Klosterordnung 1569
und das ubrige ihres lebens darinnen zubringen
und beschliessen wollen, die sollen darinnen mit
aller nodturft, wie bis anher, erhalten werden.
Dargegen aber, do eine oder mehr uber kurz
oder lang nicht gesinnet were, im kloster zu
bleiben, deren sol es unbenomen, sondern frey
stehen, sich aus dem kloster zu begeben, zu
freien oder sonst in andere weg versorgen, doch
also, das es nicht mutwilligerweise geschehe,
sondern mit vorwissen und rhat ihrer eltern
oder nehest gefreundten und des verordenten
fürstlichen consistorii, damit sie mit zucht 88 und
ehren aller gebür nach abgefertiget und dem
kloster, so hinfuro ein zuchthaus sein sol, keine
schande thue noch ihr selbst böse nachrede mache.
Desgleichen und so viel den ganzen gottes-
dienst 89 belanget, befinden sich zweierley stück,
so die jungfrauen gelobet haben: das eine ist
der gottesdienst an ihm selbst mit allen seinen
wesentlichen stücken, wie er dieser zeit in den
klöstern gehalten wird, das ander aber sind
eusserliche sachen und ceremonien, darinnen
auch ein theil des gottesdienstes gesetzt und
die ubertrettung derselben nicht für eine ge-
ringe sünde gehalten. Diese beide stück sind
auch dermassen geschaffen, das die jungfrauen,
unangesehen, das sie gelobet und verheissen,
auch (wie sie sagen) das hochwirdige sacrament
darauf empfangen, nicht schuldig noch verbun-
den sind, dieselben zu halten, auch deshalben
ihnen selber so gar kein gewissen machen sollen,
das, wo sie ihr gethane gelübde hielten, sie
ihrer treu und eyd vergessen, damit sie dem
allmechtigen in der heiligen taufe verpflicht
und verbunden sind. Denn nicht der geringste
teil stehet auf der anruffung und dienst der
heiligen, welche (wie droben gnugsam ange-
zeigt) dem ausgedruckten bevehl und wort
Gottes zuwider ist und ohn abgötterey nicht kan
verrichtet werden.
88 a.R.: Mit was zucht und gehorsam die jung-
frauen aus dem kloster komen mügen.
89 a. R.: Was die jungfrauen des gottesdienstes
halben gelobet und welcher gestalt sie solchs
zu halten schuldig.
Desgleichen bestehet der gottesdienst fürnem-
lichen im ampt der bapstischen opfermess, da
ein priester das sacrament opfert für die sünde,
schuld und peen der lebendigen und der
todten 90, welches nicht allein der stiftung und
einsetzung des hochwirdigen sacraments, son-
dern auch unserm christlichen glauben, aller
propheten und apostel lere zuwider ist, welche
allzumal nichts von diesem messopfer, sondern
nllein von dem einigen kreuzopfer unsers Herrn
Jhesu Christi wissen und leren, dadurch alle
unsere sünde vollkomen bezalet und nicht erst
im 'fegfeur oder diesem teglichen messopfer
müssen bezalet werden, wie droben auch gnug-
sam ist angezeiget worden.
Item das hochwirdige sacrament des leibes
und bluts Christi wird zerrissen und ihnen allein
der eine theil wider das klare, helle wort
Christi gegeben, welcher nicht allein gesagt hat:
Nemet, esset, das ist mein leib, sondern auch:
Nemet und trinket alle daraus, dis ist der kelch
des neuen testaments etc.
Dieweil denn wider den willen und ausge-
druckten bevehl unsers Herrn und Gottes die
heiligen angeruffen, das messopfer gehalten und
das sacrament nur in einer gestalt ausgetheilet
und also das testament und letzter wille unsers
Herrn Jhesu Christi zerrissen und verkeret, so
oft nun die klosterjungfrauen das lesen oder
ihnen fürgelesen wird aus der heiligen schrift,
so sol es ihnen anderst nicht sein, denn als
höreten sie Christum vom himel herab reden
und sagen: Ihr jungfrauen habt wol gelobet,
mir zu dienen mifc anruffung der heiligen, mit
dem ampt des messopfers, mit dem brauch einer
gestalt des sacraments und mit gebet für die
todten im fegfeur, aber ihr solt wissen, das es
mir nicht gefalle und das ich hiemit euer ge-
lübde öffentlich widerspreche und euch von
diesem gelübde absolviere 91, das ihr solchs nicht
90 Vgl. S. 317, Agm. 93.
91 a. R.: Die göttliche absolution von gottesdien-
sten und gelübden in den klöstern.
333
und das ubrige ihres lebens darinnen zubringen
und beschliessen wollen, die sollen darinnen mit
aller nodturft, wie bis anher, erhalten werden.
Dargegen aber, do eine oder mehr uber kurz
oder lang nicht gesinnet were, im kloster zu
bleiben, deren sol es unbenomen, sondern frey
stehen, sich aus dem kloster zu begeben, zu
freien oder sonst in andere weg versorgen, doch
also, das es nicht mutwilligerweise geschehe,
sondern mit vorwissen und rhat ihrer eltern
oder nehest gefreundten und des verordenten
fürstlichen consistorii, damit sie mit zucht 88 und
ehren aller gebür nach abgefertiget und dem
kloster, so hinfuro ein zuchthaus sein sol, keine
schande thue noch ihr selbst böse nachrede mache.
Desgleichen und so viel den ganzen gottes-
dienst 89 belanget, befinden sich zweierley stück,
so die jungfrauen gelobet haben: das eine ist
der gottesdienst an ihm selbst mit allen seinen
wesentlichen stücken, wie er dieser zeit in den
klöstern gehalten wird, das ander aber sind
eusserliche sachen und ceremonien, darinnen
auch ein theil des gottesdienstes gesetzt und
die ubertrettung derselben nicht für eine ge-
ringe sünde gehalten. Diese beide stück sind
auch dermassen geschaffen, das die jungfrauen,
unangesehen, das sie gelobet und verheissen,
auch (wie sie sagen) das hochwirdige sacrament
darauf empfangen, nicht schuldig noch verbun-
den sind, dieselben zu halten, auch deshalben
ihnen selber so gar kein gewissen machen sollen,
das, wo sie ihr gethane gelübde hielten, sie
ihrer treu und eyd vergessen, damit sie dem
allmechtigen in der heiligen taufe verpflicht
und verbunden sind. Denn nicht der geringste
teil stehet auf der anruffung und dienst der
heiligen, welche (wie droben gnugsam ange-
zeigt) dem ausgedruckten bevehl und wort
Gottes zuwider ist und ohn abgötterey nicht kan
verrichtet werden.
88 a.R.: Mit was zucht und gehorsam die jung-
frauen aus dem kloster komen mügen.
89 a. R.: Was die jungfrauen des gottesdienstes
halben gelobet und welcher gestalt sie solchs
zu halten schuldig.
Desgleichen bestehet der gottesdienst fürnem-
lichen im ampt der bapstischen opfermess, da
ein priester das sacrament opfert für die sünde,
schuld und peen der lebendigen und der
todten 90, welches nicht allein der stiftung und
einsetzung des hochwirdigen sacraments, son-
dern auch unserm christlichen glauben, aller
propheten und apostel lere zuwider ist, welche
allzumal nichts von diesem messopfer, sondern
nllein von dem einigen kreuzopfer unsers Herrn
Jhesu Christi wissen und leren, dadurch alle
unsere sünde vollkomen bezalet und nicht erst
im 'fegfeur oder diesem teglichen messopfer
müssen bezalet werden, wie droben auch gnug-
sam ist angezeiget worden.
Item das hochwirdige sacrament des leibes
und bluts Christi wird zerrissen und ihnen allein
der eine theil wider das klare, helle wort
Christi gegeben, welcher nicht allein gesagt hat:
Nemet, esset, das ist mein leib, sondern auch:
Nemet und trinket alle daraus, dis ist der kelch
des neuen testaments etc.
Dieweil denn wider den willen und ausge-
druckten bevehl unsers Herrn und Gottes die
heiligen angeruffen, das messopfer gehalten und
das sacrament nur in einer gestalt ausgetheilet
und also das testament und letzter wille unsers
Herrn Jhesu Christi zerrissen und verkeret, so
oft nun die klosterjungfrauen das lesen oder
ihnen fürgelesen wird aus der heiligen schrift,
so sol es ihnen anderst nicht sein, denn als
höreten sie Christum vom himel herab reden
und sagen: Ihr jungfrauen habt wol gelobet,
mir zu dienen mifc anruffung der heiligen, mit
dem ampt des messopfers, mit dem brauch einer
gestalt des sacraments und mit gebet für die
todten im fegfeur, aber ihr solt wissen, das es
mir nicht gefalle und das ich hiemit euer ge-
lübde öffentlich widerspreche und euch von
diesem gelübde absolviere 91, das ihr solchs nicht
90 Vgl. S. 317, Agm. 93.
91 a. R.: Die göttliche absolution von gottesdien-
sten und gelübden in den klöstern.
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