf
ihn, der uns nicht allein erschaffen, sondern
auch erlöset hat und wirket in uns den glau-
ben ;[2. Thess. 3, 2 f.; Phil. 1, 6; Matth. 10, 28 ff.],
das wir uns nicht allein, soviel das irdisch leben
belangt, in seinen veterllchen schutz und schirm
bevehlen und wissen, das uns ohne seinen willen
kein har von dem heupt fellet, sondern auch,
der uns das leben gegeben, der werde es auch
bis auf das bestimpte stündlein erhalten, und
also gewis sein, das er uns allein, allein, allein
umb seines Sons willen widerumb zu gnaden
aufgenomen habe, alle unsere sünde verziehen
und vergeben, umb welcher willen der Herr
Christus gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget,
gestorben, begraben und gen himel gefaren,
und da sie vollkomen bezalet gewesen, umb
unser gerechtigkeit willen widerumb von todten
auferstanden [Rom. 4, 24 f], die er uns erlanget
hat, das wir umb seines verdienstes willen allein
vergebung aller unser sünden, eine fröliche auf-
erstehung und das ewige leben gewis haben.
Dis ist unser einfeltiger catholischer, aposto-
lischer, christlicher glaube 60, durch welchen alle
ausserwelten von anfang der welt her sind selig
worden. Diesen glauben haben Adam und Eva
im paradis gelernet und gehoffet auf des weibes
samen [Gen. 3, 15], welcher ist Jhesus Christus,
der sie und uns alle aus dem gewalt der schlan-
gen, das ist des teufels, erlöset hat. Diesen
glauben haben gehabt ihre gleubige nachkomen
[Heb. 11] Noe, Loth, Abraham, Isaac, Jacob,
Joseph, Mose, David, Samuel etc. und andere,
welche alle zumal allein durch das leiden Christi
sind selig worden, das ihnen durch die tegliche
opfer fürgebildet worden ist [Heb.8, 3—5; Act. 4,
12; 10, 43]. Und ist kein ander glaube unter
dem himel, darinnen man könne selig werden
[Eph. 4, 5], denn allein dieser unser catholischer,
christlicher glaub, der in so kurze artickel ver-
fasset, das sle auch ein kind umb sechs, sieben
60 a. R.: Der catholisch, christlich glaube ist
nicht neu, sondern alt.
61 a. R.: III. Das dritte theil der christlichen lehr
ist das Vater unser.
jar lernen kan. Davon sich auch kein mensch
treiben, noch anders bereden lassen sol, so
lieb ihm seiner seelen heil und das ewige leben
ist.
Das dritte capitel der leyenbibel begreift das
gebet 61, welchs unser Herr Jhesus Christus
seine jünger selbst geleret.
Und ist nemlich dasVater unser, welches also
lautet [Matth. 6, 9—31; Luc. 11, 2—4]: Unser
Vater, der du bist in den himeln, dein name
werde geheiliget, dein reich kome, dein wllle
geschehe, auf erden wie im himel, unser teglich
brot gib uns heut, und vergib uns unsere schult,
•als wir vergeben unsern schüldigern, und füre
uns nicht in versuchung, sondern erlöse uns
vom ubel, denn dein ist das reich und die
kraft und die herrligkeit in ewigkeit. Amen.
Dis ist ein kurz gebet, welchs man die kinder
leret, sobald sie anfahen zu reden, darinnen aber
alles das begriffen ist, was wir von Gott zu
leibes und der seelen zeitlicher und ewiger wol-
fart zu bitten haben.
Denn nachdem uns in den zehen geboten für-
geschrieben ist, was Gott von uns haben wil,
wir auch zu thun schuldig sind, so haben wir
doch nicht so viel kraft 62, das wir aus uns
selbst, das ist, aus eignen kreften, etwas guts
gedenken, ich schweig, thun können, wie solches
Sanct Paulus mit klaren worten bezeuget, da er
also spricht [2. Cor. 3, 5]: Wir sind nicht tüch-
tig, etwas zu gedenken von uns selber, als von
uns selber, sondern das wir tüchtig sind, das
ist von Gott.
Derhalben soll in unsern herzen der name
Gottes mit glauben, liebe und vertrauen ge-
heiliget 63, desgleichen auch mit dem mund ge-
preiset und im gehorsam der zehen gebot sein
göttlicher wille gegen ihme, auch gegen dem
nechsten vollenbracht werden, so mus zuvor
Gott in unsern herzen regieren und sein reich
in uns angefangen haben und erhalten, der alle
62 a. R. Die not treibet die Christen zum gebet.
63 a. R.: Kurze erklerung des Vater unsers.
