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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0630
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Lüneburg

tes wort mit fleiss gepredigt und die heiligen
sacrament mit grosser andacht und ehrerbietung
administriert, ausgeteilt und empfangen werden.

Und insonderheit soll auf alle Sontage und
andere fest, auch darzu in der wochen aufs
wenigst einmal gepredigt werden. Und so dann
der rnensch das verdienst und ewige selichkeit
allein durch den glauben an Christum erlangt,
wie S. Paulus Röm. 4 [5] und 7 [6] und Gal. 2
[20] und Eph. 2 [8 f.] leret, auch Joh. 3 [16],
Act. 10 [43] und 13 [48] geschrieben ist, und dami
der glaube aus dem gehore des wort Gottes
kummet, Röm. 10 [17], so sollen die kloster-
personen, jungfrauen, megde und kinder, als in
dem kloster sein, in die predigen gehen und mit
fleis und herzlichem begirden Gottes worthören,
nicht zweivelende, der almechtige werde seinen
heiligen Geist darzu geben, das es in ihnen 4
kreftich und frucht schaffen werde, wie ehr
selbst durch den prophethen zugesagt hat, das
sein wort nicht soll ledig und ohne frucht ab-
gehen, sundern das ausrichten, darzu ehr es
gesandt hat [Jes 55,11],

Dann also schreibt auch S. Paulus Gal. 3 [2],
das die Galateren haben den heiligen Geist emp-
fangen durch das gehor des glaubens, das ist
durch die predig. So ist auch in Act. 10 [36 ff.]
ein offentlich exempel, das der heilig Geist durch
gehör und predige Gottes worts komme, dann
do Petrus dem Cornelio und seinem haus pre-
digte, das alle propheten bezeugen, das wir ver-
gebung der sunden durch Christum haben, do
fiel der heilige Geist sichtbarlich uf die zuhörer
solcher predige, domit anzuzeigen, das ehr stedts,
wan man Gottes wort predigt, etzlichen auch
unsichtbarlichen gegeben werde. Und hat Gott
selbs den Cornelium centurionem [Act 10,5 f.]
und Paulum [Act 9,6] zur predig und dem gehor
Gottes worts gewiesen und ihnen gesagt, der
apostel und prediger werden ihnen anzeigen,
was sie thun und lassen solten, darumb sagt der

4 In der niederdeutschen Fassung heißt es:

uns.

Ananias zum Paulo [Act 9,17]: Saul, lieber bru-
der, der Her, der dir uff dem wege erschienen
ist, hat mich zu dir gesant, auf das du den
heiligen Geist empfangest.

Demnach sollen sich die klosterpersonen auch
mit fleiss zu der predigt Gottes worts furdern
und es gerne hören, domit sie den seligmachen-
den glauben, heiligen Geist und ewiges leben
erlangen mogen, und also werden sie auch en-
zeigen, das sie rechte geistliche und aus Gott
sein. Dann Christus selbst sagt [Joh 8,47]: Wer
sein wort höret, der sei aus Gott, wer aber sein
wort nicht höret, der sei nicht aus Gott, sonder
aus dem teufel.

Und sollen alle kinder, die im kloster erzogen
und gehalten werden, in die predigen feiertag
und werktag gehen, derwegen ihnen auch zu
der zeit soll zu essen gegeben werden, das sie
dardurch die predige und gottesdienste nicht
verseumen. Es soll auch keiner jungfrauen, die
nicht in die predig gehen will, gestattet werden,
das sie kinder bei sich habe.

Zum andern sollen an allen Sontagen und
festen, wenn communicanten vorhanden sein,
mess gesungen und das sacrament des leibs und
bluts Christi ausgeteilt werden.

Also auch, weil die klosterkirchen auch pfar-
kirchen sein 5, so soll die heilige taufe, wan
kinder zu taufen vorhanden sein, auf die feier-
tage, auch andere tage, wann es begert wirdet,
mitheteilt werden.

Und soll das heilig sacrament des altars nach
der einsetzung Christi und wie es Gott lob in
diesem furstenthumb gebreuchlich ist,nemlich der
leib und blutt Christi den communicanten ge-
geben werden. Dann er selbst es also eingesetzt
und zu geniessen bevolen hat, do ehr also sagt
[1. K 11,24 f.]: Nemet hin und esset, das ist
mein leib, der fur euch gegeben wird, und fer-
ner, als er ihnen den kelch dargereicht: Drinket
alle daraus, das ist der kelch des neuen testa-

5 In der niederdeutschen Fassung heißt es:
„Also ock, wor de kloster kercken oder
pfarkirchen seyn.“ Dieser ganze Absatz, die
Taufe betreffend, fehlt bei L y ß m a n n.

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