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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0614
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Lüneb'urg

an welcken de thorn Gades herlyken syck hefft
gewraken. 21

Szo blyfft nu, alse thovorn ghenoch gesecht,
dath J. P. G., van ampts wegen vorplycht, dorch
exempel gereiz edder ock geschrecket werden,
de mysbruke affthostellen, ware gadesehr up-
thorichten und synes hilligen wordes tho leven.

Vam hören des wordes.

Nhadem thovorn vorklaret is ym ersten ar-
tikel, dat J. P. G. erst upsehent und vornemyste
sorghe syn moth, Gades wort rein und truwe-
lick predigen tho laten, wil ock den kloster-
personen als iderman darjegen geboren, ane
uthnämen datsulve flytyghen tho hören. Wor
men overst sick des unbilliken weygern worde,
wyl uns gevallen, dat se thom hören dorch
forstliken bovel vormocht und angeholden wor-
den. Und wowol solckes ohne godtlick erlick
und thom höchsten noth umme der velvol-
digen unvorgeltlyken fruchte willen, so ym er-
sten artikel beröret, wyllen ydt doch ock fol-
ghende merklike orsake nödtliken ervorderen.

Thom ersten, dat se mögen na dem wyllen
Gades thor erkantnysse der warheyt komen
(1. Thi. 2,4). Went ydt feylet öhn (wyllent uns
tho gude holden) allenthalven an der erkant-
nysse und verstande, na dem male se van am-
begyng up framme christlyke predygher, de ym
worde Gades mechtich weren, tho ermanen
dorch de heylsamen lehr und tho straffen de
weddersprekers, gar neyne kost und acht, sunder
up vele singens und bädens allen arbeyt, flyt
und moye geLecht hebben und up soick synghen,
dar nicht alleyn umb sunderiyke sorge des döns,
up de frucht des sanges, nichts gepasset, sun-
der ock de beterynge (1. Gor. 14,3-5. 12), dar-
umme doch alle dynk yn der kercken schehen
schullen, genzlick wert verloren. Veli wert ge-
sungen und lesen by öhn, jodoch ahne alle uth-
ieggyng, nemand ys, de de not 22 upbydt und ehn
den kern tho eten gheve, nemant, de se münt-
Lick, darynne sunderlick kraft ys, und na der

21 = geräclit.

22 = Nuß.

gave des Geystes myth levendyger stemme
lerde. Wor nu de uthleggyng nycht ys, ys ydt
doch nychts nutte, wath men jo synget effte
lyst, ja, wert bym hyllighen Paulo eyner un-
sumicheyt vorliket. Merklick und bekant ys dath
wort Pauli (1. Cor. 14,19): Yck wyll lever viif
wort reden dorch mynen syn, up dat ock andere
gebetert werden, wen süs teyndusent worth myt
der tunghen. Derhalven ock he thon Gorinthern
vele wort und arbeydes hefft, myt vele reden
und gelicknyssen dussen mysbruck tho vordel-
gen. Nu ghevalt ock Gade solcke wyse nicht,
dyt volk, secht he (Esaias 29,13), ehret my myt
den lyppen, öhre herte overst ys verne van my
und van den langhen velen beden, sze meynen
(Matth. 6,7), dat se erhort werden, wen se vele
wort maken. Wath wyllen dusse spröke anders,
wen dath idt öhn an der erkantnisse und vor-
stande f eylet, welck doch dat erste und Leste ys,
dat yn süicken dynghen Gades wort und de sali-
cheyt esschet. 23

Noch eynen nicht gerynghen gebreck hebben
see, dardorch see vororsaket werden, des wordes
nicht hart tho achten, nömliken klostersede und
settynge, myth weickem se vorbunden syn an
stede, kieder, tyde, spyse etc., de myt dem bruke
vorsclyten, de nicht warheyt, sunder schäm 24
syn (Colos. 2,16 ff.). Und doch vormyddelst sol-
cken wysen vormeynen se, [se] wylien Gades
gherechticheyt und den hymmel vordenen, tho
der högesten vorhöning des lydens unses Heren
Jhesu Christ, de myth synem düren biode den ai-
mechtygen vor uns befredet, alle salicheyt und
den hymmei hefft erworven (Ephe. 1,3; Oolos. 1,14.
20. 22; Hebre. 13,12; 1. Petri 1,18 f.; 1. Johan. 1,7). De
syck myth eienden werken dat, darumme he ge-
storven ys, nicht Leth entweren. De syne gLorie
eynem anderen nicht wyl gheven (Esaias 42,8).
Nu steyt doch yn solcken ohren ordenssettyn-
ghen sunderlyck ohr vortrüwen, vor welcken
balken, so in ohren oghen syn, möghen se thor
erkantnysse der warheyt und Gades rechticheyt
nicht langhen, unde ys neyn wunder, wente so

23 — erfordert.

24 = Schatten, Schemen.

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