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ist, wir setzen all unser vertrauen allein auf
ihn, der uns nicht allein erschaffen, sondern
auch erlöset hat und wirket in uns den glau-
ben ;[2. Thess. 3, 2 f.; Phil. 1, 6; Matth. 10, 28 ff.],
das wir uns nicht allein, soviel das irdisch leben
belangt, in seinen veterllchen schutz und schirm
bevehlen und wissen, das uns ohne seinen willen
kein har von dem heupt fellet, sondern auch,
der uns das leben gegeben, der werde es auch
bis auf das bestimpte stündlein erhalten, und
also gewis sein, das er uns allein, allein, allein
umb seines Sons willen widerumb zu gnaden
aufgenomen habe, alle unsere sünde verziehen
und vergeben, umb welcher willen der Herr
Christus gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget,
gestorben, begraben und gen himel gefaren,
und da sie vollkomen bezalet gewesen, umb
unser gerechtigkeit willen widerumb von todten
auferstanden [Rom. 4, 24 f], die er uns erlanget
hat, das wir umb seines verdienstes willen allein
vergebung aller unser sünden, eine fröliche auf-
erstehung und das ewige leben gewis haben.
Dis ist unser einfeltiger catholischer, aposto-
lischer, christlicher glaube 60, durch welchen alle
ausserwelten von anfang der welt her sind selig
worden. Diesen glauben haben Adam und Eva
im paradis gelernet und gehoffet auf des weibes
samen [Gen. 3, 15], welcher ist Jhesus Christus,
der sie und uns alle aus dem gewalt der schlan-
gen, das ist des teufels, erlöset hat. Diesen
glauben haben gehabt ihre gleubige nachkomen
[Heb. 11] Noe, Loth, Abraham, Isaac, Jacob,
Joseph, Mose, David, Samuel etc. und andere,
welche alle zumal allein durch das leiden Christi
sind selig worden, das ihnen durch die tegliche
opfer fürgebildet worden ist [Heb.8, 3—5; Act. 4,
12; 10, 43]. Und ist kein ander glaube unter
dem himel, darinnen man könne selig werden
[Eph. 4, 5], denn allein dieser unser catholischer,
christlicher glaub, der in so kurze artickel ver-
fasset, das sle auch ein kind umb sechs, sieben
60 a. R.: Der catholisch, christlich glaube ist
nicht neu, sondern alt.
61 a. R.: III. Das dritte theil der christlichen lehr
ist das Vater unser.
jar lernen kan. Davon sich auch kein mensch
treiben, noch anders bereden lassen sol, so
lieb ihm seiner seelen heil und das ewige leben
ist.
Das dritte capitel der leyenbibel begreift das
gebet 61, welchs unser Herr Jhesus Christus
seine jünger selbst geleret.
Und ist nemlich dasVater unser, welches also
lautet [Matth. 6, 9—31; Luc. 11, 2—4]: Unser
Vater, der du bist in den himeln, dein name
werde geheiliget, dein reich kome, dein wllle
geschehe, auf erden wie im himel, unser teglich
brot gib uns heut, und vergib uns unsere schult,
•als wir vergeben unsern schüldigern, und füre
uns nicht in versuchung, sondern erlöse uns
vom ubel, denn dein ist das reich und die
kraft und die herrligkeit in ewigkeit. Amen.
Dis ist ein kurz gebet, welchs man die kinder
leret, sobald sie anfahen zu reden, darinnen aber
alles das begriffen ist, was wir von Gott zu
leibes und der seelen zeitlicher und ewiger wol-
fart zu bitten haben.
Denn nachdem uns in den zehen geboten für-
geschrieben ist, was Gott von uns haben wil,
wir auch zu thun schuldig sind, so haben wir
doch nicht so viel kraft 62, das wir aus uns
selbst, das ist, aus eignen kreften, etwas guts
gedenken, ich schweig, thun können, wie solches
Sanct Paulus mit klaren worten bezeuget, da er
also spricht [2. Cor. 3, 5]: Wir sind nicht tüch-
tig, etwas zu gedenken von uns selber, als von
uns selber, sondern das wir tüchtig sind, das
ist von Gott.
Derhalben soll in unsern herzen der name
Gottes mit glauben, liebe und vertrauen ge-
heiliget 63, desgleichen auch mit dem mund ge-
preiset und im gehorsam der zehen gebot sein
göttlicher wille gegen ihme, auch gegen dem
nechsten vollenbracht werden, so mus zuvor
Gott in unsern herzen regieren und sein reich
in uns angefangen haben und erhalten, der alle
62 a. R. Die not treibet die Christen zum gebet.
63 a. R.: Kurze erklerung des Vater unsers.
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