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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0342
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Wolfenbüttel

Deus in adiutorium 25 etc. und antiphonen, sollen
zwen psalmen deutsch gesungen oder gelesen
werden, darauf ein capitel aus dem alten testa-
ment durch eine jungfrauen deutsch gelesen,
nachmals aber das gesang Zacharie, Benedictus,
deutsch 26 oder sonst ein gesang sampt einer
christlichen collect gesungen und mit dem Be-
nedicamus oder Danksagen wir alle 27 beschlos-
sen werden. Gleicher gestalt sol es auch vor dem
morgenessen mit psalmen, lection des capitels
und nachfolgenden gesengen gehalten werden.

Zur vesperzeit sollen abermals nach dem ge-
wönlichen anfang zwen psalmen gesungen, dar-
auf ein capitel aus dem neuen testament ge-
lesen, darnach ein schöner und reiner hymnus
oder sonst ein herrlicher lobgesang gesungen,
nach demselben das Magnificat deutsch oder
lateinisch 28, nach dem die jungfrauen die latei-
nische sprach verstehen oder nicht, mit der
antiphona de tempore und mit einer christlichen
collect sampt dem Benedicamus oder Danksagen
wir alle beschlossen werden.

Durch diesen gottesdienst 29, welcher mit
gutem lust und on allen verdrus kan verrichtet
werden, sollen nicht allein die jungfrauen zur
rechten furcht Gottes erwecket, sondern auch
meniglich der zuhörer, weil es in der wolbekan-
ten muttersprach geschihet, gebessert werden.

Dargegen weil S. P. G. als einem christlichen
landesfürsten 30 nicht allein gebüren, sondern
von dem allmechtigen auch zum ernstlichsten
derselben auferlegt, was dem rechten, warhaf-
tigen glauben und gottesdienst entgegen und

25 „Domine, labia mea aperies. Et os meum
annuntiabit laudem tuam. Deus in adjuto-
rium meum intende. Domine, ad adjuvandum
me festina.”folgt in der Matutin nach dem
Pater noster, Ave Maria und Credo; in den
Laudes folgt unmittelbar auf das Ave Maria
„Deus in adjutorium..” Werden die Laudes
mit der Matutin verbunden, bildet das „Deus
in adjutorium” den Anfang. Vgl. Ordinarium
div. Off. ad Matut. bzw. Laudes: Brev. Rom.,
P. Vern. S. 2 u. 10, P. Aestiv. S. 2 u. 8,
P. Autumn. S. 2 u. 8, P. Hiem. S. 2 u. 9. —
Vgl. das „Deus in adjutorium” auch bei den
anderen Horen.

zuwider, in derselben fürstenthumb (so lieb
S. F. G. Gottes des allmechtigen huld und gnade,
auch der seelen seligkeit ist) abzuschaffen und
keineswegs zu dulden, das in dero fürstenthumb
das testament und letzter wille unserm Herrn
Christo gebrochen und verkeret werde, inmassen
denn S. P. G. zu derselben angehenden regierung
deshalben ein öffentlich mandat ausgehen lassen
und derselben unterthanen ernstlich auferlegt,
sich des unrechtmessigen und vermeinten gottes-
diensts zu entschlagen und forthin nicht mehr
zu gebrauchen, als da sind die opfermess für
die sünde der lebendigen und der todten, an-
ruffung der heiligen, walfarten, gebrauch einer
gestalt des sacraments und was dergleichen ist,
welchem durch das ganze fürstenthumb bis auf
die angestelte visitation durch die gnade des
allmechtigen gehorsamlich gelebt worden,
und aber in ermelten visitation sich die klo-
sterjungfrauen so ganz christlich und mit gebür-
lichem gehorsam 31 erzeiget, das sie sich hin-
füro solcher fürgeschrieben ordnung gebrauchen
und was sie noch der zeit nicht verstanden, mit
dem wort Gottes sich wollen weisen lassen, als
die anders nichts begeren, denn, was dem all-
mechtigen wolgefellig, zu thun und nach seinem
wort sich gehorsamlich zu verhalten,

auch sich durchaus ganz rund und mit klaren,
hellen worten vernemen lassen, das sie auf ihre
kappen 32 die hoffnung ihrer seligkeit nicht ge-
setzt, sondern allein auf das einige bitter leiden
und sterben Jhesu Christi, welcher alle ihre
und der ganzen welt sünde gebüsset und be-

26 Vgl. Ev. Kgb. Lit. 25.

27 Vgl. Ev. Kgb. Lit. 20—23.

28 Vgl. Brev. Rom., Ordinarium div. Off. ad
Vesperas, P. Vern. S. 31, P. Aestiv. S. 22,
P. Autumn. S. 22, P. Hiem. S. 26 f.

29 a. R.: Der gottesdienst in den klöstem zur
erbauung angestellet.

30 a. R.: Herzog Julius hat den unrechten gottes-
dienst in seinem fürstenthumb abgeschaffet.

31 a. R.: Christlicher gehorsam der klosterjung-
frauen im herzogthumb Brunschweig.

32 a. R.: Die seligkeit nicht auf die kappen ge-
setzt.

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