Bestallungsordnung für Chemnitz 1567
wir jo gerne wolten in seinem namen, nach sei-
nem befhell und willen furnemen, daß ehr mit
seinem Geiste und segen dabei muchte sein und
bleiben.
Wolte derhalben erstlich mit meinen freund-
lichen lieben brudem und hern deß ehrwiirdigen
colloquii reden, nicht als ob ich an ihrer person
zweifelte, sonder auß bedenken, wie vorgemeldt.
Articuli propositi reverendo ministerio
ecclesiae Brunsvicensis.
Weil in dieser loblichen kirchen durch sonder-
liche Gottes gnade eine liebliche, schone, gott-
selige einigkeit biß daher gewesen, dadurch die
lauf des evangelii merklich gefordert, rotten
und sekten abgehalten und die kirche gebauwet
worden, were mein gemuthe und meinung, ja
alle mein wunsch und beger, daß dieselbige enig-
keit durch Gottes gnade muchte ehrhalten und
gemehret werden, und were daß ganz sicher und
gewiß, daß des ehrwürdigen colloquii herz und
gemuth auch genzlich dahin gerichtet were- Weil
aber eine warhaftige, gotselige, bestendige einig-
keit in der kirchen must gefaßet sein mit dem
bande des Geistes, also daß es sie [!] ein glaub,
Eph. 4 [3 ff.], und wir alle mit und auß einem
munde reden, Röm. 15 [6], und aber in diesen
letzten gefehrlichen zeiten allerlei schedliche
corruptelae hereinreissen, daneben auch vieX
unnotiges gezenk erregt wird, wehre auß gutem
christlichen bedenken mit einhelligem consenä
ein certum corpus doctrinae fur diese kirche zu-
samengebracht und getruckt 9, darine die reine,
gesunde lehr auß Gottes wort affirmative und
negative gefaßet wehre, und wolt nun die eu-
serste nottorft erfordern, wo in dieser kirchen
eine gotselige, bestendige einigkeit, bei welli-
chem der liebe Gott mit seinem segen wonen
muchte, sein und bleiben solte, daß wihr sempt-
lich und sonderlich bei dem angenommenen
corpus doctrinae bleiben, darnach in unserml
9 Zum Corpus doctrinae der Stadt Braun-
schweig vgl. Einleitung, S. 338, zu den Lü-
neburger Artikeln auch H. Hachfeld, a. a. O.
S. 20, 51.
ampt unß richten und daruber halten mußen,
also wie wir affirmative auß einem herze, Geiste
und munde predigten und lehreten, daß wir auch
also gleicher gestalt in necessariis certaminibus
einhellig und bestendig wieder die corruptelas
stritten, daß nicht einer die corruptelas verdam-
mete, die ander dazu swiege oder dieselbige zu
entschuldigen und beschonen sich understunde,
auch nicht anders im colloquio und darnach an-
ders privatim bei ander leuten davon redete.
Es muste auch daß gehalten werden, das nicht
ein jeder fur sich neuwe und fremde formas
loquendi ihme furneme oder einfure, sondern daß
wir miß befleisigen bei einerlei lehr, auch einer-
lei gleichformige art und weise zu reden, zu
gebrauchen, auch da etwa neuwe disputationes
erreget wurden, daß davon nicht ein jeder nach
seinem eigen kopfe ein sonderlich judicium und
meinung furfaßete, sonder daß im colloquio mit
gesamptem rath uber die controversias delibe-
riret wurde.
Auch muste nicht ein jeder und furnemlich
die jungen fratres ihren eigen gedanken folgen
und trauwen, und do ihnen waß neuwes einfiele,
daßelbige bald auf die kanzel bringen und under
die leute außsprengen, da aber in dießen stuk-
ken, die lehre belangende, bei einem oder meh-
ren feil oder beisorge worde furfallen, daß ich
ratione officii neben dem colloquio darein zu
reden und waß die nottorft erfurdern wurde, zu
thun mach 10 haben mag.
Dieß ist nhun mein gemuth und meinung, waß
die Lehre belanget, zweifel gar nicht, daß meine
hern und bruder daß durauß mit mihr eins seind.
So muße auch daß, wie bißhero geschehen,
bleiben und behalten werden, daß nicht ein jeder
ilim daß einbildete, ehr were herr in seiner kir-
chen und mochte es derwegen mit predigen, sa-
cramentreichen, ceremonien, disciplin und waß
sonst zum ampt gehört, furnehmen und machen
auf sonderliche weiße seines egen gefallens, son-
10 Vermutlich Macht.
461
wir jo gerne wolten in seinem namen, nach sei-
nem befhell und willen furnemen, daß ehr mit
seinem Geiste und segen dabei muchte sein und
bleiben.
