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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0532
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Lüneburg-

dat se van Christo gebrüket edder bevolen, sun-
der alse ungehört uppet högeste düvelsch schel-
den rnide vormaledyen.

Hyr swyge wy der schrecklicken affgödderye
unde töverye, so van ene under sodaner bedelye
mit segende, mit breven, mit characteren 25,
mit nageven 26 unde huchelen, alse apenbar ys,
geleret unde vorhenget wert, allene, dat se jo
nicht leddich wedder tho kloster kamen, sunder
vor eren bröderen dank vordenen. We der be-
delye unde hyllicheit, de erem armen broder un-
der einem erdychteden falschen schine dat brot
uth dem munde ryt, de starke dem kranken, de
ryke dem armen, de wolbesorget ys deme, de
synes gudes unwysse unde over al notorftich ys.
Darümme hyr billick ynthoseende unde van den
schendliken bedelers, se sint geistlick eder werlt-
lick, de armot tho redden, uppe dat wy nicht
den torne Goddes wyder up uns laden.

De verteynde artikel.

Van vorsorgynge der gebrecklicken,
notorf tigen unde kranken.

Uppe dat me överst der, so gebrecklick unde
krank, unde ynt gemene der warhaftigen, elen-
den husarmen christlike acht hebbe, ys not ey-
ner ordeninge, dardorch desulvygen an lyves
notorft bequemeliken vorseen werden, also dat
bedelens ene nicht van nöden sy.

Dewyle nu Godt by dem lyffliken volke, den
Jöden, syner armen nicht vorgeten hefft, sunder
myt ernste geboden, densulven handrekynge unde
hülpe tho donde, scholle wy Christen, de wy
kynder unde eyn fryg volk Goddes wesen wyl-
len, uns unser armen vele mer annemen, nademe
uns van Christo bevolen, nicht allene unsen wol-
dederen, sunder ock unsen vyenden unde övelde-
deren wol tho donde (Matth. 5, 42 ff.). So denne
Christus sprickt (Mat. 26, 11), dat by uns altydt
arme lüde blyven werden, vorder (Mat. 25, 35 ff.),
wat wy den armen doen, dat do wy eme, tho
deme dat Godt uns allen nicht gelyke ryke-

25 = mit geistlichen Zeichen der Weihe.

26 = Vergeben, Erlassen.

27 Vgl. S. 515, Anm. 31a.

dömme, gesuntheit, vornunft unde gnade thor
nerynge geven hefft, wyl he, dat mank uns nicht
anders den de bröderlike leve geövet unde den
gebrecklicken unde anderen dörftigen rechten
armen yn ailem wege trost unde bequemelike
nottorft christliken scholle vorschaffet werden,
welcker dat ware teken der jüngeren Christi ys
(Johan. 5, 42 ff.). Darümme wert hoch van nöden
wesen, dat by einer ytliken gemenheit so vele
mögelick loffwerdige personen vorordent wor-
den, de der rechten armen acht hedden, alse
vortyden, er dat godtlike wort 'unde leve verkol-
det, ym bruke ys gewesen, wente dothomal dya-
coni unde subdyaconi, up dudesch deners, dussen
bevel unde sorge hebben gedragen, dat se under
gemenem bede, de me collectas nömet, van der
ganzen gemenheit spyse, drank unde gelt, wes
des dargebracht, gesammelt unde den rechten,
waren, one betekeden unde bekanden armen na
erer notorft eynem ytliken uthgedelet hebben.

Uppe dat överst ordentlicke wege vorgenamen
unde dem armode geraden wörde, were not ei-
ner gemenen kysten, daryn ein ytlick na synem
geyste unde vormögen geve, dartho de testa-
mente, kalande 27 unde andere lene na affster-
vinge der besyttenden personen, ock wes tho
dem vormenten goddesdenste wente her gebrü-
ket, mochte gewendet unde dermaten der vor-
storven leste wylle vorfullet werden. Dat ock
bemelte vorordente vörwesende personen under
der predickye, edder wen süs de christlicke ge-
menheit thohope queme, mit der armen büdel
ummegyngen, gelyck alse nu yn anderen steden,
de Goddes wort angenamen, wert befunden 27a,
wowol nu berörte underrichtinge unde vorsche-
nen ock yn etliken örden wedder upgerichtede
wyse genochsam tho einer anhardynge 28 were,
wert doch einem ytliken syn egen salicheit nöt-
like orsake geven, hyrynne nicht tho sümen, de-
wyle eme dyt söte jöck unde lychte börde Chri-
sti sunder jenige entschüldinge upgelecht ys.
Wat gy wyllen, dat juw de mynschen doen

27a Vgl. WA 12, S. 2 ff.

28 = Antrieb, Anreizuiig.

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