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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0546
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Lüneburg

obir genug van Hern befolen, das es keyn stat
noch zeith hat, mit abirglaubigen werken sich
bekumern. Ich weis, spricht Cristus, das sein
(des Vaters) geboth ist das ewige leben, Johann.
12 [50], Was der Vatter nicht befolen hat, mag
woll abirglaub und strick der gewissen seyn, das
ewig Ieben mags abir nicht seyn. Was nicht aus
dem glauben gehet, das ist sunt [Rm 14, 23], das
geheth abir aus dem glauben nicht, das man sich
an Gots wort und geheis untirnympt. Nun ists
doch das allerjamerligst, in dem stanth leben,
den du mit Gots worth und dem glauben Cristi
vor Got nicht kanst vorteydigen.

Darnach gepurt auch eynem Cristen, seinen
nachpauwm und negesten dienen, untir welchen
die dyner des worts sollen als die vornemisten
geacht werden, das ihnen ihre nottorft und er-
lige underhaltung gepurlichen vorschafft und sie
geeret werden, als der heilig Paulus lerhneth
[1. K 9, 14].

Vor allen dingen abir sollen sie das folk 1er-
nen, vor alle stende, als berurt, stetiglich und
fleissig bitten, weil kunt ist, das Got solchs abir-
all gebeut [1. Tim 2, 1=4], reychlich die erho-
rung vorheysset und hats vor das allerange-
nemsth. Die abirglaubige achten viel wasschen
vor eyn beth wie die heyden; der glaub abir er-
greufet sein glaubig gebeth vor Gottis angesicht,
wilch er allein erhort.

Nach denn werken sollen sie auch predigen
vom kreuz und vom starken gemoth gegen die
widerwertige und alle fiend, darmit sie wies-
sen allen unfall zu vortragen, nicht rache su-
chen, sondern vor die bosen bitten. Durch sol-
liche des glaubens ubing wirt erlangt die sicher-
heit unser hoffnung, glaubens und beruffs, Ro. 5
[2]-

Sacrament.

Demnach dan der barmherziger Got zu ster-
kunge und trost unser gewissen im kreuzt ne-
ben dem wort auch eusserleyche zeichen hat ge-

4 Vgl. oben S. 351 ff.

4a Vgl. oben S. 405 ff.

geben, dardurch wir seiner guthe gunste, auch
unser freyheit und gepur sollen ermanet wer-
den, welch da sein die sacrament, sollen sie dar-
von also lernen, das sie gegeben und entfangen
sollen werden nach insezung unsers Hern Cri-
sti, welchs insazung wen nicht were, hetten wir
kein sacrament. Ihme gepurt vorzuschreiben,
uns abir zu folgen. Sollen drumb vom tauf pre-
digen, als sie eynen untirricht zu lernen haben
auss heyliger geschrift in hern Johannes Bu-
genhagen Pommern brunswischer ordenung * 4,
derselben weis auch vom brauch des sacraments
des leibs und bluts Cristi, wie das auch eyn
lehr auss insazung unsers Hern Cristi in bemel-
ter ordenung 4a begriffen, darmit das folk lerne
eftmals und wirdiglig gotlichs tyschs messen 4b,
welche aber das sacramenth nach der ordenung
Cristi noch nicht mogen empfangen, die sich
nicht widersezen aus torrichter vormessenheit
als jenne, die die gewonheit grosser achten dann
Cristum, sondern aus unwissenheit also schwage
junger Cristi, die sollen sich des sacraments ent-
halten, pis das sie lernen Cristus gebott und or-
denung allen menschligen geboten und gewon-
heiten vorsezen. Es wirt je nicht schwar sein,
solchs lernen und glauben, allein die torychte
vormessenheyt streicht ihrem gotlosen wesen
eyne farb an.

Von der mess abir, wie sie ist eyn soe greu-
lich misbrauch des sacraments widder dye hellen
insazung unsers Hern, sollen sie alsdan mher
und vollkomlicher predigen, wenner das folk
durchs worth zuvor woll untirrichtet ist, wie
man wirdiglich zu des Hern tisch gehe und
welch der rechtschaffen gebrauch des sacra-
ments sey nach der insazung Cristi und apostel-
scher lehr. Alsdann findstu eynen seher gemei-
nen man vorstendligen untirricht gegen derni
gothlosen misbrauch des sacraments in berurter
brunswigscher ordenung. Abir in diessem allem
soll auf zeyt und gelegenheit der zuhorer des
evangelii, wie obangezeit, getreuwlichen ge-

4b = sich zumessen, zuteilen, d. h. essen, vgl.
Grimm, Deutsch. Wörterbuch VI, 1885, S. 2117.

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