Wolfenbüttel
schuldig seid zu halten, sondern da ihr meine
hulde und gnad behalten wollet, davon abstehen
und mich ferner damit nicht erzürnen sollet, wie
ihr bis anher unwissend gethan und wider
meinen ausgedruckten bevehl gehandelt habet.
Also auch, so viel die kron, kappen, schep-
ler 92, subtil, desgleichen, das ihr auf bestimpte
tage nicht fleisch esset, belangt, solt ihr wis-
sen, das ihr mir damit nichts gedienet habet,
wie ihr solchs in meinem klaren wort findet, da
ich gesprochen und öffentlich bezeuget [Matth.
15, 9]: Man diene mir umbsonst mit 'menschen-
geboten. Nun habe ich aber nicht geboten, das
man mir mit solcher kron, subtil, kappen, schep-
ler, unterscheid der speise dienen solle, sondern
es haben solchs alles die menschen aus mensch-
licher andacht, ohn mein wort und bevehl ver-
ordnet. Darumb, wer gelobet und verheissen hat,
mir zu dienen in dieser kron, kappen, schepler,
subtil und dergleichen, den wil ich hiemit
vom himel herab absolviert haben, das er solches
zu halten nicht schuldig, sondern fallen lasse
und mir nach meinem wort diene.
Item da eine jungfrau oder eine ganze sam-
lung versprochen, auch deshalben brief und
sigel von sich gegeben hette, das sie jerliches
etliche psalter für einen todten oder lebendigen
menschen beten wolten, wil ich sie hiemit auch
von diesem gelübde absolvieren, das sie solches
nicht zu thun schuldig. Denn der psalter ist
nicht darumb aufgeschrieben, auch von Gott
nicht darzu verordnet, das man denselben für
die abgestorbenen sprechen und sie damit aus
dem fegfeur erlösen solte. Darumb, welcher
mensch der meinung den psalter durchbetet oder
singet, der weis nicht, was der psalter ist oder
worzu er verordnet, sondern begehet damit eine
abgötterey und lesterung unsers Herrn Jhesu
Christi und legt dem werk des psalterlesens,
so doch mehrertheils ohn allen verstand ge-
schihet, zu, das allein dem leiden Jhesu Christi
zugehöret, nemlich das dis singen oder lesen
des psalters sol dem abgestorbenen die marter
im fegfeur miltern und ein teil seiner sünden
büssen und bezalen, so doch unser Herr Christus
miser einiges fegfeur ist, der alle unser sünde
gebüsset und bezalet hat.
Derhalben weil Gott, der Vater, sampt seinem
Son Jesu Christo und dem heiligen Geist vom
himel herab zeuget, das der gottesdienst, so die
jungfrauen in den klöstern zu halten gelobet
haben, wider Gottes wort und zum guten teil
nichts denn lauter menschensatzungen sind, da-
durch der rechte, warhaftige gottesdienst und
das alte, catholische, christliche und gottselige
klosterleben verdunkelt, so sollen die jungfrauen
wissen, do sie dasselbige abschaffen und hin-
legen, das sie nicht von einem menschen, son-
dern durch unsern Herrn Jhesum Christum
selbst absolviert und von ihrem gelübde ledig
gesprochen werden, der solches alles, was hie-
vor vermeldet, in seinem wort auf das ernst-
lichste straffet und also auch widersprochen
hat, welches widersprechen viel höher zu halten
denn eines leiblichen vaters oder ehemannes
widersprechen, dadurch eine jungfrau oder ein
eheweib in den gelübden, die sie sonst mit
gutem gewissen halten könten, doch absolviert
werden, allein darumb, das es der vater oder
eheman widersprochen hat.
Dis ist der einfeltige, christliche und in Gottes
wort gegründte bericht, welcher gestalt die
klöster, besonders aber die jungfrauenklöster,
im hochlöblichen herzogthumb Brunschweig,
Wulffenbütlischen theils, nach dem reinen, un-
verfelschten wort Gottes und nach anleitung
unsers allgemeinen, alten, catholischen, aposto-
lischen, christlichen glaubens reformieret worden.
Daraus meniglich zu vernemen, das in dem-
selben kein neuer glaube aufgerichtet, keine
christliche und Gott wolgefellige ordnung ab-
geschaffet, noch viel weniger einige verwüstung
derselben gesucht, desgleichen auch gegen nie-
mand mit gewalt oder einiger ungestüme ge-
fahren, sondern alle und jede schwestern mit
bestendigem grunde heiliger göttlicher schrift
92 S. 309, Anm. 36.
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schuldig seid zu halten, sondern da ihr meine
hulde und gnad behalten wollet, davon abstehen
und mich ferner damit nicht erzürnen sollet, wie
ihr bis anher unwissend gethan und wider
meinen ausgedruckten bevehl gehandelt habet.
