Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0621
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ratschlag zur Notdurft d-er Klöster 1530

Welck mynsche gesundes und godtfruchtigs
vorstandes dorveth syck vordömliken understhan,
dusse so klare wort und wyse tho vorandern?
We ys doch jü so köne ghewesen, de den kelck,
darby eygentlick und merklick bevolen wert,
syns blothvorgetendes tho ghedenken, den leyen
dörste entryten? Merk doch by dussem stücke
alleyn ydtliker godtloszen vormetenheyt unde er-
schreckliken barmliken fall und blyntheyt yn
der kercken. Van wem ys den Christus testa-
ment felschliken vorandert, von den vederen?
Nein, Cyprianus 40 hefft ock den kynderen dath
bloth nicht gheweygert, hefft allen und iderman.
als ock S. Hiero. gedhan (1. q;. 1. cap. Sacer-
dotes 41), dat ganze unverbraken testamente ghe-
gheven. Welck ghebruck ungever aver dusent-
verhundert jär yn der kercken ys gebleven, und
billiken. Went so hebben de apostel van Christo
entfangen (1. Cor. 11,23) und den vedern overant-
werdeth. Den vederen gebörth, ohren nakome-
lingen van gheschlechte tho gheschlechten, wath
se entfanghen, ane aff edder thosath unvor-
rücket, unvorsehrt, guder trüwe ganz overleve-
ren (1. Mo. 12=Dt 12,32; Pro. 30,6), nicht kloker
syn wen Christus und de hillige Geyst gewest
ys. Velschent den edder gebedent de canones?
Ja, se vorbannen und vorflöken dejennen, de des
ganzen sacraments, alse gesecht, nicht wyllen
bruken, darvan ym Decret apenbar bevolen,
Gelasius pawest gyfft des klare tüchnysse (De
conse. di. 2. c. Comperimus 42). Velschent den de
concilien? Neyn, see holden styff over beyder
ghestalt, alleyn eyn cossnitzisch concilium (Ses-
sione 13) 43 dusses falles und yn anderen ydtli-
ken stücken godtlos unsynnich, logenhaftich und
lesterich, alse yn den acten tho besehen, hefft nu

40 Vgl. Ep. LXIII, 8; MSL 4, 380. CSEL 3, 2, 707:
per baptisma autem spiritus sanctus acci-
pitur, et sic baptizatis et spiritum sanctum
consecutis ad bibendum calicem Domini per-
venitur., dazu De lapsis, 9 u. 25; MSL 4, 473
u. 485. CSEL 3, 1, 243 u. 255.

41 Decr. Grat. II, caus. I, quest. I, c. 90; Fried-
berg I, S. 391 aus Hieronymus, In Sophoniam,
cap. 3; MSL 25, 1375: Sacerdotes, qui euchari-

allererst vor hundert jaren den kelck den leien
vorbaden. Tras 44 dennoch, dat ydt hedde vor-
mocht, de Behemen van Gades wort und erkan-
ter warheit myt leve effte leyt affdryngen. Wü?
dat eyn concilium tho Basell, twyntich jar unge-
ver na bemelten cosnitziscken concili geholden,
vordömet dat cosnitzische, yndem ydt den Behe-
men beyderley gestalt nagyfft, 45 darmyt jennem
jo recht geschege, lögenstraffet und geschendet
werde. Got weyt, dat ydt war ys, welcks ock
alle främe christlövige, de ychteswes gelesen,
möthen bekennen, ja, ock de vyende nicht kun-
nen löchen. Nu sin wy des bym concili to Cos-
nitz nicht gebleven. Christum schal men hören,
bevelt Godt de Vader (Mat. 17,5), und ghat hen
(sprick Christus Mat. ult. = Mt 28,20) und leret
se holden al, wat ick juw hebbe bevalen. Ick,
sprickt he, nicht veder, concila effte gewonheyt.
Wem schal nu rnehr loven gegeven werden? By
wem wultu blyven? By dem nakeden, heylosen
concili tho Oosnitz, aller warheyt und Gades
fruchten entblötet? Effte 'by der schrift und
warheit Gades? Rychte du sulves. Minschen la-
ten syck nicht löghen straffen, noch ohre be-
werde testamente breken. Godt overst, de ewyge
wysheit und jummerblyvende warheit, dath wort
und kraft Gades, Christus Jhesus, Godt sulvest,
welck alleyn schall gehört und gesöcht werden,
dusse schal lyden, dat arme blynde und blynden-
vörers syn testamente, synen unvorbraken wyl-
len unde ewyghe warheyt voranren, breken, fel-
schen und schyr myth vöten treden.

Were noch wes, wen ydt darby were gebleven,
wen nicht se uth bemelter grüweliken örer misse
eyn gudt werk hedden gemaket, hyrmyt hefft
men sick understhan, vorgevinge der sunde, ge-

stiae seruiunt, et sanguinem Domini populis

eius diuidunt...

42 Decr. Grat. III. De consecratione, dist. II,

c. 12; Friedberg I, S. 1318.

43 Vgl. oben S. 129, Anm. 58 a.

44 tras = trotz.

45 Vgl. vor allem die Prager Kompaktaten v. 30.

Nov. 1433, Art. 3; Mansi XXXI, 273 f. C. J.

Hefele, Conciliengeschichte VII, 2,1874, S. 568 ff.

75

601
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften