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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0553
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Kirchenordnung 1564

4. Kirchenordnung: Wie es mit christlicher lere, reichung der sacrament,
ordination der diener des evangelii, ordentlichen ceremonien, visitation,
consistorio und schulen im herzogthumb Lünenburg gehalten wird.

Wittemberg. 1564. 1

Vorrede.

Von Gottes gnaden, wir Heinrich und Wilhelm
die jüngern, gebrüder, herzogen zu Braun-
schweig und Lünenburg etc., fügen allen und je-
den unseren unterthanen, was stands und con-
dition die sein, geistlich und weltlich, hiemit zu
wissen: Nachdem Gottes allmechtigen unwandel-
barer wille ist, das er von den menschen, dieerzu
seinem ebenbilde geschaffen hat, recht nach sei-
nem göttlichen wort wil erkant und geehret wer-
den, und ihme also durch die lere des evangelii
und reichung der sacrament ein ewige kirchen
auf dieser welt samlet und ausserhalb solcher
christlichen kirchen keine seligkeit ist, und einer
jeden obrigkeit aus Gottes befehlich gebüret, flei-
ssig aufsehen zu haben, das Gottes wort lauter
und rein geleret und geprediget, auch der
rechte brauch der heiligen sacrament nach der
einsetzung unsers Herrn und heilands Jhesu
Christi geübet und christliche ceremonien, zucht
und disciplin erhalten und also Gottes heiliger
name bey uns armen menschen auf erden gehei-
liget und gepreiset und vieler leut seligkeit ge-
fordert werde, und sonderlich derhalben ein
fleissig aufsehen zu haben von nöten ist, weil
der teufel in dieser letzten zeit der welt mehr
und schrecklicher als vorhin tobet und wütet
und allerley schreckliche, unerhorte ergernis,
sekten und verfelschung reiner christlichen lere
von tag zu tag anstiftet und vermehret.

Das wir demnach bey uns bedacht, das uns
aus göttlichem befehlich und unsers fürstlichen
ampts halben, dazu uns Gott der allmechtig aus
gnaden beruffen, gebüren wolle, fürnemlich
darauf achtung zu haben, das die ware, reine

1 Druckvorlage: Druck von 1564 bei Georg
Rhaus Erben. Quirt, 98 Bll. Expl. d. Nieders.
St. u. Universitätsbibl. Göttingen (Jus statut.
V 5226).

christliche lere des heiligen evangelii, wie die
in der heiligen propheten und der aposteln
schriften und lere der ersten christlichen kir-
chen und symbolo apostolorum begriffen, in un-
serm fürstenthumb, wie die nu durch Gottes
gnade in die vierzig jar darinne geleret und ge-
prediget worden, dafür wir Gott zu loben und zu
danken haoen, möge erhalten und Gott der all-
mechtige eine kirchen in unserm fürstenthumb
haben, auch unsere arme uns befohlen untertha-
nen zur seligkeit gefordert werden.

Und obwol wir befinden, das die lere in den
kirchen unsers fürstenthumbs Christi und der
aposteln lere und der augspurgischen confession 2
gemes, welche weiland der hochgeborn fürst,
unser lieber herr vater, herr Ernst, herzog zu
Braunschweig und Lünenburg etc., seliger und
löblicher gedechtnis, aus Gottes gnad und christ-
lichem bedenken angenomen und bekant hat, ge-
furt und christliche ceremonien nach Gottes be-
fehlich inhalt seiner lieb ordnung getibet werden.

Dennoch, damit sich ein jeder deste bass in
der lere nach göttlicher und apostolischer be-
werter schrift zu richten und in ceremonien
deste mehr gleicheit gehalten werden möge, so
haben wir dem allmechtigen zu lob und zu for-
derung unserer unterthanen seelenheil und se-
ligkeit nachfolgende ordnung, wie die bisher in
unserm fürstenthumb gehalten und forder gehal-
ten werden solle, wollen publiciren und öffent-
lich lassen ausgehen, damit wir nicht allein wol-
len bezeugen, was wir von Gott und seinem hei-
ligen wort halten, sondern damit auch alle und
jede superintendenten, pastores und seelsorger
in sonderheit, weil je zu zeiten neue pastores

2 Bek. Schr. S. 44 ff.

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