Also auch, so viel die kron, kappen, schep-
ler 92, subtil, desgleichen, das ihr auf bestimpte
tage nicht fleisch esset, belangt, solt ihr wis-
sen, das ihr mir damit nichts gedienet habet,
wie ihr solchs in meinem klaren wort findet, da
ich gesprochen und öffentlich bezeuget [Matth.
15, 9]: Man diene mir umbsonst mit 'menschen-
geboten. Nun habe ich aber nicht geboten, das
man mir mit solcher kron, subtil, kappen, schep-
ler, unterscheid der speise dienen solle, sondern
es haben solchs alles die menschen aus mensch-
licher andacht, ohn mein wort und bevehl ver-
ordnet. Darumb, wer gelobet und verheissen hat,
mir zu dienen in dieser kron, kappen, schepler,
subtil und dergleichen, den wil ich hiemit
vom himel herab absolviert haben, das er solches
zu halten nicht schuldig, sondern fallen lasse
und mir nach meinem wort diene.
Item da eine jungfrau oder eine ganze sam-
lung versprochen, auch deshalben brief und
sigel von sich gegeben hette, das sie jerliches
etliche psalter für einen todten oder lebendigen
menschen beten wolten, wil ich sie hiemit auch
von diesem gelübde absolvieren, das sie solches
nicht zu thun schuldig. Denn der psalter ist
nicht darumb aufgeschrieben, auch von Gott
nicht darzu verordnet, das man denselben für
die abgestorbenen sprechen und sie damit aus
dem fegfeur erlösen solte. Darumb, welcher
mensch der meinung den psalter durchbetet oder
singet, der weis nicht, was der psalter ist oder
worzu er verordnet, sondern begehet damit eine
abgötterey und lesterung unsers Herrn Jhesu
Christi und legt dem werk des psalterlesens,
so doch mehrertheils ohn allen verstand ge-
schihet, zu, das allein dem leiden Jhesu Christi
zugehöret, nemlich das dis singen oder lesen
des psalters sol dem abgestorbenen die marter
im fegfeur miltern und ein teil seiner sünden
büssen und bezalen, so doch unser Herr Christus
miser einiges fegfeur ist, der alle unser sünde
gebüsset und bezalet hat.
Derhalben weil Gott, der Vater, sampt seinem
Son Jesu Christo und dem heiligen Geist vom
himel herab zeuget, das der gottesdienst, so die
jungfrauen in den klöstern zu halten gelobet
haben, wider Gottes wort und zum guten teil
nichts denn lauter menschensatzungen sind, da-
durch der rechte, warhaftige gottesdienst und
das alte, catholische, christliche und gottselige
klosterleben verdunkelt, so sollen die jungfrauen
wissen, do sie dasselbige abschaffen und hin-
legen, das sie nicht von einem menschen, son-
dern durch unsern Herrn Jhesum Christum
selbst absolviert und von ihrem gelübde ledig
gesprochen werden, der solches alles, was hie-
vor vermeldet, in seinem wort auf das ernst-
lichste straffet und also auch widersprochen
hat, welches widersprechen viel höher zu halten
denn eines leiblichen vaters oder ehemannes
widersprechen, dadurch eine jungfrau oder ein
eheweib in den gelübden, die sie sonst mit
gutem gewissen halten könten, doch absolviert
werden, allein darumb, das es der vater oder
eheman widersprochen hat.
Dis ist der einfeltige, christliche und in Gottes
wort gegründte bericht, welcher gestalt die
klöster, besonders aber die jungfrauenklöster,
im hochlöblichen herzogthumb Brunschweig,
Wulffenbütlischen theils, nach dem reinen, un-
verfelschten wort Gottes und nach anleitung
unsers allgemeinen, alten, catholischen, aposto-
lischen, christlichen glaubens reformieret worden.
Daraus meniglich zu vernemen, das in dem-
selben kein neuer glaube aufgerichtet, keine
christliche und Gott wolgefellige ordnung ab-
geschaffet, noch viel weniger einige verwüstung
derselben gesucht, desgleichen auch gegen nie-
mand mit gewalt oder einiger ungestüme ge-
fahren, sondern alle und jede schwestern mit
bestendigem grunde heiliger göttlicher schrift
92 S. 309, Anm. 36.
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