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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0547
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Instruktion für die Pr-ediger 1529

merkt werden, dan was haben wir mit denn un-
saligen zu schaffen, die nummer junger, sun-
dern ewige vorechter des evangelii seyn wollen.

Ehestand.

Alsdann auch der heyligste ehestand drubsall
am fleysch hat und van etligen widder Gott um-
bylche wirt wyderfochten, idoch er von Gott er-
schaffen, ingesezt, geheyliget und denen, die nit
sonderliche gab empfangen, beyde, an leyb und
geist, heylig zu seyn, gebotten, sollen sie dar-
von, als heyligen predigern gepurt, mit zucht ane
schantbar wort hescheydenlich predigen, in un-
erklerten aber und zweifenlichen fellen, auch da
man sich der ergernus besorgte, sollen sie nichts
handelen noch schaffen ohn radth des superatten-
denten.

Ceremonien,

Zulezt, weil dye cristliche samplung mit psal-
men, geystlichen gesengen und deren gleichen
ceremonien umbgehet, sollen die prediger darvon
lernen udir auch ingehen ermanen, das offentlich
bey Cristen nicht soll gesungen noch gelesen
werden, das nicht auss der heyligen schrift ist,
wie das die alten aufs fleissigst gehalten wuß-
ten. Darumb die suffragien odir vorbitt, anruf-
fung und was sich auf vordienst der heyligen
zeucht, enzelen * 5 abgethan worden. Dan men
soll Got alleine anruffen, und Cristus allein im
hymmel im allerheyligsten in des Vaters ange-
sicht (als die epistel zum Hebreern meldet [Plbr
9, 24]) ist eyn diener, das ist, eyn vorbydder

5 vermutlich = einzeln.

5a = selig.

zwuschen Got und menschen, durch welchs vor-
dienst allein wir erhort und zalig 5a werden.

Dusses alles werden sie aus heyliger schrift
gutten, gewissen bescheyd finden in hern Johan
Bugenhagen hamburgischer ordenung 6.

Allermeist aber sollen sie abethun unergrunde
historie und lugerlige menschengedicht, auch die
unfruchtbare aufsazung, darmit men allezeit in
Gotts wort und reiner heyligen geschrift umb-
gehe. Ihre ampt ist, das folk hirinne zu seiner
zeit lauter untirrichten; den zuhorers gepurt zu
folgen und zu thun, als sie gelerneth werden, so
viel Gott gnadt vorleyhet. Es ist eyn schande,
das Cristen nicht wiessen, das in der kirchen
nichts anders soll geprediget noch gesungen
werden dan Gots wort. Wiessen wir nicht etc.,
das alle kirchendienste, so von menschen, als
weren sie gotlich, erfunden und nicht dorch Got
gebotten, von Cristo mit diessen worten [Mt
15, 9] vordampt werden: Vorgeblich dienen sie
mir, dweil sie lerhen solliche 'lehr, die nichts dan
menschengebott sein; und in Esaia [Jes 29, 13],
darher Cristus diesse wort genomen, drauwet
Got denen, die ihn also ehren, erschrocken-
liche vorblendung etc. Das ander alle, das aus
heyliger schrift ist und nicht auf eynen abegele-
gen frembden syn werd vorweldigt 7, sollen sie
ihnen zulassen und gedachter gestalth mit ihn
handelen, das sie ihre freyheyt lehrnen nicht des
fleischs, sondern die sie in Cristo haben, in wil-
chem Crist und seynem todth sie getauft sein,
darmit sie zulezt wiessen, das ausserhalb Cristo
keyn andre gerechticheyt isth, in dem auch le-
ben und sterben. Amen.

6 Sehling V, S. 488 ff., hierzu bes. S. 516 ff.

7 = vergewaltigt.

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