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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0420
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Braunschweig

dat de kyndere dat latin, dat se singen unde
lesen, leren vorstahn. Mit sulker wise werden
se gewanet tor hilgen scrift schyr mit spele-
gande 27. Darumme schal id alle dage mit disse-
me stucke geholden werden alse hyrna steyt.

Alle werkeldage schal de cantor to Sunte
Marten unde de cantor to Sunte Catharinen mit
allen jungen syner schole in der kerke, tor
scholen belegen, gan des morgens to achten,
des avendes to twen, doch up sulke tidt, dat
de predige nicht dardorch werde vorhindert.
De kostere in den beyden kerken scholen darto
lüden up tidt, alse en de scholemeystere unde
predicanten darsulvest bevehlen werden. Deme
cantor schäl noch eyn van den gesellen helpen,
dat se konen psalme singen up beyden choren.

Des morgens scholen twe jungen up eyner
sundergen stede imme chore anheven eyne an-
tiphen, unde balde na derne anhevende scholen
twe andere jxmgen ock up eyner sundergen
stede anheven eynen psalm van den, de me
nömet de mettenpsalme 28, nach deme tono der
antiphen. Densulvigen psalm unde noch eynen
edder twe darto, darna se lank edder kort synt,
schal me up beyden chören versch umme versch
latinisch mit deme Gloria Patri uthsingen, darto
eynen octonarium uth deme psalme: Beati qui
sunt integri in via etc. 2S mit deme Gloria Patri,
unde darup de antiphen.

De psalme scholen nicht overgerumpelt wer-
den, sunder fyn syllabatim pronuncieret mit
eynem gudeme medio 30 unde dat up deme
anderen chore nicht werde dat andere versch
angehaven, ehr dat vorneste 'uthe is. Jagen
wert jo neyn nöt syn, rne neme deste weyniger
psalrne unde singe desulvigen recht. Overs dat

27 = spielend.

28 Ps 1—109, vgl. L. Schoeberlein, Schatz d. liturg.
Chor- u. Gemeindegesangs, Bd. I, 1865, S. 519,
553.

29 Ps 119, der in 22 Teile zu je acht Versen
(= Oktonarien) eingeteilt wurde. Je ein pkto-
narius wurde als Schlußgesang der Psal-
modien verwandt, vgl. L. Schoeberlein, Schatz
d. liturg. Chor- u. Gemeindegesangs, Bd. I,
S. 553.

unbeschedelike unde festlike monnekeslepent la-
vet ock nemand, de vorstand hefft. Gelerde
gesellen werden sick wol hyrinne schicken mit
den kynderen.

Balde na der antiphen schal eyn junge bereyt
syn vor dem pulmete, dar me id wol hören
kan, unde lesen eyne latinische lectie uth deme
nyen testamente, sosse edder achte regen lank,
nicht vele, darna id de sententie liden wil. De
lectie schal gelesen werden mit sulkem tono,
alse me lectien plecht to lesen in der metten,
dat ende overs, alse me plach enden, wen me
las eyn prophetia, also: sol sol sol la sol fa
fa 31. Jube Domine, edder Tu autem Domine 32
darven se nicht seggen, sonder scholen anheven
mit deme titel des bokes unde des capitels,
daruth se lesen also: Lectio sancti evangelii
secundum Mattheum, capite primo, secundo etc.
Lectio epistole beati Pauli apostoli ad Romanos,
capite duodecimo etc. Lectio Actorum apostolo-
rum capite quinto etc., unde in der aventlectie:
Lectio libri Geneseos, capite primo: In principio
creavit Deus etc. Item lectio Esaie prophete
capite etc. Na deme ersten jungen schal balde
eyn ander vortan lesen ock so, doch ane vohr-
rede. Unde flux na derne anderen de drudde ock
so, d at se tosamende uthlesen eyn half capitel ed-
der eyn ganz, darna de capitele lank edder kort
sjmt, wente etlike capitele synt so lank, dat me
wol dre morgen konde daruth lesen 9 korte
lectiones. Dat de kynder nicht darmede be-
schweret werden unde so weynich deste vlitiger
leren. Na den dren schal de verde junge balde,
wat de anderen latinisch hebben gelesen, dü-
desch lesen, doch nicht mit gesange, sonder lude
unde slicht, alse me plecht eyn evangelion up

30 = rezitierend.

31 Nach heutiger Notenbezeichnung: gggagff.

32 „Jube, domne (bzw. Domine), benedicere”, lei-
tet die Lesung nach dem Brevier ein, „Tu
autem, Domine, miserere nobis ..beschließt
sie, vgl Ordinarium divini Officii ad Matu-
tinum, P. Vern. S. 6, P. Aestiv. S. 4, P. Autumn.
S. 4, P.Hiem. S. 5.

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