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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0559
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Kirchenordnung 1564

Zum andern: Das in allen pfarren alle der
pastorn und küsters güter jerliche aufkumpst
und gerechtigkeit fleissig registrirt werden sol-
len. Desgleichen auch alle güter, land, wiesen
und reditus, so zur fabrica gehörig 15. Item, was
zum calande, gilden und sonst andern geistlichen
lehen gehöret, damit man zu jeder zeit guten be-
richt davon haben möge.

Zum dritten: Wenn ein pastor oder küster nod-
türftig were und wiesen oder land, zur kirchen
gehörig, bedürfte und umb einen zins begerte, so
sol solch land und wiesen, so zur fabrica oder
calande gehörig ist, den kirchendienern vor an-
dern umb solchen zins, als darvon andere gege-
ben haben oder wollen, zu brauchen eingethan
werden.

Zum vierden: Sollen ampte, pfarherrn, kirch-
schworen versehung thun, das der fabricen und
pfarr güter nicht zu erbe eingezogen, sondern da
es die nodturft und gelegenheit erfordert, andern
umb zinse eingethan werden, damit sich nie-
mand erbgerechtigkeit daran anzumassen habe.

So sol auch den armen pastorn, schulmeistern
und andern kirchendienern, so nicht nodtürftige
unterhaltung haben und von ihren geringen auf-
komen nicht leben können, zulage geschehen,
darvon sie mit frauen und kinder leben, bücher
kaufen und sich erhalten mögen.

Und sol in den visitationibus fleissig achtung
darauf gegeben werden, das dieser verordnung
also nachgegangen werde.

Und damit sich die pastorn und kirchendiener
deste besser erhalten mögen, so sol ihnen
von kindtaufen, verehlichungen, begrebnis, besu-
chung der kranken eine verehrung gegeben wer-
den.

Und mag zu eines jeden christlichen bedenken,
oder darnach or es vermag, gefallen stehen, wo-
mit er in solchen fellen seinen pastorn und seel-

15 Vgl. dazu RE 3 10, S. 366 f.

16 Vgl. oben S. 528, Anm. 2.

17 Vgl. oben S. 273, Anm. 96.

18 Eine durch Weißsud weiße Münze im Werte
von 4 Pfennigen, auch Veerling genannt. Sie
wurde zuerst in der ersten Hälfte des 14.
Jhdts. in Lübeck, danach auch in den ande-

sorger bedenken wil, aber weil viel leute sogrob
und unvernünftig sein, wo keine ordnung oder
satzung derhalb ist, das sie die armen pastores
und kirchendiener wol gar nicht bedenken wür-
den, so solle in obberürten fellen, da er aus gu-
tem willen nichts mehr geben wolte, zu geben
schüldig sein:

Von einem kind zu teufen dem pastor oder
kaplan, der das kind teufet, einen schilling lü-
besch 16 oder mariengrosschen 17 und dem küster
einen witten 18.

Wenn personen verehliget werden, der breuti-
gam und braut ein jeder dem pastorn einen
schilling, dem küster einen witten.

Von begrebnis den pastorn einen schilling, dem
küster einen witten.

Von besuchung der kranken dem pastorn einen
schilling, dem küster einen witten.

So aber in einer oder mehr stedten und örten
gebreuchlich, in itzt berürten fellen dem priester
und küster mehr zu geben, dasselbig sol fortan
gegeben werden und hiermit nicht geringert
sein.

Zudem sollen die leute, man und frauesper-
sonen, knecht und megde und kind, so zur beicht
komen und der sacrament gebrauchen, in den
vier hohen festen, als Weinachten, Ostern,
Pfingsten und auf Michaelis tag opfern und ein
jeder nach seiner gelegenheit aufs wenigst von
jeder person einen pfennig zu opfern schüldig
sein.

Da auch gewonlich, den pastorn schinken und
dem küster schultern oder andere pröven 18a an
korn, fleisch, eyer oder andern zu geben, dassel-
big sol auch fürder gegeben werden.

Weil auch zu förderung des ministerii nicht
unzeitlich bedacht wird, wenn die armen pasto-
res verstorben, das ihre nachgelassen widwen
und kinder unter dach sein und eine behausung

ren Hansestädten geprägt, zuletzt in der er-
sten Hälfte des 16. Jhdts. in Hamburg, Lüne-
burg, Lübeck u. Wismar; vgl. F. v. Schrötter,
Wörterouch d. Münzkunde. 1930, S. 748, auch
C. Cassel, S. 362.

18 a = Präbenden.

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