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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0457
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Kirchenordnung 1528

des kranken syne rüwe unde loven. Darna schal
he dohn eyne korte vormaninge, alse he vormö-
det to denen deme kranken unde den, de darby
synt, van unser salicheit. Sulke vormaninge
höret to der commemoratio edder gedechtnisse
Christi. Darna spreken den loven unde dat Va-
der unse apenbar unde geven deme kranken dat
sacramente nach deme bevehle Christi, nicht
ane dat wört, alse tovoren genöch gesecht is.

He heve so an: De Here Jesus Christus in der
nacht, don he vorraden wärt, nam dat bröt etc.,
unde wen he deme kranken hefft gegeven dat
lyff des Heren, schal he vortan seggen: Desge-
liken nam he ock den kelk etc., unde geven em
drinken dat blut des Heren, darna bevehlen
deme kranken unde den anderen, dank to seg-
gende Gade unde Christo unseme salichmaker
etc.

Sulken tröst scholen van uns sulke kranken
hebben, wente se hören in unse gemeyne unde
werden velichte nicht wedder in de kerke to
uns kamen.

Van den overs, de dat evangelion vorachtet
hebben unde alse swine gelevet unde konen ock
in den letsten nöden nicht to erkentnisse der
warheit kamen, is in eyneme anderen capitele in
disseme böke gesecht 92.

Den kranken overs, de nicht in vare des le-
vendes synt unde konen doch nicht to uns in
de kerke kamen, wolden doch gerne, wen se
konden, were ock gut, dat se sick to tiden imme
huse, wen id nicht anders geschehn konde, up
den Sundach, wen andere öre brodere commu-
niceren, dat sacramente leten ock na gesech-
ter wise geven. Wente öre nöt schal se nicht
scheiden uth unser gemeyne, sonder vele lever,
dewile se nicht könen kamen to uns, synt wy
schuldich, to kamen to en.

Tome teynden fraget me ock, efft de latini-
schen misse eyn misbruck sy, edder efft me
alleyne schal düdesche misse by uns holden.
Antwert: Latinische misse is nicht böse, wen
idele latinische Christene tosamende synt, dar
me communiceren wil, so doch, dat neyn silen-

92 Vgl. das Kapitel „Vom banne“, S. 384 f.

tium dar sy, dar me Christus bevehl schal han-
delen, alse gesecht is.

Overs wen id sus nicht unrecht were, so
were id doch sere spottisch, dat me uns leyen
hefft mit velen sermonen vormanet unde mit
veleme erlageneme aflate unde anderer lögene
tolocket, vele missen to hören unde up de Sun-
dage unde andere feste misse to hören, mit stren-
gen mynschengebaden vorstricket, unde is ner-
gende eyne misse geweset, de wy hören konden,
wente wy vorstunden neyn latyn; unde nu sehe
wy ock, dat de papen öre misse nicht vorstän
hebben unde vorstän ock noch nicht, wente de
lere, de se sulvest lesen in den epistolen unde
evangelion, vorstän se nicht, sonder haten unde
vorvolgen up dat allerhögeste. Alse scholde wy
misse hören unde konden nicht hören, du wol-
dest denne seggen, dat id ock hören het, wen
eyne koh trumpen höret, se danzet overs nicht
darna. Darumme is id tidt, dat wy düdeschen
ock eynmäl leren misse hören.

By den Jöden, de dar Christene wurden imme
jodeschen lande, hefft me dat sacramente mit
jödeschen wörden gegeven, by den Greken mit
grekeschen wörden, alse ock noch, by den Wa-
len edder latinischen mit latinischen wörden,
alse ock noch etc. Warumme denne ock nicht
by den anderen tungen mit örer sprake? Schü-
wet sick doch de hilge Geist vor neyne sprake,
sonder hefft dat evangelion predigen laten mit
allerleye sprake allerleye lüden. Dat eyn slicht
leye latinische misse höret, gelt evene sovele,
alse wen he latinische predige hörede, wert
denne des sacramentes misgebruket, so is de
misse deste erger, alse gesecht is.

De collecta edder, alse id Paulus nömet 1. Co-
rinth. 14 [16], de benedictio edder segeninge unde
danksegginge edder dat apenware bet möt jo
by uns düdesch syn, dat de ungelerden over de
ganze kerke darto antwerden konen: Amen,
alse darsulvest Paulus secht, wente sulk bet ed-
der danksegginge deyt de prester to Gade apen-
war in aller namen, darumme bewilligen se ock
dat alle mit deme amen.

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