Wolte derhalben erstlich mit meinen freund-
lichen lieben brudem und hern deß ehrwiirdigen
colloquii reden, nicht als ob ich an ihrer person
zweifelte, sonder auß bedenken, wie vorgemeldt.
Articuli propositi reverendo ministerio
ecclesiae Brunsvicensis.
Weil in dieser loblichen kirchen durch sonder-
liche Gottes gnade eine liebliche, schone, gott-
selige einigkeit biß daher gewesen, dadurch die
lauf des evangelii merklich gefordert, rotten
und sekten abgehalten und die kirche gebauwet
worden, were mein gemuthe und meinung, ja
alle mein wunsch und beger, daß dieselbige enig-
keit durch Gottes gnade muchte ehrhalten und
gemehret werden, und were daß ganz sicher und
gewiß, daß des ehrwürdigen colloquii herz und
gemuth auch genzlich dahin gerichtet were- Weil
aber eine warhaftige, gotselige, bestendige einig-
keit in der kirchen must gefaßet sein mit dem
bande des Geistes, also daß es sie [!] ein glaub,
Eph. 4 [3 ff.], und wir alle mit und auß einem
munde reden, Röm. 15 [6], und aber in diesen
letzten gefehrlichen zeiten allerlei schedliche
corruptelae hereinreissen, daneben auch vieX
unnotiges gezenk erregt wird, wehre auß gutem
christlichen bedenken mit einhelligem consenä
ein certum corpus doctrinae fur diese kirche zu-
samengebracht und getruckt 9, darine die reine,
gesunde lehr auß Gottes wort affirmative und
negative gefaßet wehre, und wolt nun die eu-
serste nottorft erfordern, wo in dieser kirchen
eine gotselige, bestendige einigkeit, bei welli-
chem der liebe Gott mit seinem segen wonen
muchte, sein und bleiben solte, daß wihr sempt-
lich und sonderlich bei dem angenommenen
corpus doctrinae bleiben, darnach in unserml
9 Zum Corpus doctrinae der Stadt Braun-
schweig vgl. Einleitung, S. 338, zu den Lü-
neburger Artikeln auch H. Hachfeld, a. a. O.
S. 20, 51.
ampt unß richten und daruber halten mußen,
also wie wir affirmative auß einem herze, Geiste
und munde predigten und lehreten, daß wir auch
also gleicher gestalt in necessariis certaminibus
einhellig und bestendig wieder die corruptelas
stritten, daß nicht einer die corruptelas verdam-
mete, die ander dazu swiege oder dieselbige zu
entschuldigen und beschonen sich understunde,
auch nicht anders im colloquio und darnach an-
ders privatim bei ander leuten davon redete.
Es muste auch daß gehalten werden, das nicht
ein jeder fur sich neuwe und fremde formas
loquendi ihme furneme oder einfure, sondern daß
wir miß befleisigen bei einerlei lehr, auch einer-
lei gleichformige art und weise zu reden, zu
gebrauchen, auch da etwa neuwe disputationes
erreget wurden, daß davon nicht ein jeder nach
seinem eigen kopfe ein sonderlich judicium und
meinung furfaßete, sonder daß im colloquio mit
gesamptem rath uber die controversias delibe-
riret wurde.
Auch muste nicht ein jeder und furnemlich
die jungen fratres ihren eigen gedanken folgen
und trauwen, und do ihnen waß neuwes einfiele,
daßelbige bald auf die kanzel bringen und under
die leute außsprengen, da aber in dießen stuk-
ken, die lehre belangende, bei einem oder meh-
ren feil oder beisorge worde furfallen, daß ich
ratione officii neben dem colloquio darein zu
reden und waß die nottorft erfurdern wurde, zu
thun mach 10 haben mag.
Dieß ist nhun mein gemuth und meinung, waß
die Lehre belanget, zweifel gar nicht, daß meine
hern und bruder daß durauß mit mihr eins seind.
So muße auch daß, wie bißhero geschehen,
bleiben und behalten werden, daß nicht ein jeder
ilim daß einbildete, ehr were herr in seiner kir-
chen und mochte es derwegen mit predigen, sa-
cramentreichen, ceremonien, disciplin und waß
sonst zum ampt gehört, furnehmen und machen
auf sonderliche weiße seines egen gefallens, son-
10 Vermutlich Macht.
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