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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0485
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Bestallungsordnung für Chemnitz 1567

moten kifen. Item die obrigkeit were es woll zu-
frieden, aber die predigers wollens nicht leiden.

Mit dieser declaration, waß daß straffampt be-
langet, weil sie auß Gottes worte genommen,
verhoffe ich, daß ein ehrbarer rath gunstiglich
und christlich zufrieden worde sein, weil wir
unß daß erboten, do ein erbarer rath mißdunken
hette, als fiel in straffam.pt etwaß unrichtiges
fur, daß es unß nicht zuwiedern were, daß mit
unß darauf geredet wurde. Alleine daß auch un-
ser bericht gunstiglich muchte gehoret werden,
und da wir auß Gottes wort grund kunten vor-
legen, daß unß unsere ministerium ungeturbieret
muchte gelaßen werden. Als achte ich, daß
durch Gottes gnade in dieser loblichen gemeine
bleiben und ehrhalten werden muchte pax in
choro et pax in foro 18, wie der alte syndicus pfleget
zu reden. Und wiewoll ich ahn eines ehrbaren
raths gemuthe nicht zweifelte, begerte ich, daß
meine hern gunstiglich sich hierauf erkleren
wolten, den da ich daß ampt dermaßen, wie ge-
meldet, mit meinen brudern nicht fuhren solte,
wuste ich daßelbig nicht anzunehmen.

3.] Das ein ehrbar rath die kirchendisciplin
nicht wolte hindern, sondern fordern helfen,
weil die bindeschlussel ein notig stuck und tiel
ist des ministerii, ohne welliches das ministe-
rium nicht kan recht gefuhret werden. Ich bitte
aber, ein ehrbarer rath wolte unß reicht furste-
hen, was wir mit dieser disciplin meinen. Den
der bapst hette mit seinem gotlosen bannen diß
stucke so verdechtig gemacht (dozu auch etz-
liche unruihge kopfe zu unsern zeiten nicht wei-
nig geholfen), daß wen man nuhr der kirchendis-
ciplin gedenkt, bald ein jeder aufferet und
schreiet, daß ist der alte ban, da wirt nicht guts
auß werden. Ich wuste woll, wie Lutherus schrei-
bet 1. Kor. 5 19, das sollenis excommunicatio mit
bewilligung der gleubigen gemein gefellet solte
werden uber offentliche laster, wie auch Chri-
stus Matth. 18 lehret, und bete darumb, daß dor
mochte auf gedacht werden, zu der behuff ein

18 Dieses Sprichwort war sonst nicht zu finden.

19 Vorrede auf die erste Ep. an die Korinther.
1530 bezw. 1546; WADB 7, S. 84 f.

consistorium zu verandern [!] und bestellen, weil
es apostolisch und zu diesen letzten zeiten hoch
nutzleich und ganz notig were. Itzund aber rede
ich von der disciplin, welliche bißher in diesen
kirchen gebreuchlich gewesen, nemlich wo je-
mand der predigt sich enthelt, die sacrament
nicht gebraucht oder sonst in offentliche laster
lebt, daß die pastores denselben beschicken, zu
sich fordern und mit ihm auß Gottes wort ernst-
lich reden, vormanen, straffen, zur besserung;
den waß solliches zur erbauwung guts thut,
wen man nicht alleine sunde toset, sondern auch
wo es nott ist, sunde bindet, erfahren wir teg-
lich in vielen exempeln.

Item wen ein sollicher zur beicht kompt, daß
ihn ein pastor alleine nicht aufneme, sondern
mit seinem collega semplich nach notturft mit
ihm reden oder zurucke ahn den superintenden-
tem oder ahn daß colloquium referiren und nach-
deme sie es befinden, denselbigen zum sacra-
ment zulaßen oder abzuweisen. Item, daß man
solche personen zur taufe nich laße stehen, die
braut fuhren oder bei andern christlichen wer-
ken sein, so in der gemeine Gottes offentlich
verrichtet werden.

Item, daß auch sollichen personen und die in
zweien jaren zur communication nicht gewesen,
nicht gestatet werden, daß sie solenniter zu
grabe gestatet werden mit singen und mit leu-
ten etc.

Furnemlich 20 aber were bei uns diß ein gro-
ßer mangel mit denen, welche mit offentlichen
lasteren alß mord, ehebruch die kirche geer-
gert, wen dieselbigen nur civiliter vertragen
sind, so fragen sie wieder 21 nach Godt oder nach
der kirchen, bleiben also die scelera auf der
ganzen kirchen liggen, wen dieselbige nicht daß
ihre dabey tuhet.

Auch wil Godt die sunde nicht vergeben, wo
nicht die versonunge vorher gehet, Matth. 5.
Frome Christen ergeren sich daran, wen sie sol-
che sehen unter der gemeine Gottes gehen, die

20 Hier beginnt die spätere Hand.

21 = weder

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