Kirchenordnung 1575
von dem gnadenreichen vordienste Christi vor-
sichert und also durch dieselbe zu kindern und
erben Gotts, miterben Christi zur ewigen selig-
keit und herligkeit werden sollen, und weil dan
nun auch die kleinen jungen und neugebornen
kindlein zu solcher gnaden mit gehören, wie
Christus selber spricht, man soll sie zu ihm
bringen, das sie gesegnet werden, auch vor-
sprochen hat, das ehr sie gnedigligst annhemen
und ihnen das himmelreiche schenken wolle.
Das man derwegen nun das liebe kindlein
dem Herrn auf sein gnediges befehlich also zu-
bringen muge, das es umb Christi willen vor-
gebung aller sunde erlange, zum wharen und
lebendigen glidmasse der heiligen christlichen kir-
chen und also auch zu einem kinde und erben
Gottes und miterben Christi aufgenohmen werde,
so wolle man von herzen den gewontlichen se-
gen und das heilige christliche gebet uber das-
selbe sprechen:
Fahr aus, du unreiner geist, und gib raum dem
heiligen Geiste 89 etc., alles wie es in des er-
wirdigen hern Doctoris Martini Lutheri teuf-
büchlein 90 in die lenge vorfasset worden.
Nach der teufe thutt man mit kurzen worten
eine danksagung zu Godt, das ehr dies liebe
kindelein lebendig zur welt und zur heiligen
teufe kommen, aus dem reich des teufels
reissen, seiner christenheit einleiben und aller
seiner ewigen gutter theilhaftig werden lassen,
mit herzlicher bitte, der liebe Godt es dabey
umb Christi willen gnediglichen erhalten und
durch seinen heiligen Geist regieren wolle, mit
angehengter vormhanung, die gefatteren, soviel
ihnen immer muglich, das kind, wens zu seinem
vorstande kompt, solches heiligen teufglubds
vleissig erinneren und zu aller gottseligkeit
halten und vormanen helfen wöllen etc.
VI. caput.
Von der nothtaufe.
Wiewoll man nicht leichtlich ohne hochdrin-
gende noth zur nothteufe eilen oder greifen soll,
89 Vgl. Bek. Schr. S. 538.
sondern sich, soviel als muglich und die ge-
legenheit erleiden kan, bevleissigen, mit dem
furderligsten das geborne kindelein in die kir-
chen zu bringen, damit es vor der gemeine
offentlich geteuft werden moge, und dennoch
umb hochdringender noth und lebensgefahr wil-
len bisweilen dazu geschritten werden muß,
auch kein zweifel darahn ist, wen ein kindelein
also in dem nhamen des Vatters, des Sons und
des heiligen Geistes getauft worden, das es recht
getauft, weil es nach Christi befhel getauft, auch
gewiß, das es Gott almechtiger vor sein liebes
kindelein angenommen und ihme die ewige selig-
keit vorsprochen, weil es ihme durch ein herz-
grundlichs gebett befholen worden, wie Christus
sagt [Mt 18,20]: Wo euer zwey oder drey in
meinem nhamen vorsamlet seind, warlich, das
sage ich euch, ich will bey euch sein, und [Joh
15,7] was ihr bitten werdet, das solt ihr emp-
fangen, so soll man dennoch nicht destoweiniger
ein solchs kindlein, das also in der noth ge-
tauft und unserem Hern Gott durch die heili-
gen taufe und christliches gebet zugebracht
und der heiligen christlichen kirchen eingeleibet
worden, sofern es im leben bleibt, umb fol-
gender ursachen willen, wie mit andern ge-
schicht, in die kirchen tragen.
1. Als nemblich zum ersten umb der elteren
willen, das dieselbigen durchs offentliche ge-
zeugnusse des kirchendieners mugen vorgewis-
set werden, das ihr kindlein, so in der noth
nach Christi befhelich getauft, recht getauftund
derohalben durch die empfangene heilige taufe
warhaftigen in die zall der gemeine Gottes ein-
geleibet und angenommen und von allen seinen
sunden abgewasschen sey, auch zum kinde Got-
tes und in Christo Jesu zum erben aller himmel-
schen guter geworden sei.
