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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0572
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Lüneburg

Herre Gott, all unser sünde und missethat 43 oder
der tractus: Domine, non secundum peccata
etc. 44, wie es hievor gezeichnet, gesungen und
mit der folgenden collecten beschlossen werden.

Die prediger sollen sich befleissigen, gutenütz-
liche materien dem volk fürzutragen, als zu zei-
ten einen evangelisten, den catechismum or-
dentlich, etliche epistolas Pauli, etliche furnem-
liche psalmen, und sollen die kapellan mit rhat
ihrer pastorn solche materien fürnemen.

Wenn aber solche heilige tage gefallen, die
man nicht pflegt zu feiren und doch ihre histo-
rien im evangelio beschrieben sind, als da ist
der tag conversionis Pauli, Marie Magdalene, S.
Johannis entheubtung, mögen die prediger den-

selben text und historien an einem solchen werk-
tage oder am Mittwochen oder Freitage, der sol-
chem heiligen tag am nehesten ist, in der pre-
digt lesen und handlen.

In der fasten sol man die historien des leidens
Christi an solchen werktagen predigen, und wird
vor gut angesehen, das man bald nach Letare,
jedoch nach gelegenheit der kirchen und als ein
superintendens des orts dasselbige am besten
erkennen wird, oder auf den dörfern am Son-
tag Estomihi anfahen, das büchlin vom leiden
Christi, aus den vier evangelisten zusamenge-
zogen, ordentlich zu lesen, damit man zeit habe,
alle stücke fleissig zu handeln und zu betrachten.

Kirchenordnung auf den dörfern. 40

Alle Sonabend nach mittage umb zwey uhren
und alle heilige abend, wenn des andern tags
die versamlung des volks geschicht, sol auf den
dörfern der custos zur vesper leuten und sol der
pfarherr alsbald darnach in die kirchen komen
und mit seinem custode einen psalm deudsch
und fein verstendlich singen, darauf den hym-
num: O lux beata etc. oder Christe, qui lux es
et dies etc. deudsch oder gute christliche ge-
senge nach gelegenheit der zeit, der feste und
Sontage und denn das Magnificat deudsch und
die collecta, item Benedicamus Domino etc.

Nach der vesper sol der pfarherr die leute, so
beichten wollen, hören und absolvieren, die des
andern tags zur communion gehen wollen, und
sol der pastor diejenigen, so communiciren wol-
len, vermanen, das sie den Sonabent zuvor vor
und nach der vesper zur beicht komen und er
darauf mit fleis warten.

Wo der pfarherr im dorf nicht wohnet, so
sol er die leute, so oommuniciren wollen, auf
den Sonnabend des morgens auf eine gewisse
stunde bescheiden und ihre beicht hören und
mit fleis sie unterweisen.

43 Vgl. oben S. 543.

44 Vgl. oben S. 543 f.

Es sol in allen dörfern die woche einmal am
Mitwochen oder Freitag eine predigt geschehen
und allezeit auf denselbigen tag die litania ge-
sungen werden, und damit das gemeine und
junge volk die summa der christlichen lere deste
besser fassen und lernen möge, so solle allezeit
auf den dörfern des Freitags der catechismus
einfeltig geleret und geprediget werden.

Weil auch gebreuchlich, das die betglocken
abends, morgens und zu mittage geleutet wer-
den, so sol das volk vermanet werden, wenn
solchs geschicht, das sie ihr gebet zu Gott dem
Herrn für friede und alle zeitliche und ewige
wolfart thun und ihr gesinde auch darzu hal-
ten, sie sein im hause, im felde oder wo einer ist,
und das sie sich des nicht schemen, denn es ist
Gott ein gefellig und ihnen selbs ein nützlich werk.

Wie mit der mess oder communion auf den
dörfern sol gehalten werden.

Mess oder communio. 46

Die sol der pfarherr und custos anfahen mit
einem deutschen psalmen, wens ihnen allein
den introitum zu singen zu schwer were.

43 Vgl. S. 154 f.

46 Vgl. S. 155 f. u. die Anmerkungen dort.

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