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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0619
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Ratschlag zur Notdurft der Klöster 1530

tho vordensten solcks dryngen wurde, wert alle
kost und moyge vorloren.

De gheseng overst und bede, de sick up der:
hyllighen vordenst und vorbydde strecken, mo-
ghen yn kraft der ghanzen schrift by christ-
lovighen neyne stedde hebben, ydt sy suffragen,
collecten, antiphen, responsorie, Salve regina, 34
Hec est preclarum vas 35 und alle duth, wo ydt
doch genömet wert, dat sick up der hilligen vor-
denst schicket. Wente solcke gesenghe, wur men
se recht ansüth und ohrer myt guden geweten
warnympt, hebben yn sick eyne sunderlike Ga-
des und unses Hern Christi vorachtyng. Vören
dartho up eyn falsch vortröwen, dar men thor
tiid der nodt wer grunth noch boddem fyndet.
Went wat mach vorachtliker syn, wen dath
ampt und ehre, dath Christo unsem heylande
alleyne behört und thosteyt, ohm nemen und an-
dere yn syne stede setten, de solcks nicht kun-
nen, wyllen, vormöghen, noch begheren. Paulus
unde Barnabas tho Lystris entschlan sick aller
ehr und wysen up de eynighen gadesehr (Acto.
14,11-18). Johannes erkent nicht an sick den
namen Messie, noch jennighes heyls edder vor-
byddens, sunder wyseth syne jungher al up
Christum, dat lam Gades, welck der werlt sunde
wechnympt (Johan. 1,20 ff. 29.36). Van der moder
des Hern, der benedyeden junkfruwen Marien,
wert nicht anders gehört, wen allene, de Here
hebbe de nichticheyt syner maghet angesehen
(Luce 1,48), szo vormeldet ock de schrift van
dem vorbydden der hilligen ghar nichts. Wert
overst wes uth der schrift vam vorbydden der
hylligen van den wedderwerdyghen anghetogen,
wert uth klarem unvorstande ahne schult und
vormöghen der schrift angetögen, yn welcken

34 Die vermutlich von Hermann Contractus
(f 1054) gedichtete Antiphon wurde seit dem
Beginn des 13. Jhdts. hauptsächlich in Ver-
bindung mit den Horen, hier und da auch
nach der Messe gesungen. Allmählich setzte
sich aber die Sitte durch, daß unab.hängig
von Stundengebet und Messe selbständige
Salve-regina-Andachten abgehalten wurden,
die besondere Volkstümlichkeit erlangten.
Stiftungen für diesen Zweck waren sehr häu-

ohr unwetenheyt sick herliken meldeth. Ja, de
schrift strevet jeghen alle vordenst und vor-
byddent der hillighen, darvan ock hyrnha wert
berört, urnme des willen ock solcke gesenghe
wedder Godt und unlydlick syn. Dartho so ys
dath vordenst und myddelen twyschen Godt und
uns dath werk des enyghen Christi (1. Thi. 2,5),
de van deswegen yn dat allerhilligheste ge-
ghan, sick dem Vader geoppert (Esa. 53,5.7.
10 ff.) und steyt yn ewicheyt, alse de schrift
secht (Rom. 8,34; Heb. 7,25; 9,24), vor Gades an-
gesichte, densulven vor uns tho bidden, darumme
he ock unses blodes gemenschop gehat (Heb.
2,14 ff.), allenthalven, jodoch ahne sunde, dorch
lyden vorsocht und vullenkamen ghemaket, up
dath hee unsze ghebreke erkennen (Heb. 4,13;
7,28), syck der annhemen und als eyn ewych
prester uns mochte vorbydden (Heb. 9,11 ff.).
Alse den de hillige Joannes secht (1. Johan.
2,1 f.): Kynderken, ycht jemant sundighet, so
hebbe wy eynen vorspraken by Gade, Jhesum
Christ, de gerecht ys, und desulve ys de vor-
sönyng vor unse sunde. Wath wylle wy mehr?
Dath ganze werk und kraft des Heren Christi,
bevde, stervens, upstandes und regerens, ys
nichts anders wen eyn ewych vorbyddent Christi
vor de gelövygen by dem almechtyghen. Wat nu
der hoghen maiesteten Gades tho vorachtyng,
Christus ampt und ehren tho spotte und hilliger
schrift genzlick thowedder ys, möth by Christen
nycht alleyne nicht gelden edder affgedhan, isun-
der ock sorchvoldyghen vorwart und daryn ge-
sehen werden, dat ghar neyn orsake noch voth-
spar der dynghe blyve, darmyt men sick am
thorne Gades nicht wyder vorwerke. Godt hatet
eyn twevoldich harte (Eccle. 2) und dath hyn-

fig. Der Besuch der Andacht^n wurde durch
Ablaßverleihungen gefördert. Vgl. St. Beissel,
Gesch. d. Verehrung Marias im 16. u. 17.
Jhdt. 1910, S. 494-505; L. Eisenhofer, Hdbuch
d. kath. Liturgik II. 1933, S. 553 f.

35 Wohl ein marianischer Gesang. Die Bezeich-
nung Marias als „vas" war sehr häufig, vgl.
A. Salzer, Die Sinnbilder u. Beiworte Mariens
usw. 1893, S. 17 f. u. 115.

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