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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0574
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Lüneburg

Wo aber dieses umb gewisser ursachen willen
nicht möglich, sol ihnen alle Sontag nach der
predigt und vor der communion und am Mit-
wochen vor mittage nach der predigt ein stück
aus dem kleinen catechismo Lutheri von wort
zu wort fürgelesen werden und sollen die pasto-
res in allwege fürnemlich darauf bedacht sein,
das sie die lere des catechismi mit höhesten
fleis bey ihren pfarkindern treiben 'und pflanzen.
Denn wie nütz und nötig das sey, ist nicht aus-
zusprechen.

Von den stiften.

In unsern stiften Bardewick 48 und Ramelslo 49
sol es aller ding gehalten werden mit gesengen,
predigen und andern, wie in den stedten, als
obgemeldet.

Aber in der wochen sollen zwo predigt, am
Dienstag und Preitag zu Bardewick und am Mit-
wochen und Freitag zu Ramelslo, geschehen und
die litania 50 gesungen werden. Aber alle werk-
tage, ausbescheiden des Mitwochens und Sona-
bendes vor mittage sollen in beiden stiften metten
und vesper gesungen werden und die residi-
rende canonici und vicarii pflichtig sein, stets
dabey zu sein und helfen singen und one erheb-
liche und kundliche ursache, die den dechant
oder pastorn sollen angezeigt werden, nicht
daraus bleiben. Und sollen das capittel unter
sich eine geltstraffe darauf setzen, wenn einer
one redliche und kündliche ursache aus der
kirchen bleibet, welche den andern solle zugute-
komen, und haben die canonici und vicarii zu
bedenken, das ihnen solcher gottesdienst ge-
büret. Wer aber solchs nicht thun wil, der sol
als ein müssiggenger in unsern stiften nicht ge-
litten werden.

48 Kanonikerstift, zur Diözese Verden gehörend,
mit den Patronen Petrus u. Paulus, erste ur-
kundliche Bestätigung vor 1148; vgl. H. Hoo-
geweg, Verzeichnis der Stifter u. Klöster Nie-
dersachsens vor der Reformation. 1908, S. 5.
Die Binführung der Reformation gelang end-
gültig erst 1543, hierüDer vgl. A. Wrede, S.
163—179.

49 Kanonikerstift in der Diözese Verden mit den
Patronen Sixtus u. Sinnicius, Entstehungszeit

In den junkfrauenklöstern sol es auf die fest-
tage mit gesengen und predigen, wie obstehet
und sich sonst weiland unsers lieben bruders
herzogen Frantz Otten, seliger und löblicher
gedechtnis, ordnung, 51so sein liebe in den klö-
stern gemacht, gehalten und imchristliche ge-
senge, lection und collect genzlich unterlassen
und gemitten werden.

Von der taufe 52.

Weil die heilige taufe von unserm Herrn Jhesu
Christo selbs eingesetzt und das fundament
unsers christlichen glaubens ist und wir dadurch
der heiligen christlichen kirchen, ja Christo
selbs einverleibt werden und billich und recht
ist, das dieselbige ehrlich und mit grosser solen-
nitet und andacht und in beysein vieler Christen
gehalten werde, damit andere leute ihrer taufe
und der hohen gaben Gottes, als der vergebung
der sunde, der kindschaft Gottes und der ewigen
seligkeit, die er dadurch den menschen mitteilt,
erinnert, auch zum gebet vor die kindlein, so
getauft, vermanet werden, so wollen wir, das
in unserm fürstenthumb die heilige taufe nicht
im winkel oder heimlich, sondern in facie ec-
clesiae geschehen solle. Derwegen ordenen und
setzen wir, das in allen pfarren unsers fürsten-
thumbs die taufsteine, wo es nicht allbereit ge-
schehen, oben vor dem chor und ein trit oder
zween in die höhe gesetzet werden sollen, und
sollen die leute vermanet werden, wo es die
gelegenheit leiden wil, das sie ihre kindlein des
Sonntags und werktages, wenn predigt gehalten
werden, in die kirchen bringen und teufen lassen.

Es sol aber die taufe an Sontagen des morgens
vor der lection des evangelii und auf den nach-
mittag kurz vor der predigt vor dem Magnificat

bis ins 9. Jhdt. zurückführend; vgl. H. Hoo-
geweg, a. a. O. S. 110. Die Einführung der
Reformation gelang hier bereits 1540, hier-
über vgl. A. Wrede, S. 163—179.

50 Vgl. oben S. 51, Anm. 75 u. 77, dazu auch
S. 543 u. 551 f.

51 Klosterordnung von 1555, vgl. unten Nr. 8, da-
zu die Einleitung, oben S. 490.

52 Vgl. oben S. 156—160 u. die Anmerkungen
dort.

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