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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0696
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Lüneburg

horsambs und bezhalunge Christi willen vor-
geben werden und die wolvordiente straffe ge-
horsamlichen und geduldigen auf sich nimmet, so
wird sie ihme gewislich durch denselben Hern
Jesum Christum, die unvorwelkliche krone der
ewigen herligkeit zu erlangende, geheiliget, nicht
anders denn dem schecker ahm kreuze, sobalde
ehr seine sunde erkennet und bekennet, den Hern
Christum in wahrem glauben umb gnade an-
ruffet und bittet, die vordiente straffe seiner
sunden guttwilliglichen uff sich nimmet, in der-
selben geheiliget ist und die fröliche stimme
gehöret hat [Luk 23,43]: Warlichen, ich sage
dir, heuten soltu mit mir im paradise sein.
Und soll dieß zwar niemand la vorwundern, das
die ubelthätter durch den glauben in ihrer wol-
vordienten straffe ebensowoll als die unschul-
digen merterer geheiliget werden; dan wie jenne
in ihrem leiden ein gewisses gezeugnus geben
von Christo und seinem evangelio, also zeugen
diese mit ihrer straffe von dem gesetze Gottes
und seiner gerechtigkeit und seind andern leu-
ten ein offentlich exempel, darahn sie sich spie-
geln konnen, die sunde mit hoherm vleisse zu
vormeiden und ihr leben ernstlichen zu besse-
ren, auf das sie nicht gleicherweyse gestraffet
werden mugen, welchs gewislich ein heiliges
werk, Gott ein angenhemer gehorsam und wol-
gefelliger dienst ist.

XIII. caput.

Von der kirchenzucht.

Es ist der ewige und unwandelbare wille des
almechtigen Gottes, das seine heilige christliche
kirche von allen andern volkern und menschen
auf erden, als heiden und ungleubigen, under-
schieden und erkant werden soll, wie der Herr
Christus selber spricht Johan. 13. cap. [35]: Da-
bey wird jedermann erkennen, das ihr meine
junger seid, so ihr euch untereinander beliebet.

Dan darumb hat ehr derselben auch etliche
gewisse kennezeichen und merke vorordnet, da-
bey sie von der ganzen welt unterscheiden und

erkant werden kan, als da seind: Zum ersten die
unvorfelschte lehre des heiligen godtlichen worts,
davon der Herr Christus sagt Johan. 8. cap.[47]:
Wer von Godt ist, der höret Gottes wort, ihr
horets nicht, darumb seid ihr nicht von Godt,
und Johan. 10. cap. [47]: Meine schefflein, die
hören meinen stimmen.

Zum andern: der rechte gebrauch der heiligen
und hochwirdigen sacramenten, wie da geschrie-
ben stehet: Wehr da gleubet und getauft wird,
der wird sehlig werden. Item: Nemet hin und
esset meinen leib und trinket mein blutt zu
meiner gedechtnis.

Zum dritten: der christliche gehorsam, den alle
gleubigen dem heiligen worte und predigampte
zu leisten schuldig und pflichtig seind, wie Chri-
stus selber zu seinen jungern spricht Johan.
8. cap. [31]: So ihr bleiben werdet in meiner
rede, so seid ihr meine rechte junger, und als
die epistel zun Hebreern ahn dem 13. [17] lehret:
Gehorchet euren furgengern und thuet euch un-
ter sie, dan sie wachen uber euer seelen als die
da rechenschaft dafur geben sollen, uff das sie
das mit freuden thuen und nicht mit sufzen, dan
das ist euch nicht zutreglich.

Und seind diese dreyerley kennezeichen eben
darumb in der kirchen Gottes vonnöten, das man
Godt almechtigen selbst nach seinem heiligen
göttlichen wesen und gnedigem willen allein
aus seinem heiligen göttlichen worte muß er-
kennen lernen, wie da geschrieben stehet Jo-
han. 1. cap. [18]: Niemand hat Godt je gesehen, der
eingeborner Sohn, der in des Vatern schos ist,
der hat es uns vorkundiget, und Johan. 8. cap.
[31]: So ihr bleibet in meiner rede, so seid ihr
meine rechte junger und werdet die warheit er-
kennen, und die warheit wird euch frey machen.

Allein durch die heiligen sacramehte muß un-
sere glaube gesterket, von seiner gottlichen
gnaden, vorgebung der sunden und ewiger selig-
keit vorwisset werden.

Und durch den auswendigen christlichen wan-
del mussen wir vor den menschen den rechten,

la Druckvorlage: „kiemand“.

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