2. Zum andern auch umb des lieben kind-
leins willen, so in der noth getauft ist, auf das
dasselbige hemachmals von der gemeine Gottes
seiner empfangenen taufe desto mehr gezeugnus
haben möge und sich derselbigen in allen an-
99 Bek. Schr. S. 535 ff.
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von dem gnadenreichen vordienste Christi vor-
sichert und also durch dieselbe zu kindern und
erben Gotts, miterben Christi zur ewigen selig-
keit und herligkeit werden sollen, und weil dan
nun auch die kleinen jungen und neugebornen
kindlein zu solcher gnaden mit gehören, wie
Christus selber spricht, man soll sie zu ihm
bringen, das sie gesegnet werden, auch vor-
sprochen hat, das ehr sie gnedigligst annhemen
und ihnen das himmelreiche schenken wolle.
Das man derwegen nun das liebe kindlein
dem Herrn auf sein gnediges befehlich also zu-
bringen muge, das es umb Christi willen vor-
gebung aller sunde erlange, zum wharen und
lebendigen glidmasse der heiligen christlichen kir-
chen und also auch zu einem kinde und erben
Gottes und miterben Christi aufgenohmen werde,
so wolle man von herzen den gewontlichen se-
gen und das heilige christliche gebet uber das-
selbe sprechen:
Fahr aus, du unreiner geist, und gib raum dem
heiligen Geiste 89 etc., alles wie es in des er-
wirdigen hern Doctoris Martini Lutheri teuf-
büchlein 90 in die lenge vorfasset worden.
Nach der teufe thutt man mit kurzen worten
eine danksagung zu Godt, das ehr dies liebe
kindelein lebendig zur welt und zur heiligen
teufe kommen, aus dem reich des teufels
reissen, seiner christenheit einleiben und aller
seiner ewigen gutter theilhaftig werden lassen,
mit herzlicher bitte, der liebe Godt es dabey
umb Christi willen gnediglichen erhalten und
durch seinen heiligen Geist regieren wolle, mit
angehengter vormhanung, die gefatteren, soviel
ihnen immer muglich, das kind, wens zu seinem
vorstande kompt, solches heiligen teufglubds
vleissig erinneren und zu aller gottseligkeit
halten und vormanen helfen wöllen etc.
VI. caput.
Von der nothtaufe.
Wiewoll man nicht leichtlich ohne hochdrin-
gende noth zur nothteufe eilen oder greifen soll,
89 Vgl. Bek. Schr. S. 538.
sondern sich, soviel als muglich und die ge-
legenheit erleiden kan, bevleissigen, mit dem
furderligsten das geborne kindelein in die kir-
chen zu bringen, damit es vor der gemeine
offentlich geteuft werden moge, und dennoch
umb hochdringender noth und lebensgefahr wil-
len bisweilen dazu geschritten werden muß,
auch kein zweifel darahn ist, wen ein kindelein
also in dem nhamen des Vatters, des Sons und
des heiligen Geistes getauft worden, das es recht
getauft, weil es nach Christi befhel getauft, auch
gewiß, das es Gott almechtiger vor sein liebes
kindelein angenommen und ihme die ewige selig-
keit vorsprochen, weil es ihme durch ein herz-
grundlichs gebett befholen worden, wie Christus
sagt [Mt 18,20]: Wo euer zwey oder drey in
meinem nhamen vorsamlet seind, warlich, das
sage ich euch, ich will bey euch sein, und [Joh
15,7] was ihr bitten werdet, das solt ihr emp-
fangen, so soll man dennoch nicht destoweiniger
ein solchs kindlein, das also in der noth ge-
tauft und unserem Hern Gott durch die heili-
gen taufe und christliches gebet zugebracht
und der heiligen christlichen kirchen eingeleibet
worden, sofern es im leben bleibt, umb fol-
gender ursachen willen, wie mit andern ge-
schicht, in die kirchen tragen.
1. Als nemblich zum ersten umb der elteren
willen, das dieselbigen durchs offentliche ge-
zeugnusse des kirchendieners mugen vorgewis-
set werden, das ihr kindlein, so in der noth
nach Christi befhelich getauft, recht getauftund
derohalben durch die empfangene heilige taufe
warhaftigen in die zall der gemeine Gottes ein-
geleibet und angenommen und von allen seinen
sunden abgewasschen sey, auch zum kinde Got-
tes und in Christo Jesu zum erben aller himmel-
schen guter geworden sei.
2. Zum andern auch umb des lieben kind-
leins willen, so in der noth getauft ist, auf das
dasselbige hemachmals von der gemeine Gottes
seiner empfangenen taufe desto mehr gezeugnus
haben möge und sich derselbigen in allen an-
99 Bek. Schr. S. 535 ff.
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