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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0388
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Braunschweig

Van dem arbeyde in den scholen.

Mit deme arbeyde unde övinge in den scholen
schal id mit der tidt tome meysten geholden
werden, alse Philippus Melanchthon hefft be-
screven imme boke, dat dissen titel hefft: Under-
richtinge der visitatoren an de parnere etc.

De kyndere schölen gedelet werden in dre
classes edder in dre parte 46. De ersten synt de
ringesten, de anderen de middelsten, de drudden
de besten, alse in deme genömedeme boke be-
screven steyt. De ersten twe parte scholen
geleret werden in beyden scholen.

Dat drudde part, wen etlike darto gedyen
mach leren alleyne to Sunte Marten; sulke
jungen unde nicht andere mach de magister to
Sunte Marten, wen de öldern dat begeren, an-
nemen, doch nicht ane dat ordel des super-
attendenten, welk den jungen examineren schal,
efft he ock in dat drudde part denet, dat deme
rector to Sunte Catharinen nicht wat to vohr-
vange 46a gescheh edder nicht hader unde twi-
tracht werde unter den beyden scholenmeysteren.

'Konde ock unde wolde de rector to Sunte
Catharinen sulke gelerde jungen vortan leren,
de in syne schole sus lange gehöret hebben,
so sta id by der ölderen willen, de jungen där-
tolaten edder wechtonemen, doch also dat de
rector darmede nicht vorsüme synen arbeyd, em
vor de anderen twe parte der kyndern upgelecht.

Sulck eyn drudde part der jungen wert me
velicht int erste nicht hebben edder ganz wey-
nich, doch möt sulkes angehaven wesen. Velichte
werden andere gesellen unde borgerkyndere,
de tovorn studeret hebben, ock willen to sulken
edder etliken lectien gän, de gelesen werden vor
de jungen des drudden partes, alse imme ge-
nömeden boke bescreven steyt, den schal me
sulcks ock gerne gunnen. Synt se vormögen,
so mogen se darvor deme magistro wat in de
kökene schenken nach ereme willen.

46 Vgl. Unterricht der visitatoren an die pfarr-
herrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528;
Sehling I, S. 172 ff.

46a = zum Nachteil.

47 Unterricht d. visitatoren.. ; Sehling I, S. 172 ff.

48 Vgl. Unterricht der visitatoren.. ; Sehling I,

Alle vlit unde arbeyd in den scholen schal
darto denen, dat de jungen jo wol werden ge-
övet, latinisch to leren, dat se leren wol lesen,
recht scriven, vorstän de autores, de en uth-
gelecht werden, recht latyn spreken unde stedes
versche unde epistolen maken. Id schadet ock
nicht, dat me se up etlike tidt examinere unde
höre, wo se düdesch reden, dat se nicht dat eyne
int andere werpen unde unvorstendich reden etc.;
dat kan me wol dohn, wen se möten latinische
sententien exponeren, darto helpet den jungen
uth der maten sere, so se ordentlike geschickede
latinische epistolen maken. Me late se jo nicht
leren reden edder scriven kökenlatyn, so fro alse
me id by en beteren kan.

Disse övinge schal stedes waren, so lange dat
se ock denen tor dialectica unde rhetorica, alse
in deme genömeden boke bescreven is 47.

To rechter tidt mach me den, de darto denen,
ock wol grekisch lesen leren unde dat Pater
noster edder eyn capitel uth deme nyen testa-
mente edder wat anders, dat kort unde licht
is, grekisch vohrleggen unde mit der tidt nach
der grammatike etlike dictiones leren decli-
neren etc.; doch dessulvigen nicht to vele, dat
nicht de magistri öre kunst bewisen ane frucht
der jungen. Wente grekisch leren, ehr se wol
geövet synt imme latinischen, is by uns ganz
vorlarene kost unde moye 48.

Desgeliken mach me en och hebreische bock-
stave kennen und lesen leren, to hulpe, efft
etlike van en darna in eyner hogen schole, dar
de tungen geleret werden, darto geneget unde
geschicket wurden, mehr van der sprake to leren.

Me schal de kyndere unde de jungen nicht
besweren. mit deme, dat se nicht dragen könen,
overs vlitich anholden, latinisch to leren, alse
in deme genömeden boke bescreven is.

In deme sulvigen boke steyt ock 49, wo me se
to etlike tiden mit Gades wörde unde hilger

S. 172. Dort wird es ganz verworfen, daß die
Jungen außer Latein noch Griechisch und
Hebräisch lernen.

49 Unterricht der visitatoren...; Sehling I, S. 173:
Ein Tag „als sonnabend oder mitwoch” wird
für die christliche Unterweisung angesetzt.

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