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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0467
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Kirchenordnung 1528

ren, se sind ock nicht werd, dat in ören nöden
eyn gut predicante scholde to en kamen.

Darumme möt me dat volk vakene vormanen
unde fruntlik mit Gades wörde straffen, alse
Paulus bevehlet deme Tito [Tit 1, 9 ff.; 2, 1 ff.;
3,8] mehr wenn eynmal, dat se mit sulker wise
deme düvele nicht ruhm geven, gelick efft dat
gelt unse here unde got scholde syn, gelick efft
wy nicht werd syn, mit unseme gelde wat gudes
to dohn, gelick efft al unse gut jo so unrecht
unde düvelsch scholde syn, dat Christus nicht
eynen rock darvan mochte nemen, sonder dat
se sick jo vliten, vohrtogan mit guden werken,
wor id de notroft vordert, up dat se nicht un-
fruchtbar syn unde maken sick, alse Christus
bevelet [Luk 16, 9], frunde van deme unrech-
ten mammon, dat se wedder genamen werden
in de ewigen woningen in örer notroft. Wente
salich synt de bermhertigen, de scholen wed-
der bermherticheit krigen [Mt 5, 7], also dat se
ock neyne nöt scholen hebben in örer neringe,
alse he ock secht [Luk 6, 38]: Gevet, so wert
ju wedder gegeven overvlodich, dat gy ock ge-
nöch hebben nach deme live mit guder unde
froliker conscientien, welk ock Salomon also
secht [Pr 19, 17]: We sick erbermet des armen,
de wokert mit deme I-Ieren. Dat is eyn hillich
woker unde gröt vordel, wen wy id löveden.
Overs nemand hefft dar lust to.

Mit sulken früchten mote wy jo bewisen, dat
wy gode böme sind geworden dorch den loven
in Christum, dat wy uns sulvest nicht bedregen.

Wo me overs geven schal, steyt fyn bescreven
in der anderen epistolen to den Corinthern
imme achten unde negenden capitele- Welke
notroftige me ersten vorsorgen schal unde darna
de anderen, wiset ock de vornuft uth by allen
luden, alse vor alle schole wy vorsorgen, de
uns tokamen unde uns bevalen synt edder in
unseme denste, alse Paulus ernstlick secht 1.
Timo. 5 [8]: So jemand de synen, sonderliken
syne hüsgenaten, nicht vorsorget, de hefft den
loven vorsaket unde is erger wen eyn unlövich
mynsche. Darna schal me acht hebben up de
naberschop unde andere bekanden, allermeyst
up de, de mit uns löven deme evangelio, alse

Paulus secht Gal. 6 [10]: Lät uns wat gudes
dohn jegen alle, allermeyst jegen de hüsgenaten
des lovens. Tome letsten, dat wy ock gerne de-
nen den, de uns beleydiget hebben, so se in örer
nöt unser bedarven, alse uns dat Christus leret
Matth. 5 [44] unde sus des vakene in der scrift
werden vormanet.

Dewile sulke vorsorginge aller notroftigen ba-
ven de, de uns sundergen tokamen unde bevalen
synt, etliken framen lüden to vele wurde, de wol
up sulke notroft denken, wen andere, de id ock
wol vormochten, ganz nichts darvan weten wil-
len edder nichts darna fragen, so is id gut unde
nöt, dat wy dohn alse wandages de rechten
Christen van der tidt an der apostelen plegen
to dohn, dat wy tosamende dragen eynen ge-
meynen schath unde hebben also eyn gemeyne
gut nicht vor uns alse de ersten Christen to
Hierusalem, de nichts egens wolden beholden,
welk nu nicht geschehn kan unde is ock nicht
van nöden, dewile id nicht gebaden is, de mon-
neke meynen, se drapen id noch, overs se dra-
gen nicht öre gut unde arbeid tosamende, son-
der holden öre kostele vulkomenheit van ander
lüde gude. Wy seggen overs, eyn gemeyne gut
is uns nöt to hebben nicht vor uns, sonder vor
de notro'ftigen, dat kone wy rikelick, so wy wil-
len, t osamende dragen by penningen, by gro-
schen, mit milden gaven unde testamenten, dat
wy id in unser neringe nicht völen, ane alle un-
sen schaden, ja mit unseme groten framen, alse
gesecht is, unde mit frolicheit unser conscien-
tien, dat wy jo neyne bose conscientie darven
hebben, dat arme lüde nicht vorsorget werden.
Eynen froliken edder willigen gever hefft Got
lyff, alse Paulus secht [2. K 9, 7].

To sulkeme schatte edder unseme gemeynen
gude schal me erwelen diakene, dat synt de-
nere der armen, de in unseme namen van un-
seme gude de anderen notroftigen vorsorgen, de
wy sus nicht by uns besundergen vorsorgen ed-
der vorsorgen konen, edder dar wy ock velichte
nicht in unser stadt van wusten. Den diake-
nen konen de notroftigen sick angeven edder an-
geven laten dorch frame lüde, besondergen dorch
de predicanten. So scholen denne de diakene

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