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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0535
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Artikelbuch 1527

dartho brüket me ock (Godt geve wo) etliker fal-
schen. erdichteden ynnicheit unde bedrechlyken
schynes, darmede vele personen sick sulvest
unde andere verfuren, vele nicht anders den
nerynge, gewynst unde eere söken, dat also nu
lange tydt heer unde thom högesten yn dussen
unsen dagen de entfoldige armoth unde byna
alle andere stende dorch verförische gestalt
unde mysbrukynge des eddelen testamentes un-
ses Heren umme eere, wolfarth und selen sali-
cheyt övel unde jamerlyken synt bedrogen.
Wolde Godt, dat wy ym grunde mit ynwendigen
ogen den wösten grüwel solcker myssen beseen
unde erkennen mochten, wo schendlick unde vor-
dömelick ein tydtlank her unde noch darby van
velen gehandelt ys, wo me sunder flytige prö-
vynge gegen den radt Pauli solcken hogen, dü-
ren schatt barmlyken övet unde hanteret, wente
wor tydt, ordenynge, waenheit, gebot und sun-
derlycken wor styftynge edder gelt ys, dar ys
de prövynge unde beredynge gar schöne. Umme
Goddes wyllen affgedaen solcken kraem und be-
dregers werk! Umme Goddes wyllen ein ytlick
christgelövich schone syner sulvest salicheit,
schone Goddes unde synes Christi eere!

Hyr wyl nu vor allen dyngen einem trüwen
dener Goddes unde kerckheren not wesen, ge-
menem parfolke den misbruck unde dargegen

30 „Handelyng twyschen den Barvoten tho Zcelle
ynn Sassen und den verordenten Predigern
darsulvest de Mysse belangen. Grundt und
orsake worümb dorch Förstlyke overicheit be-
melten Barvoten de gemeinschop des Volkes
vorboden. Affschrifft der vorsegelden un-
christliken vorschrivyng, ynn welcker de bar-
voten all ohre guden wercke den andern myl-
dichlick uthdeien. Mit vorleggynge dersulven“,
eine Sammlung verschiedener Briefe, die an-
läßlich des Streites zwischen den Predigern und
den Mönchen ausgegangen waren, gedruckt
zu Anfang des Jahres 1527, vgl. A. Wrede,
S. 4, Anm. 4, zum Streit S. 68 ff.; G. Uhlhorn,
KOO, S. 172.

31 C. Faustum Manich. XIX, 16; MSL 42, 356 f.
CSEL 25, 513. In Joann. tract. LXXX, 3; MSL
35, 1840.

31a Zu den Celler Kalandsbrüderschaften vgl.
C. Cassel I, S. 127 ff„ über den Lüneburger
Kaland W. Reinecke II, S. 62 ff.

den rechten bruck der mysse myt predicken ganz
truwelicken unde myt allem flyte tho leren,
darvan ock yn der Handelynge gegen de Barvo-
ten, so kort hyrvör uthgegaen 30, wyder und kla-
rer van uns ys geschreven. Sunderlicken overst
unde vor allen dingen dyt dem volke leren, dat
wy dorch de lyfflicken entfangynge des sacra-
mentes nycht gerechtverdiget, sunder dat sodane
entfangynge eyn teken sy, dardorch wy tho lö-
vende vormanet werden, wente alse dat anhö-
rent godtlykes wordes yn de oren geit unde tho
löven anreizt, also dat sacramente yn de ogen
ga unde vormane uns godtlyker thosage, er-
wecke uns ock tho löven. Also nömet ock Au-
gustinus 31 dyt sacramente ein sichtlick wort,
welcker uns godtlyker hülde unde aller geist-
licken güder vormane unde unsen loven sterke.

De sösteynde artikel.

Van vigilien, seelemyssen unde
kalanden 31a.

Vigilien, seelemyssen, kalande unde fraternita-
tes Sancte Marie 31b, Jacobi, Anne 31c etc., dar-
ümme dat se Goddes worde strackes entgegen
synt, schollen nenerley wyse geholden werden.
Desgelyken de drüttigesten 32 unde jardage genz-
lick affgedaen wesen.

31b Der Mutter des Herrn die Brüderschaften zu
weihen, war besonders beliebt. Ueber die Brü-
derschaft unser lieben Frauen in Celle vgl.
C. Cassel I, S. 139. In Lüneburg waren der
Jungfrau Maria Bruderschaften und Gilden
verschiedenster Berufsgruppen geweiht. Auch
der Kaland war nach ihr benannt, vgl. W.
Reinecke II, S. 50 ff.

31c Die Verehrung Annas, der Mutter Marias,
war im Anschluß an die Kreuzzüge beson-
ders ausgebildet worden. Man glaubte, daß
sie reich mache. Die verschiedensten Berufs-
gruppen verehrten sie daher als Patronin.
Vgl. RE 3 1, S. 552, Franz v. Sales-Doye, Hei-
lige und Selige der röm. kath. Kirche I, 1929,
S. 65 f.

32 = (jer 3o. Tag nach der Beerdigung eines Ver-
storbenen, der mit Vigilien und Messen be-
sonders gefeiert wurde, vgl. Schiller u. Lüb-
ben I, S. 555.

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