Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0513
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Artikelbuch 1527

De erste artikel.

Dat ein ytlick kerckher syne kercken
sülvest bewone.

Nademe dorch affwesent der kerckheren de
schape Christi mennichfoldiger wyse nicht allene
vorsümeliken unde untruweliken geweidet, sun-
der ock umme swarer unbilliker pension unde
egens nuttes wyllen under gestalt gödtlikes we-
sens van der warheit övel vorfört werden, ys
van nöden, dat ein ytlick kerckher persönlick
residere.

Dusse artikel, wowol he yn sick klar ys, na-
deme eyn ytlick kerckher von nodt wegen by
synen bevolen schapen tho wesende vorplichtet
is, bewert ene doch Christus myth düsser geli-
kenysse (Johan. 10, 12): Eyn gudt herde settet
syn levent vor syne schape. Ein medelink överst,
wen de den wulf komen süth, so flücht he unde
achtet der schape nicht. So nu mit düsser un-
truwe de medtlynge bewänt synt, ock de dach-
like erfaringe medebringet, dat se nicht deP
schape beste, sunder dat ere söken, dartho ehne
de rechten kerckheren dorch föderynge erer un-
billyken pension orsake geven, mögen se yn
nenem w-ege geleden werden, dewyle dorch de
pr-opheten, de kerckh-eren unde herden, ded-e
gewinst und-e -egen geneth söken edder süs un-
truwelick handel-en, hochlick unde schrecklick
beschuldiget w-erd-en, sprickt de Here (Esaie 55
= 56, 10 f.): De wechters synt blynt, alle synt
se unweten, se synt alle stumme hunde, de nicht
bellen künnen, s-e seen ydelheit, slapen unde be-
1-even d-e dröme, d-e unvorschemedesten hxmde
hebb-en nicht rnögen gesediget w-erden unde heb-
ben nychtes vorsta-en künn-en, all-e hebben s-e
na -eren -egen wegen geseen, eyn ytlick na der
gericheit van synem -orde, yn welckeren wörden
klarlyken vormerket wert de torn des Hereix
over de, d-e dem volke dorch unvorstand, vor-
sum-enysse, untruw-e unde gyricheit övel vor-
staen, desgeliken Hieremie (Hiere. 2, 8; 10, 21
und-e 33 = 23, 1 f.) de vorsümenisse unde vor-
achtinge d-er schape mit we und swarer straffe

2 = Getier, vgl. Schiller u. Lübben I, S. 508.

von dem Heren wert angetogen. Ock Michee
secht de H-ere (Mich. 3, 11): Er översten hebben
umm-e gav-e wyll-en gerichtet, unde ere prester
h-ebb-en umm-e lon g-eleret. Dyt secht d-e Here
ov-er d-e pr-oph-eten, de myn volk vorfören, de
mit eren ten-en biten unde den frede vorkündi-
gen, und-e so n-emant w-es yn eren mund gyfft,
erh-ev-en s-e einen krig. Unde wert dermaten So-
phonie (Sopho. 3 = Zeph 3, 4), Hieremie (Hiere.
6, 13) unde an velen and-er-en örden de gyricheit
der prester swarlik-en straffet. Ezechielis överst
secht de H-ere (Eze. 33 = 34, 2 ff.): W-e den her-
d-en van Isra-el (dat ys mynes volkes), de sick
sülvest hebben geweyd-et, plegen de schape nicht
van den herd-en g-eweydet werden? Gy överst
h-ebb-en d-e m-elck geg-eten und-e juw mit der wulle
gekl-edet und w-elcker vet was, slachtede gy.
Ov-erst myne schape hebbe gy nicht geweydet,
dat swack-e hebb-e gy nicht gesterket, dat kranke
nicht gehel-et, dat thobr-oken nicht gebunden, dat
vorworpen nicht wedd-er gehalt, dat vorloren
nicht w-edder gesocht, sunder gy hebben mit
strenge und-e g-ewalt over se geherschoppet, unde
nu synt myn-e schape vorströuwet, yndeme se
nen-en h-erden h-ebben, unde alle derte 2 h-ebben
se gefr-eten.

Wat möchte nu jeg-en de medtlynge und aff-
wesende r-echte k-erckheren, de bem-elter wyse
yn aller untruwe unde gyrich-eit mit den par-
lüden öv-el ummegän, schrecklikers gehört edder
gesecht w-erden? N-och ermaent de Here Chri-
stus den hylgen Petrum nicht sunder orsake
dremal (Johannis ultimo == Joh 21, 15 ff.), dat
h-e d-e schape weyden schöle, d-ewyle he den He-
r-en b-eLevet. Gelick alse wolde Christus seggen:
Sü P-etre, du b-elevest mick, darumme lat myne
schape düsser leve geneten, dat se mynenthalven
van dy getrüweliken geweydet werd-en. Des de
hillige Petrus sülv-est wvder verklarynge gyfft,
dar he secht (1. P-etri 5, 2 ff.): Weydet de herde
Christi, de under juw ys, unde vorheget s-e, nicht
genödiget, sünder sülfwillig, nicht umme schedt-
likes gewynstes willen, sünder uth thogenegetem

493
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften