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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0413
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Kirchenordnung 1528

§ick sunde dorch de gude creature, dorch welke
eyn lövige Gade danket unde en priset.

Eyn lövich prester bedarf eyner frauen,
so wet he wol de wärheit, dat eyne fraue
eyne gude creature Gades is, geschapen
deme manne to hulpe, unde biddet Got, dat he
em wolde eyne toschaffen, wente mit hurye
unde ehebrekerye wil he neyne hebben, unde
wen he se kricht, so danket he Gade darvohr.
Dar is Gades wört, dat he mach eyn ehewyff
hebben, alse ock Paulus van den diaconen unde
prestern secht [1. Tim 3, 12; Tit 1, 6], Dar is
dat gebet unde danksegginge umme den rechten
gebrück des wives nach Gades willen unde
ordeninge. Darumme is dat ehewyff to deme
gebruke deme prestere, öreme ehelikeme manne,
hillich, also dat em dat neyne sunde is.

Dat wyff mach sus wol unhillich dorch ören
ungeloven syn by sick sulvest, alse ock Paulus
klär spreckt van sulker hillicheit des gebrukes,
wowol de mynsche nicht in sick hillich sy, des
denstes wy gebruken, unde secht 1. Cor. 7 [14]:
De unlövige fraue is gehilget dorch den lövigen
man. Dat is darumme, dat de man hillich is, is
em ock dat wyff hillich, wowol dat wyff un-
lövich unde unhillich in sick is, he sundiget nicht
mit ehr, sonder se is em jo so hillich tome ehe-
liken stande, alse eyne gelövige fraue mochte
syn, darumme schal he se nicht vorlaten, so
verne se gerne wil by em syn.

Overs eyn ungelövich prester, de ock eyner
frauen bedarf (wente alse Christus secht Matt. 19
[11 f.] unde Paulus 1. Cor. 7 [7 ff.]: id is nicht
allen gegeven van Gade, dat se reyne konnen
leven uth deme ehelikeme stande), wen me deme
secht, dat he schal nemen eyne ehelike fraue
mit Gade unde leven nicht wedder Got, so
segent he sick alse vor de allergroteste ketterye
unde achtet lideliker to syn hurye, ehebrekerye,
unreynicheit, van Gade vorbaden, wen eyn ehe-
wyff to nemen nach Gades scheppinge unde
ordeninge. Deme is eyne ehefraue nicht hillich,
wen se ock hillich dorch den loven in Christum
in sick were, se is em unreyn, wente he sulvest
is van herten unreyn.

We hefft doch den man in sulke blindheit
weder Got gevöret? De düvelsleren hebben em
eyn brandmäl gemaket in de conscientie, dat
he nicht lövet, dat Christus, de alle sunde wech-
nympt, den lövigen ock kan wechnemen unde
togeven dat unchristlike löffte, dat wy in un-
wetenheit nicht na Gades wörde, sonder na den
düvelsleren, de vorbeden, ehelick to werden,
gedän hebben. Darumme kan em ock dat alder-
hilligeste wyff nich hillich syn, wente he is
nicht gelövich, kennet nicht de warheit, Gades
wort [is] nicht by em, darumme biddet he ock
Got nicht, dat he eyn wyff krige, kan em ock
nicht dankseggen darvohr, sonder lestert lever
Gades ordeninge uppet allerhögeste unde levet
ock heymelick edder apenbare darwedder.

Desgeliken eyn lövich man unde eyn unlövich
edder tome ringesten eyn swacklövich kamen
des Frydages by eynen disch unde krigen vor
sick eyn stucke fleschs, deme eynen is dat
flesch hillich dorch dat wört Gades unde gebet,
deme anderen is id nicht hillich, wen ock alle
Benedicite unde de passie des Heren unde alle
evangelia und alle bede daröver gelesen weren,
wente he hefft nicht Gades wort, dardorch he
mochte erkennen de warheit, dat nichts to vor-
werpen is, wat me van Gade annympt mit dank-
segginge. Sulke, wen se dat evangelion vor-
lestern unde willen nicht id predigen hören,
schole wy vorachten, alse Christus leret Mat. 15
[7 ff. 14]. Der swacklövigen overs schole wy
schonen unde nicht ergeren, solange se id vor-
stän konen, alse Christus leret Matth. 18 [6. 10]
unde Paulus Rom. 14 [1 ff.].

Also schaltu ock van allen creaturen vorstan,
de uns Got gegeven hefft to brukende, dat se
hillich synt to brukende den lövigen, de se
annemen alse kyndere uth öres leven Vaders
hende, unhillich overs den unlövigen, de vamme
loven synt afgetreden; de seggen, behöde my
Got, scholde ick des bruken etc. Gol. 2 [16 ff.].

Is id nu sunde, sulken unloven to hebben,
dat me sunde maket uth deme gebruke der crea-
turen, so is id ock ane twivel sunde, de crea-
turen darto bruken, darto se Got nicht vor-

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