Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Ratschlag zur Notdurft der Klöster 1530

werden, drecht ohrer szo grothe sorgfoldicheyt,
dat he vordert truweliken, men schulle sick
umme bröderliker nodt wyllen eyner ydtliken
fryheyt begheven (Rom. 14,1 ff.; 1. Cor. 8,7 ff.),
und datsulve yn geryngen dynghen, alse spysen
und tyden. Dorf ock wol den Hymeneon und
Alexandron dem sathan geven, darmyt se leren
affthostan van ergern und lesteren (1. Thi. 1,20).
Wu, wen hee seghe bemelter geystliken un-
voch, 29 ungehorsam und ergernysse, sunderlick
ym höchsten gude, dem ewyghen gadesworde,
van welckem se de swacken affthen und yn vel
weghe ergeren? Dorvens nicht seggen, ys doch
tho vormoden, worden see nicht eynem, sunder
velen sathan bevelen, szo lange se van ergeren
und lesteren uphörden. Wol ys bekant des hyl-
ghen Peters ernst und yver jegen Ananian und
Saphiran, de allene vor sick und ahn ergernysse
des negesten dem hyllighen Geyste hadden gelo-
ghen (Acto. 5,1-10). De unsen overst untrüwen
nycht alleyn dem hillighen Geyste, sunder löchen
siner, lestren ohn, ryten und raden aff, wen se
man kunnen, bruken alles vordels, vormöghens
und ghewalt, ohren ungrunt und glyssnerye
dem eynfoldigen tho overreden (Luce 10,21) und
ohn vam besten deyl, welck nicht mach van
eynem genamen werden, alsze van der warheyt
und worde des ewyghen levendes, genzlick tho
vorsluten.

Wyle den ghar umbillick, erbarmlick und vor-
derflick were, den klosterpersonen (vor welcke
syn düre blodt Christus unse salichmaker an-
gelecht und vorghaten) Gades licht und weten-
heyt tho vorholden, dartho wes an bemelten per-
sonen vorlaren worde, dar öhn Gades worth
nycht vorkündyghet, noch thom hören dessul-
vyghen mogelyker wiis angheholden würden,
datsulve vorlaren blodt an J. P. G. de almech-
tighe swerlyken worde erhalen. Tholest umme
orer erghernysse wyllen eyn arm, eynvoldich
volk gödtlykes trostes, levendes und heyles
moste entberen, ys nodt, byllick und gödtlick,
J. F. G. thom hören des wordes sze gnedichliken
van amptes wegen ervordere, se overst by der

29 == Unfug.

plicht, darmyth sze Godt und J. F. G. vorwant,
hyryn syck denstlyck und ghehorsam bewysen,
nycht alleyn thorn tho myden, dath neynes dan-
kes were edder umme des ghewethens wyllen,
alsze Paulus secht (Roma. 13,5), sunder ock myth
christliker demuth den negesten tho beteren
und uth Gades worde spyse und nodtroft der
sele tho entfangen.

Van der tydt und stede der predighe.

Byllick und gödtlick ys ydt, dath de gewon-
liken ordenlike predige an fest und Sondagen'
unverhyndert, alse ym vöryghen artikel ghe-
secht, ohren vortgank hebben. Dewyle overst
yn bemeltem predighen ydtlike grave mysbruke
der klöster nicht möghen, als ydt kumpt, un-
geröret blyven, ock de gebreke vormyddelst
godtlikem worde gestrafft werden nicht ane
sunderlike nodt und christlike beschedenheyt,
des dennoch ydtlike klösterpersonen groth mys-
fallen draghen und wenden vor, alse geschege
ydt ohne tho spott und vorschämyng, derhal-
ven nicht alleyne se buten der predyck blyven,
sunder ock anderen nicht staden, henyn tho
ghan, de gödtliker underrichtynge begerich und
nodtrofticht syn, seen wy vor gudt an, dat alle
wäken 30 twemall geprediget werde, nömliken
des Dynxstedages und Dunnerdages up der junk-
frouwen khor, effte nedden yn der kercken myt
beslaten dören in bywesen des bichtvaders, wert
de prediger na gelegenheyt eyn de hövetstucke
der hilligen schrift entfoldyghen und klarlick
vorhandelen, edder eyn bock der hilligen schrift
na siner ordnynge flytygen uthleggen yn maten
und ghestalt, alse des J. F. G. alrede den predi-
gern schriftliken wol geschyckten bevel ge-
gheven.

De stunde sulcker sunderliken predyge sy thor
capitteltydt, wente de capittel ortsprunklick dar-
umme by den olden ynghesettet syn, gödtliker
weghe de personen tho underrichten, van sunden
se tho wysen und de sundighenden tho straffen,
darumme ock see lection uth der hyllighen
schrift und volghendes homelien und predigen

30 = Wochen.

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